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abstellen

Für den → Eckhund kann es u.U. notwendig sein, seinen → Bindehund aus bestimmten Situationen, z.B. bei der Begrüßung eines Fremdhundes oder der Untersuchung eines Gegenstandes, herauszuhalten. Zu diesem Zweck wird der Bindehund abgestellt, d.h. er darf sich dem Reiz nicht weiter nähern, sondern muss stehen bleiben bzw. sich an die Seite stellen (oft wird der Bindehund beim Hundehalter abgestellt), während dieser Zeit hat er aber aufmerksam zu sein, falls er gebraucht wird. Er darf sich erst wieder nähern, wenn es der Eckhund erlaubt.

abstreichen

Abstreichen ist eine → Sozialgeste. Sie findet unter Hunden, aber auch wechselseitig zwischen Hund und Mensch statt und gilt als positive Bewertung oder Lob.
Hunde streichen Menschen ab, indem sie mit ihrem Körper am Bein eines Menschen entlangstreifen. Auf dieses Lob kann man antworten, indem man den Hund von der Wange über eine Seite des Körpers abstreicht. Gut eignet sich hierzu der Handrücken.
Möchte man den Hund aus eigener Initiative loben, kann man sein Bein am Körper des Hundes entlangstreichen. Als besonders großes Lob kann man sich auch zum Hund beugen, ihm langsam und leicht die Wange abstreichen und → schnäbeln.
Abstreichen des ganzen Körpers kann auch eine entspannende und beruhigende Wirkung haben. Viele Hunde – insbesondere Eckhunde – mögen es allerdings nicht, vom Menschen während des Arbeitens am ganzen Körper abgestreift zu werden.

akzeptabler Wurf

siehe → Wurfkategorien

Akzeptanzarbeit

Diese Arbeit steht – ähnlich wie die → Einbindearbeit – am Anfang eines Gemeinschaftsaufbaus. Es geht darum, dass die Teilgruppen sich jeweils in ihren Aufgaben akzeptieren und die → Eckhunde in der Absprache untereinander ihre → Sicherungshunde für die auszuführenden Aufgaben freigeben.

Die → Kommunikation innerhalb eines → Rudels läuft zwar über den → MBH, eine Entscheidung wird am Ende aber von den → Leithunden getroffen. Da der MBH diese Entscheidung innerhalb des Rudels anschließend umzusetzen hat, ist es unabdingbar, dass er (mit seinem → V 3) den Führungsanspruch des Vorrangs akzeptiert.
Er muss also sowohl den → V 2 als solchen, seine Fähigkeiten als → Führhund, aber auch die Tatsache akzeptieren, dass sein eigener, vorderer → Sicherungshund V 3 mit dem V 2 mitgeht. Im Gegenzug akzeptiert der VLH die Entscheidungen des MBH in der Ordnung des Rudels und gibt für die notwendigen Übungen und Aufgaben seinen Sicherungshund frei.
Im Nachrang läuft es mit „gespiegeltem“ Aufbau.

Ein häufiges Bild dieser Aktzeptanzarbeit (im Vorrang) ist, dass der V 2 im Auftrag des VLH, der dazu meist im Hintergrund steht und die Ausführung beaufsichtigt, sich dem MBH nähert, ihm zum Beispiel hinterher läuft, sich in seiner direkten Nähe aufhält, um sich irgendwann direkt vor ihn oder auch den V 3 zu schieben und damit beide zu stoppen, ihnen den Führungsanspruch des Vorrangs auch ganz bildlich klar zu machen.

Akzeptanzliegen

Unter bestimmten Voraussetzungen kommt es in Würfen zu Schlafsequenzen, bei denen vorrangige und nachrangige Bindehunde miteinander oder mit einem unpassenden Eckhund oder Eckhunde untereinander Körper an Körper schlafen.
Dieses so genannte Akzeptanzliegen kommt nur in akzeptablen Würfen (mit MBH) und auch nicht dauerhaft vor, ist aber eine wichtige, positive Maßnahme der im Wurf vorhandenen Welpen, schon im Vorfeld Aggressionspotentiale abzubauen, die sich sonst aufgrund der Konstellation entwickeln würden.
Kommt das Akzeptanzliegen bei einem perfekten Wurf vor, ist oft ein körperlich geschwächter Welpe dabei.

Ansteuerung, ansteuern

Bezeichnung für die Fähigkeit eines → Eckhundes, mit seinem entsprechenden → Verknüpfungshund in Verbindung treten zu können, um mit ihm zu kommunizieren und ihn zu führen.
Auch nicht passende Verknüpfungshunde können durch die Eckhunde angesteuert werden, was insbesondere in der → Überkreuzarbeit in einem → (Teil-)Rudel notwendig ist.

Arbeit

Ist im Zusammenhang mit Rudelstellungen von Arbeit die Rede, ist immer Arbeit an der Gemeinschaft gemeint, also alle Aktivitäten, die für die Schaffung und Erhaltung der strukturierten Gemeinschaft notwendig sind. Als Arbeit werden also Abläufe zwischen Verknüpfungshunden, Hunden in Teilrudeln oder Komplettrudeln bezeichnet, die zur → Kommunikation, → Einbindung, → Sicherung und → Führung gehören sowie → Freigaben, → Korrekturen, Lob, → Selbstdisziplinierung und der Austausch von → Sozialgesten.
Bei diesem Begriff ist grundsätzlich zu unterscheiden, ob diese Arbeit zwischen → stellungsperfekten oder → stellungsfähigen Hunde stattfindet. Während „nur“ stellungsfähige Hunde (häufig mit einem Vorleben ohne passende Hunde) sich an diese Fähigkeiten oft erst erinnern oder diese über eine Reihe von verschiedenen Übungen wieder reaktivieren müssen (→ Belltraining, → Führtraining, → Distanzübungen), können stellungsstarke oder gar stellungsperfekte Hunde das notwendige Wissen ohne weitere Übungen von Geburt an abrufen.

beamen (in eine andere Stellung)

Sind Stellungen im (Teil-)Rudel nicht besetzt, kann es passieren, dass Hunde anderer Stellung versuchen, die freie Position einzunehmen. Häufig geschieht dies z.B. bei → Doppelbesatz. Dieses als „beamen“ bezeichnete Verhalten geschieht aus einem Reparaturzwang heraus.
Diese → Reparatur kann jedoch nie gelingen, da Hunde die stellungsbezogenen Abläufe anderer Stellungen nicht beherrschen und dies auch nicht wirklich lernen können, da in ihnen natürlicherweise nur das Wissen und die Fähigkeiten einer einzigen Stellung angelegt wurden.
Sie können zwar mit ihrem Körper die freie Position besetzen und aufgrund überragender schauspielerischer Fähigkeiten Menschen eine Weile über ihre wahre Stellung täuschen, aber ein stellungsstarker Hund fällt darauf nicht herein: Ein gebeamter Hund kann nicht stellungsspezifisch korrekt kommunizieren, er beherrscht keine kompletten Abläufe aus der für ihn falschen Position und er ist spätestens bei Außenreizen komplett mit der gespielten Rolle überfordert.
Für den Verband insgesamt und für den gebeamten Hund selbst bedeutet dies ungeheuren Stress mit all den bekannten Folgen: Aggressive Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe, Mobbing, stressbedingte Erkrankungen etc.
In der Regel wird sich ein Hund in eine vor ihm gelegene Stellung beamen. Inwieweit es zu einem beamen in eine hintere Stellung kommen kann – evtl. durch eine Art Abwerbung durch einen → Eckhund – ist noch nicht hinreichend geklärt, freiwillig und von sich aus wird es ein Hund eher nicht tun.
Bei fehlenden → Verknüpfungshunden beamen sich grundsätzlich die 2er sofort in den jeweils freien Platz vor ihnen (VLH- bzw. MBH-Position). Bei den 3ern dauert es etwas länger. Auch ist jeweils der Vorrang schneller als der Nachrang.
Dagegen werden Eckhunde niemals Positionen von Bindehunden einnehmen, sondern bei fehlenden Verknüpfungshunden ein typisches, negativ auffälliges Verhalten zeigen.
Im Einzelnen:

  • VLH ist und bleibt VLH
  • V 2 beamt sich in die VLH-Position
  • V 3 beamt sich nur bis zur V 2-Position, nicht weiter
  • MBH neigt dazu, sich in die Position des VLH zu beamen, wenn er keine Vorrangtiere hat. Das erhöht sein aggressives Potential. Die Position des NLH nimmt er dagegen nicht ein, da er zunächst aus seiner Stellung heraus genug „Magnetkraft“ besitzt, um den Nachrang einzubinden. Muss er dies wegen Fehlbesatz jedoch dauerhaft leisten, geht dieser Energie-Raubbau zu Lasten seiner Gesundheit.
  • N 2 beamt sich in die MBH-Position
  • N 3 beamt sich entweder gleich in die V 3-Position oder aber in die dazwischen liegenden Positionen N 2 bzw. MBH
  • NLH beamt sich nötigenfalls für kurze Zeit in die MBH-Position, wenn er keinen Nachrang hat, der ausreichend → stellungsstark für die anstehenden Aufgaben ist.
    Der NLH kann sich – bei nicht vorhandenem N 3 und MBH – unter Umständen den vorhandenen N 2 in die N 3 Stellung ziehen, was jedoch nichts mit beamen im eigentlichen Sinne zu tun hat, da dieser Prozess nicht aktiv vom Bindehund ausgeht. Eine solche Situation wäre im Übrigen gefährlich für den Halter, da der N 2 auffällig gegenüber Außenreizen wird.

Belltraining

Diese Übungen betreffen – ähnlich wie das → Führtraining bei den 2er-Stellungen (→ V 2 und → N 2) – spezifisch nur eine Stellung: in diesem Fall die 3er (→ V 3 und → N 3), die so genannten → Wächter.

Die grundsätzliche Aufgabe der 3er im Rudel ist – neben etlichen anderen Aufgaben wie „Sozialarbeit“ oder „Tötungsbiss“ – die Meldung von Außenreizen, doch dies nicht undifferenziert oder übertrieben mit lang anhaltendem, aufgeregtem Gekläffe gegenüber jedem Außenreiz.
Den 3ern wird darum mit einem gezielten Belltraining ihre Aufgabe vermittelt, so dass sie bei einem relevanten Reiz mit nur einem „Wuff“ in einer bestimmten Tonlage die Leithunde informieren. Diese wissen dann sofort, dass sie für eine Bewertung der Situation gebraucht werden.
Dies Belltraining übernimmt der MBH, indem er die Übung oft mehrmals vormacht, bis der 3er diese in der gewünschten Ruhe, Selbstdisziplin und Tonlage umsetzen kann.

Bewertung / bewerten

Hunde besitzen ein hochsensibles Bewertungssystem, mit dem sie Außenreize, vornehmlich Hunde und Menschen, bewerten. Aber nicht nur die Lebewesen an sich, auch das Verhalten derselben – dies gilt vor allem für die Mitglieder ihrer Lebensgemeinschaft – werden differenziert bewertet.

Hunde als Außenreiz werden bereits aus der Entfernung bewertet, indem sie sich fixieren, also anschauen. Passen die Stellungen, aktivieren die Hunde ein stellungsspezifisches Anschlussverhalten, passen sie nicht, werden sie in der Regel einen großen Bogen umeinander machen.
Im ersten Fall wird im Anschlussverhalten oft die Stellungsfähigkeit des anderen Hundes bewertet, um ggf. die Arbeit mit dem Ziel eines Gemeinschaftsaufbaus aufzunehmen.
Dies ist jedoch kein Alltagsverhalten und gilt nur für → stellungsstarke Hunde. → Stellungsschwache Hunde dagegen können dies auf Entfernung in der Regel nicht leisten, sodass sie den Abstand verringern müssen, was wiederum zu Auseinandersetzungen führen kann, da zwangsläufig die → Tabuzone des anderen Hundes missachtet wird.

Hunde in einer Lebensgemeinschaft bewerten ihr Verhalten sowie die Aktionen untereinander, der → Leithund den → Bindehund, aber auch umgekehrt, Zustimmung oder Kritik wird dabei oft nur mit kleinen Körpersignalen geäußert.

Aber auch der Mensch wird durch seinen Hund fortlaufend bewertet: inwieweit dieser ein Grundverständnis für die Stellung des Hundes aufbringt und diese berücksichtigt, wie er sich in die Gemeinschaft einbringt und wie er mit ihm kommuniziert, wie er also z.B. auf bestimmte Signale seines Hundes reagiert. Fällt die Bewertung des Menschen durch den Hund permanent negativ aus, wird der Halter irgendwann Probleme bekommen, weil sich sein Hund verselbständigt und keine Führung mehr annimmt.

Bindehund

Bindehunde sind die „Arbeitstiere“ des Rudels. Sie werden von den „Entscheidungsträgern“ des Rudels, den → Eckhunden (VLH, MBH, NLH), für die verschiedensten Aufgaben eingesetzt (kundschaften, jagen und Stellen der Beute, Abfangen von Fremdhunden etc.). Sie brauchen einen Körper vor und hinter sich, um sich sicher zu fühlen, weshalb sie prinzipiell nicht für die Einzelhaltung geeignet sind.

Zu den Bindehunden zählen folgende Stellungen:
V 2 = → vorrangiger 2. Bindehund
V 3 = → vorrangiger 3. Bindehund
N 2 = → nachrangiger 2. Bindehund
N 3 = → nachrangiger 3. Bindehund

Einen Sonderstatus nimmt der → MBH (mittlerer Bindehund) ein. Einerseits ist er als Entscheidungsträger ein → Eckhund, andererseits ist er als Bindeglied zwischen Vorrang und Nachrang ein Bindehund.

Distanzübungen

Für Hunde und erst recht für ein Rudel spielen Abstände eine wichtige Rolle, allein bei der Jagd müssen die Hunde oft über hunderte von Metern in Kontakt bleiben. Aber nicht nur in Kontakt, auch die Steuerung der → Leithunde muss diese Distanzen bewältigen können, die → Bindehunde auch über diese Strecken ansprechbar bleiben, nicht abgelenkt sein.
Die → Ansteuerung über größere Entfernungen wird – vor allem unter Hunden mit Vorleben – geübt, wobei wichtig ist, dass sich der Bindehund der Ansteuerung durch seinen Eckhund in den Anfängen nicht entziehen kann. In einem kleineren Umfeld (meist der eigene Garten) wird über eine gewisse Entfernung die Ansprechbarkeit geprobt (z.B. zu einem Zielpunkt schicken oder Patrouille am Zaun laufen lassen, → abstellen oder ablegen, anschließend zurückholen) und mit fortschreitender Sicherheit in den Abläufen zunehmend auf größere Distanzen übertragen.

Doppelbesatz

Doppelbesatz ist die kleinstmögliche und häufigste Form von → Mehrfachbesatz und liegt vor, wenn in einer gemeinsam lebenden Hundegruppe zwei Hunde derselben → Stellung vorhanden sind. Mehrfachbesatz ist immer problematisch und sollte unbedingt vermieden werden. Je nachdem wie → stellungsstark die Hunde sind und unter was für Bedingungen sie leben, kann es sein, dass nur einer oder auch gar keiner der Hunde seine Geburtsstellung einnimmt.

Eckhund

Eckhunde sind die „Entscheidungsträger“ eines Rudels, im Gegensatz zu den → Bindehunden, die im Wesentlichen für die Ausführung dieser Entscheidungen zuständig sind. Zu den Eckhunden gehören die folgenden Stellungen:
VLH = Vorrang-Leithund, er schließt das Rudel nach vorn ab
MBH = Mittlerer Bindehund, er sorgt für die Trennung von Vor- und Nachrang
NLH = Nachrang-Leithund, er schließt das Rudel nach hinten ab

Sie sind die „Eck“-pfeiler eines Rudels, die die Stabilität ermöglichen. Dies hat aber nichts mit der Wertigkeit der Hunde zu tun, sondern sagt lediglich etwas über die unterschiedlichen Funktionen aus. Binde- und Eckhunde brauchen und ergänzen sich gegenseitig.

Einbindung / einbinden

Passen zwei Hunde hinsichtlich ihrer Stellung zueinander und entscheiden sie sich nach einer Kontaktaufnahme zu einem Gemeinschaftsaufbau, beginnt das unmittelbare Kennenlernen und damit die → Arbeit an der Einbindung.

In dieser signalisieren die Beteiligten durch sich wiederholende → Abläufe und durch vertrauensvolle Unterwerfung (z.B. das Aufstellen des Bindehundes in → T-Stellung, die Akzeptanz durch den Leithund und durch anschließendes Auf-den-Rücken-legen vor dem jeweils anderen, wobei immer der Bindehund mit dieser Einheit beginnt) ihre Bereitschaft, sich in die Gemeinschaft einzubinden und für diese zu arbeiten.

Einschätzung

Die Stellung (fast) jeden Hundes kann man anhand seines Sozialverhaltens, seines Gangbildes und seiner sonstigen Körpersprache mehr oder weniger deutlich erkennen. Da eine kurze Begegnung auf der Hundewiese dazu aber selten ausreicht, zumal Hunde sich → beamen können oder schauspielern (vgl. → Reparaturverhalten), wird eine solche Einschätzung nur unter „Laborbedingungen“ auf den jeweiligen Workshops des Vereins „Vererbte Rudelstellung der Hunde e.V.“ durchgeführt. Bei einer solchen Einschätzung läuft der Hund mit seinem Halter über ein eingezäuntes Wiesenareal und zeigt aufgrund seines Laufbilds, seines Verhaltens dem Halter gegenüber und der räumlichen Zuordnung zu ihm seine Stellung. Abschließend werden die Hunde mit einem (oder mehreren) passenden Hund(en) „gegengeschätzt“, d.h. die Hunde bestätigen sich bei einem kurzen Zusammentreffen durch Rituale und → Sozialgesten in ihrer jeweiligen Stellung.

Einzelgänger (Natur)

Der Begriff Einzelgänger wird im Zusammenhang mit Rudelstellungen einerseits für Hunde verwendet, die allein in der Natur, z.B. als Streuner, leben bzw. ohne die Begleitung anderer Hunde angetroffen werden.

Einzelgänger (Zucht)

Andererseits wird der Begriff verwendet, um Hunde zu bezeichnen, deren Stellung in einer → Einschätzung nicht eindeutig bestimmt werden kann, da sie Verhaltensweisen sowohl der → Binde- als auch der → Eckhunde zeigen. Sie werden – wohl aufgrund der daraus folgenden zwitterhaften Kommunikation – von nahezu allen anderen Hunden ignoriert und gemieden und scheinen auch keine Gemeinschaft mit anderen Hunden eingehen zu können. Bei diesen Einzelgängern handelt es sich vermutlich um → Vorrang-Leithunde, die sich aufgrund von äußeren Einflüssen nicht → separieren konnten.

Entschleunigung

Einen wichtigen Beitrag zur inneren Stabilität eines Hundes bildet die Entschleunigung. Sie hilft jedem Hund, sich den umgebenden Reizen ohne Überforderung zu stellen bzw. sich mit ihnen in Ruhe auseinandersetzen zu können.
Welpen aus einem guten Wurf benötigen diese Entschleunigung in der Regel nicht, sie kommen mit all ihrem Wissen in die neue Gemeinschaft. Hunde, die ihr bisheriges Leben z.B. mit Hundesport, am Fahrrad laufen, mit anderen Hunden toben etc. verbracht haben, begegnen ihrer Umwelt häufig reizoffen, gestresst oder – das Gegenteil – abgestumpft und in sich gekehrt. Diese Hunde können sich konzentrierter auf ihre Umwelt einstellen und leichter in ihre Stellung finden, wenn sie Umweltreizen mit Ruhe, Distanz und Erklärungen begegnen dürfen.

Insbesondere bei einer geplanten Vergesellschaftung sollte man unbedingt für derartige Möglichkeiten sorgen (z. B. mit einem eigenen Garten), damit sich die Hunde in einer bekannten und deshalb reizarmen Umgebung auf sich und die notwendigen Abläufe konzentrieren können und nicht ständig von neuen Reizen gefordert und unterbrochen werden.

Fehlbesatz

Fehlbesatz bedeutet, dass in einer zusammenlebenden Hundegruppe eine oder mehrere Stellungen nicht besetzt sind. Besonders problematisch ist das, wenn dadurch Lücken zwischen vorhandenen Stellungen entstehen, vor allem, wenn → Vorrang und → Nachrang ohne den „Puffer“ leben müssen, den der → Mittlere Bindehund (MBH) bildet.

fixieren

Unter fixieren versteht man eine Form von Kontaktaufnahme durch Anschauen. Sie kommt in Varianten und mit unterschiedlichen Intentionen vor, z.B. als musterndes, bewertendes, drohendes, ermahnendes oder aufforderndes Fixieren.

Auch als Mensch kann man einen Hund fixieren, damit ist aber nicht gemeint, dass man dem Hund direkt in die Augen schauen soll. Man konzentriert sich eher auf den Bereich zwischen bzw. leicht über den Augen, also auf die Stirn. Über das Fixieren kann man auch ohne Sichtkontakt mental Kontakt zum Hund aufnehmen, indem man seine Gedanken auf den Hund fokussiert. Eckhunde bewegen so z.B. Bindehunde, die sich außer Sichtweite entfernt haben, dazu, zur Gruppe zurückzukehren. Sie schauen dann nur in die Richtung, in die der Hund verschwunden ist. Bindehunde lassen sich so auch gut vom Menschen fixieren, während dies bei Eckhunden eher nicht gelingt.

Freigabe

Die → Eckhunde geben die → Bindehunde frei, damit diese außerhalb des Rudels bestimmte Aufgaben erledigen können. Nach Erledigung kehren die Bindehunde umgehend in das Rudel zurück und erhalten dann durch die Eckhunde eine → Bewertung.

Führarbeit

Dieses Training betrifft im Grunde nur zwei Stellungen, da sich im → Rudel nur zwei sog. Führhunde befinden: die beiden 2er (→ V 2 und → N 2). Beide führen – bspw. bei der Jagd oder auch anderen Aufgaben, die ihnen vom → MBH in Absprache mit den → Leithunden zugeteilt werden – die jeweiligen 3er.
Bei dieser Arbeit nimmt der jeweilige 2er Körperspannung auf, läuft los, schiebt sich seitlich bzw. von schräg hinten kommend vor den 3er, um ihn auf diese Weise mitzu→ziehen, beide laufen anschließend in identischem Tempo und Abstand zum Ziel, erledigen ihre Aufgabe und kehren gemeinsam zurück.

führen

Der Begriff wird hier zum einen für die dominante Führung der → Bindehunde durch die → Eckhunde verwendet und zum anderen für die Führung einer 3er-Stellung durch die gleichrangige 2er-Stellung bei einer Außenaufgabe nach → Freigabe durch einen → Eckhund (so wird z.B. der V 2 den V 3 zum Wild führen, welches jedoch in aller Regel vom V 3 aufgrund seines höheres Aggressionspotientials getötet wird).

Geburtsstellung

Dieser Begriff wird in der Regel synonym für → Stellung verwandt.

Hausbestand

Unter Hausbestand versteht man – in Anlehnung an die ursprüngliche Begriffsverwendung durch die Familie Werner – alle in einem Haushalt lebenden Hunde.

ignorieren

Das Ignorieren eines bestimmten Verhaltens anderer Hunde ist eine wesentliche Form der Kommunikation. Es dient – wie auch die → Korrektur – als Form der Disziplinierung: Das unerwünschte Verhalten soll sich durch Selbstkorrektur verändern.
Ignoriert ein Eckhund das Verhalten eines Bindehundes oder eine Hundegruppe das Verhalten eines einzelnen Hundes, handelt es sich um eine erzieherische Maßnahme. Ignoriert ein Bindehund den Eckhund, kann es sich um eine Form der Ablehnung handeln, z.B. bzgl. der Arbeitsweise oder einer bestimmten Forderung.

infantile Hunde

Tiere, die als Welpe ihre → Professionalisierung nicht durchlaufen konnten und später als ausgewachsene Tiere noch immer alle Abläufe eines unbeholfenen Welpen zeigen, bezeichnet man als infantile Hunde. Sie hüpfen herum, springen alles und jeden an, kommen innerlich kaum zur Ruhe und stehen nervös immer wieder ohne erkennbaren Anlass auf, rennen ohne vom Menschen wahrnehmbaren Grund hin und her und können sich selbst in keiner Weise disziplinieren und korrigieren.

Kommunikation

In einigen Textpassagen ist davon die Rede, dass bestimmte Hunde nur mit bestimmten anderen Hunden kommunizieren.
Dieser Begriff ist jedoch nicht generalisierend gemeint, da selbstverständlich alle Hunde miteinander kommunizieren. Er bezieht sich viel mehr auf spezifische Kommunikationsabläufe (→ abstellen, → fixieren, → Freigabe, → ziehen) während der → Arbeit, die in der Regel nur zwischen bestimmten Stellungen stattfinden.

Korrektur

Eine Korrektur ist wie das → Ignorieren eine Reaktion auf ein unerwünschtes Verhalten. In der Regel wird sie vom → Eckhund gegenüber seinem → Verknüpfungshund ausgeführt. Hat sich beispielsweise ein V 3 ohne → Freigabe entfernt, wird er zurückgeholt, entweder durch entgegengehen und abholen oder über → fixieren, und nach seiner Rückkehr vom MBH solange fixiert, bis er mit seinem Kopf eine Unterwerfungsgeste macht. Nachrangige Hunde werden in der Regel ohne weitere Maßnahme wieder in den Verband gelassen, vorrangige Hunde erhalten häufig eine körperliche Korrektur, z.B. einen Stups mit der Schnauze.
Der zurückkommende Hund verlangsamt sehr deutlich alle seine Bewegungen und zeigt sich in reduzierter Körperhaltung, bis er sich wieder eingegliedert hat.
In einer schon eine Weile bestehenden strukturierten Lebensgemeinschaft kommt es kaum zu körperlichen Korrekturen, zum einen, weil die Tiere zu diszipliniert sind, um gegen die gegebenen Regeln zu verstoßen, zum anderen, weil ein Blick vom MBH als Maßregelung völlig ausreicht.

Leithund

Die beiden Leithunde gehören als → Eckhunde zu  den „Entscheidungsträgern“ eines Rudels, im Gegensatz zu den → Bindehunden, die im Wesentlichen für die Ausführung dieser Entscheidungen zuständig sind.

Während der → Mittlere Bindehund (MBH) jedoch nur für Angelegenheiten innerhalb des Rudels zuständig ist und dabei die beiden Leithunde in der Kommunikation verbindet, ist es die Aufgabe der Leithunde – aufgrund ihrer Ortungs- und Bewertungsfähigkeiten von Außenreizen –, das Rudel sicher durch das Gelände zu führen (zu „leiten“). Zu den Leithunden gehören die folgenden Stellungen:
VLH = Vorrang-Leithund, er schließt das Rudel nach vorn ab
NLH = Nachrang-Leithund, er schließt das Rudel nach hinten ab

loser Verband

Der Begriff bezeichnet eine Ansammlung von Hunden, die ohne Rücksicht auf die Stellung zusammengesetzt ist.
Es liegt aufgrund von → Mehrfachbesatz und/oder → Fehlbesatz weder ein → Rudel noch ein → Teilrudel vor. Dies kommt sowohl bei Hunden in Menschenhand als auch bei frei lebenden, z.B. verwilderten Hunden vor. Für die Tiere bedeutet ein solches Leben schon durch die erhöhte Aggressionsbereitschaft Dauerstress. Ohne Aufsicht des Menschen kommt es außerdem häufiger zu ernsten Auseinandersetzungen mit Verletzungen.

MBH Abkürzung für Mittlerer Bindehund

Mehrfachbesatz

Ist dieselbe Stellung in einem Wurf oder in einer Lebensgemeinschaft mehrfach vorhanden, also beispielsweise 3 x N 2 oder 2 x MBH, spricht man von Mehrfachbesatz. Die häufigste Form ist der → Doppelbesatz.

Nachrang

Nachrang ist die Bezeichnung für die Hunde, die hinter dem → Mittleren Bindehund (MBH) laufen, also den → nachrangigen 2. Bindehund (N 2), den → nachrangigen 3. Bindehund (N 3) und den → Nachrang-Leithund (NLH). Siehe auch → Vorrang.
Nachrangige Hunde wirken insgesamt langsamer und introvertierter. Sie sind oft diplomatischer und sensibler als Hunde aus dem Vorrang.
Beim Stellungslauf sind die Abstände zwischen den nachrangigen Hunden etwas länger als bei den vorrangigen Hunden.

NLH Abkürzung für Nachrang-Leithund: Der NLH

N 2 Abkürzung für nachrangiger 2. Bindehund: Der N 2

N 3 Abkürzung für nachrangiger 3. Bindehund: Der N 3

orten

Es haben zwar alle → Eckhunde eine Ortungsfähigkeit, allerdings ist diese beim → MBH sehr gering ausgeprägt, da er sich auf die Fähigkeiten der beiden → Leithunde verlassen kann. Im Gegensatz zum MBH können sowohl der → VLH als auch der → NLH mithilfe ihres „Radars“ oft hunderte Meter weit die Umgebung scannen und Fremdhunde, Beutetiere, Gefahren etc. orten, selbst wenn diese nicht sichtbar sind. Beide Stellungen stehen dann in typischer Weise in sich gekehrt und konzentrieren sich auf den entsprechenden Außenreiz, den Menschen oft erst eine ganze Zeit später sehen können.
Die besondere Stärke des VLH liegt in der Ortungsfähigkeit nach vorn, die des NLH nach hinten. Es kann zwar der NLH auch nach vorne orten, allerdings nur „aushilfsweise“ (bei fehlender Struktur vorne); sofern passende Hunde aus seinem Verband vor ihm laufen, konzentriert er sich zunehmend auf seine eigentliche Ortungsfähigkeit nach hinten.

Parallelstruktur oder Parallelverband

Ein komplettes → Rudel kann sich strukturiert erweitern, ohne zum losen Verband zu werden, indem es gezielt in einer bestimmten Reihenfolge weitere Bindehunde aufnimmt. So weit dies bisher beobachtet wurde, bewegen sich diese Hunde dann in Höhe der stellungsidentischen → Bindehunde in einem gewissen Abstand links und rechts neben dem Rudel, weshalb der Begriff Parallelstruktur passend ist.
In ähnlicher Weise werden z.B. in Spanien/Portugal auch heutzutage noch Meutehunde-Verbände zusammengesetzt.

perfekter Wurf

siehe → Wurfkategorien

Professionalisierung

Auch wenn die Stellung angeboren/vererbt ist, müssen die aus der Stellung resultierenden Aufgaben und Abläufe (durch den MBH) erst aktiviert und später fortlaufend geübt werden. Die Welpen eignen sich auf diese Weise bereits in den ersten Tagen wichtige Fähigkeiten an, die sie in ihrem späteren Leben dann „professionell“ und selbstverständlich abrufen und ausführen können.
Die erste Verknüpfungs- und Professionalisierungsphase ist abgeschlossen, sobald die Welpen sehen können.

Reiztraining

Mit dem Reiztraining werden in aller Regel bestimmte Umweltreize abgearbeitet, sodass diese Übungen schlussendlich der Steigerung der → Selbstdisziplin dienen. Über Dauer und „Objekt“ der Beobachtung wird auch zunehmend der Schwierigkeitsgrad dieser Übungen erhöht. Während anfangs die → Bindehunde meist in bekanntem Gebiet nur abgestellt werden, müssen sie später auch in „schwierigem“ Umfeld sitzen bleiben. Oft werden dazu besondere Reize (wie „bewegliche Ziele“, also z.B. Katzen, Vögel oder größere Tiere wie Schafe etc.) ausgewählt, zu denen der → Leithund den Bindehund mehr oder weniger direkt heran führt und vor denen dann die Beobachtungen und Sitzübungen als eine Art „Konfrontationstherapie“ wiederholt werden.

Dazu gehören in gewisser Weise auch Übungen, in denen sich der Bindehund → abstellen lassen muss, während sein Leithund sich bewegt, sich räkelt bzw. sich auf dem Rücken wälzt oder – als Steigerung – sogar vor ihm oder um ihn herum rennt oder auch wegrennt, all dies muss der Bindehund stoisch ertragen, ohne sich zu bewegen, mit dem Ziel, diesem Reiz zu widerstehen bzw. keine Reaktion zu zeigen.

Reparaturverhalten

Hunde haben ein sehr ausgeprägtes Bedürfnis nach Struktur. Wenn sie ohne ihre → Verknüpfungshunde im → Fehl- oder → Mehrfachbesatz leben müssen, werden sie sich darum bemühen, die nicht erfüllten Bedürfnisse auf andere Weise befriedigen zu können, die Struktur sozusagen ersatzweise zu reparieren. So werden sie beispielsweise versuchen, sich selbst zu führen oder zu sichern, aufhören, Verhalten aus ihrer Geburtsstellung zu zeigen oder gar versuchen, eine fehlende Stellung selbst zu besetzen (→ beamen).
Dieses Bemühen um Reparatur beruht auf einem inneren Druck und ist so ausgeprägt, dass man es als zwanghaft bezeichnen kann; sämtliche Reparaturversuche gelingen aber letztlich nicht vollständig und bedeuten für die betroffenen Hunde ständigen Stress.

Rudel, strukturiertes

Der Begriff wird von unterschiedlichen Gruppen unterschiedlich definiert. Ursprünglich entstammt er der Jägersprache und meinte eine Gruppe Tiere gleicher Art, vor allem bestimmte Wildarten und Wölfe. In der Diskussion mit Kynologen ist es von ungeheurer Wichtigkeit diesen Begriff nicht umgangssprachlich zu verwenden und etwa von Sozialverbänden, die aus Hunden und Menschen (oder Katzen und anderen Tieren) bestehen, als Rudel zu sprechen. Manche beschränken den Begriff auf reine Familienverbände.
Im Rahmen der → vererbten Rudelstellungen bezeichnet der Begriff einen vollständigen Verband, in der alle 7 → Geburtsstellungen je einmal vertreten sind und die in ihrer jeweiligen Stellung leben. Bei Verbänden, die aus mehr als sieben Hunde bestehen, spricht man nur dann von einem Rudel, wenn durch den → Doppelbesatz die Struktur nicht gestört wird. Soweit bekannt ist, geschieht dies nur, wenn mit den Bindehunden → Parallel-Strukturen aufgebaut werden können (siehe auch → Teilrudel sowie → loser Verband).

Schattenhunde

Hunde, die in von Menschen organisierten → Parallelstrukturen leben, wirken oft wie Marionetten, die keine eigene Persönlichkeit mehr zeigen oder – anders formuliert – wie der „Schatten“ eines anderen Hundes agieren.

Schläfer

Schläfer sind Hunde, die im Wurf als einziges Tier einer bestimmten Rudelstellung geboren wurden, bei denen aber durch laufendes Raus- und Reinlegen des Welpen die → Professionalisierung unterbrochen wurde.
Dies kann auch bei der Aufzucht durch eine Ammen(hunde)mutter passieren.
Oder wenn man zu früh (d.h. in den ersten 12 Wochen) zwei Würfe zusammen groß werden lässt und anschließend beim Halter keinerlei Berücksichtigung der Rudelstellung des Tieres stattfindet.

Selbstdisziplin / Selbstkorrektur

Diese Begriffe bezeichnen die Fähigkeit eines Hundes, sein Verhalten nicht nur fortlaufend selbst zu überwachen, sondern dieses bei Abweichungen auch eigenständig zu korrigieren.

Dabei spielt es keine Rolle, ob die Vorgaben seinen stellungsbedingten Anlagen entsprechen oder ob es sich um Verhaltensvorgaben des Menschen bzw. des Eckhundes gegenüber seinem Bindehund handelt.
Bezüglich Vorgaben des Menschen ist dies im Ergebnis zwar einem Verhalten aufgrund von Konditionierung durchaus ähnlich, basiert dabei aber auf einer freiwilligen Entscheidung des Hundes, sein Verhalten zum Wohle der Gemeinschaft zu ändern.

Senioren

Senioren sind Hunde, die aus Alters- oder Krankheitsgründen Interaktionen aus ihrer Rudelstellung heraus nicht mehr dauernd aktiv gestalten können. Dies betrifft vor allem die → Eckhunde. Je nach Rasse beginnt der Abbau dieser Fähigkeiten mit 8 bis 10 Jahren. Dann ist es an der Zeit, dem Hund im Haus einen gesonderten, privilegierten Altersruhesitz zu geben.
Man kann einen jungen Hund dazu nehmen, wenn es sich um einen zum Senior passenden → Verknüpfungshund handelt. Eine Fehlbesetzung sollte man einem Senioren jedoch nicht mehr zumuten.
Wenn der Senior noch sehr fit ist, kann man ihm aber auch einen jungen Hund gleicher Rudelstellung zur Seite stellen und der Senior wird diesen anlernen.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird der junge Hund die Stellung jedoch aktiv ausfüllen wollen – als Halter muss man hier genau aufpassen und die Hunde rechtzeitig trennen.

Separation / separieren

Als Separation bezeichnet man die typische Wanderbewegung eines (Vorrang-)Leithundwelpens, die über das Lösen vom Verband, die Alleinlage und eine abschließende Wiederaufnahme durch die anderen Welpen vollzogen wird.
Im Verlauf dieser Separation, die etwa vom 10. bis zum 18. Tag dauert, wird der → MBH mit den anderen Welpen den VLH daran hindern, sich im Verband zu verstecken, sodass der VLH über alle Stellungen durch den Verband an seine eigentliche Position vor den V 2 „wandern“ muss (vgl. Grafik des ersten Schlafbilds in: „Wissen/Züchterwissen“). Anschließend liegt der VLH für einen Tag separiert außerhalb des Verbandes und wird am Ende vom MBH wieder aufgenommen. Die Separation ist abgeschlossen, bevor die Welpen ihre Augen öffnen.
Fehlt im Wurf der N 3, würde sich im Anschluss der NLH ebenso vom Verband lösen und eine separierte Stellung einnehmen.

Sicherung / Sicherungshund

Es ist Aufgabe der 3er-Stellungen (→ V 3 und → N 3), ihren jeweiligen → Verknüpfungshund (→ MBH und → NLH) zu schützen. In erster Linie geschieht dies passiv durch Präsenz, indem er seinen Körper schützend zwischen Reiz und Eckhund positioniert. Nötigenfalls erfolgt auch ein aktiver Angriff.
Hierbei zeigt sich allgemein der V 3 körperlich präsenter als der N 3, wohin gegen sich der N 3 eher aggressiv verhält.
Auch die anderen Bindehund-Stellungen → V 2 und → N 2 sichern – insbesondere, wenn die Tiere nur im Duo gehalten werden – ihren jeweiligen Eckhund und sind somit ebenfalls als Sicherungshunde zu bezeichnen, allerdings ist die Ausprägung in der → Arbeit innerhalb eines → Rudels bei diesen beiden Stellungen nicht so deutlich wie bei den 3er-Stellungen.

Sozialgeste

Alle Verhaltensweisen, die der Bestätigung der Zusammengehörigkeit dienen, wie Begrüßung, → schnäbeln, → abstreichen etc., werden als Sozialgeste bezeichnet.
Sozialgesten werden in kurzen Sequenzen gezeigt und ruhig ausgeführt. Alles, was übertrieben lang anhält, stereotyp wiederholt oder hektisch wird, ist nicht als positiv anzusehen.

spielen

Auch wenn der Begriff „spielen“ im Verständnis von Rudelstellungen im Grunde nicht vorkommt, sei dennoch kurz erläutert, was aus dieser Sicht darunter zu verstehen ist.

Wildes Herumtoben, ständiges Umeinanderrennen und Rangeleien sind kein Spiel, sondern Mobbing oder der Versuch, Stress abzubauen.
Vor allem alles, was lange und wiederholt von den Hunden abgespult wird, deutet auf negatives Verhalten untereinander hin. Hierzu gehören z. B. das sich gegenseitig immer weiter aufdrehende Parallelrennen zweier Hunde mit Anrempeln oder sogar kurzem Schnappen in den Halsbereich. Das sollte sofort abgebrochen werden, da es das typische Erkennungszeichen von Doppelbesatz ist. Solche Tiere sollte man unbedingt trennen.
Aber auch, wenn Hunde erheblich ruhiger und gesitteter agieren, wie es bei in Struktur lebenden Hunden der Fall ist, hat dies nichts mit spielen zu tun, jedenfalls nicht im Sinne eines zwecklosen, vergnüglichen Zeitvertreibs. Vielmehr handelt es sich in diesen Fällen um ein gezieltes Üben verschiedener Fertigkeiten (→ Belltraining, → Distanztraining, → Führtraining, → Stockarbeit etc.). Nach jeder Sequenz halten die Hunde kurz inne und bewerten ihre Aktionen. Dann üben sie erneut. Oft wird auch → Einbindearbeit zwischen Hunden für Spiel gehalten.

Stellung

Der Begriff Stellung bezeichnet sowohl einen von 7 (Hunde-)Typen als auch eine zu besetzende Position in einer besonders effektiv strukturierten Form von Sozialverband, die hier als → Rudel bezeichnet wird.
Der Begriff Stellung hat hierbei praktisch kaum etwas mit einer Rangordnung im Sinne veralteter Dominanztheorien zu tun. Jede Position hat bestimmte Aufgaben und ist prinzipiell gleichwertig und gleich wichtig. Insbesondere gibt es in einem strukturierten Rudel keine „Deppen“ und „Prügelknaben“. Derartige Rollen existieren in frei lebenden Hundegruppen nur in → losen Verbänden. Bei Hunden in Menschenhand kommt es ebenfalls nur dann zu derartigem Mobbing, wenn → Fehl- oder → Mehrfachbesatz vorliegt.
Die verwendeten Bezeichnungen für die Stellungen entsprechen dabei dem Bild, das man sieht, wenn man ein komplettes Rudel „in Stellung“ laufen sieht: nacheinander in Formation aufgereiht wie die Perlen einer Schnur, wobei den Anfang der VLH und das Ende der NLH bildet. Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Stellungen ist unter dem jeweiligen Stichwort im Lexikon zu finden (mit weiterführendem Link).

Durch die → vererbte Rudelstellung werden Mechanismen gesteuert, die es Hunden ermöglichen, innerhalb ihres Verbandes aggressionsarm und effizient mit ihren Sozialpartnern zu kommunizieren.
Für den einzelnen Hund und den Verband bedeutet dies eine Reduzierung von Stress und die Vermeidung von Energieverschwendung. Schließlich wird die Sicherheit des Verbandes erhöht, zum einen aufgrund des Respekt einflößenden Eindrucks, den ein solcher, geschlossen wirkender Verband macht, und zum anderen, weil der Verband ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit und Energie auf Außenreize verwenden kann, statt sie in interne Auseinandersetzungen zu stecken.

stellungsfähig

Tiere, die noch den überwiegenden Teil des Verhaltens aus ihrer Geburtsstellung beherrschen und dieses aktiv einbringen können, bezeichnet man als stellungsfähig. Aufgrund der Tatsache, dass diese Hunde aber meist nicht mit passenden Stellungen zusammen leben konnten, sind viele Fähigkeiten meist schon verkümmert; inwieweit diese durch passende Hunde wieder aktiviert werden können, hängt von den individuellen Voraussetzungen des Hundes ab.

Stellungsfähigkeit

Alle Hunde kommen mit einer der 7 Stellungen zur Welt, ebenso, wie sie ein bestimmtes Geschlecht haben oder mit bestimmten Charaktereigenschaften und Begabungen zur Welt kommen. Diese → Stellung ist nicht veränderbar.

Allerdings ist die Fähigkeit, die zur Stellung gehörenden kommunikativen Abläufe untereinander komplett zu zeigen und das spezifische Verhalten aktiv zu beginnen, durch Umweltbedingungen beeinflussbar. So führen → Fehl- und → Mehrfachbesatz schon im Wurf und spätere Erziehungs- und Vergesellschaftungsfehler dazu, dass viele Hunde oft nur noch wenige Abläufe aus ihrer Stellung heraus beherrschen. Für den Menschen wird es dadurch sehr schwer, die → Geburtsstellung solcher Hunde zu erkennen. Dies gelingt dann nur noch mit Hilfe stellungsstarker Tiere, über deren Verhalten dem einzuschätzenden Hund gegenüber man die Stellung bestimmen kann.
Um die unterschiedliche Stellungsfähigkeit abstufen zu können, wurden die Begriffe → stellungsperfekt, → stellungsstark, → stellungsfähig, → stellungsschwach sowie → stellungslos eingeführt, von denen die ersten vier in absteigender Folge die sinkenden Fähigkeiten beschreiben.
In dieser Hinsicht ebenfalls relevant sind die Begriffe → Schläfer und → Einzelgänger.

Stellungslauf

Wenn Hunde, deren → Stellungen zueinander passen und die kommunikativ verbunden sind, miteinander „spazieren gehen“, stellt sich → Struktur ein. Das ist nicht nur eine bestimmte Reihenfolge, in der die Hunde immer wieder hintereinander gehen, sondern auch die zunehmende Fähigkeit, im Interesse der Gemeinschaft das zugehörige „Regelwerk“ zu beachten. Diese strukturierte Art des Wanderns ist kein Selbstzweck, sondern schafft ein hohes Maß an Sicherheit für das → Rudel, da durch die Ortungsfähigkeit vom vorweggehenden VLH und dem nach hinten sichernden NLH alle potentiellen Gefahren für das Rudel von weitem wahrgenommen werden und alle Hunde entsprechend darauf reagieren können.
Stellungsläufe werden im Rahmen der Workshops und Stellungstreffen vom Verein „Vererbte Rudelstellung der Hunde e.V.“ organisiert.

stellungslos

Tiere, die aus einer Zucht stammen, in der über mehrere Generationen mit einem Mehrfachbesatz an Vorrang-/Nachrang-Bindehunden gezüchtet wurde, sind in aller Regel nur noch stellungslos. Je länger ein solcher Zuchtprozess mit diesen Stellungen andauert, um so mehr Anomalien weisen Tiere aus solchen Würfen auf, erschreckende Verhaltensauffälligkeiten sind oft der Normalfall. Verstärkt werden diese Auffälligkeiten, wenn Tiere der identischen Stellung im → Doppelbesatz leben. Es kann und wird keine → Professionalisierung stattfinden.

stellungsperfekt

Tiere, die aus einem professionalisierten Welpenwurf heraus ausschließlich mit stellungsmäßig zu ihnen passenden Tieren leben konnten und über das komplette Wissen verfügen, bezeichnet man als stellungsperfekt.

stellungsschwach

Tiere, die zwar noch ihre Stellung kennen, aus dieser aber nur noch sehr lückenhaft (re)agieren können, bezeichnet man als stellungsschwach.
Stellungsschwache Hunde wechseln in ihrem Verhalten zwischen → infantilen und stellungsgerechten Abläufen. Treffen sie auf Außenreize, bei denen → Stellungsfähigkeit abgerufen werden müsste, versuchen sie es, können das Verhalten aber nicht über die geforderte Zeitspanne aufrechterhalten und weiterverfolgen.
Meist sieht man dies zu Beginn einer Hundebegegnung: Der Hund beginnt zunächst, als ob er sehr genau weiß, was zu tun ist und von einer Sekunde auf die andere verfällt er in infantiles Verhalten, weil er einfach nicht mehr weiter weiß, ihm fehlt die → Professionalisierung. Die Ursachen für Stellungsschwäche liegen sowohl in der Zucht (falsche Verpaarung, Fehlverhalten bei der Aufzucht) als auch in der Haltung (unpassende Erziehung, → Fehlbesatz, → Mehrfachbesatz).

stellungsstark

Tiere, die noch den weitaus größten Teil des Verhaltens aus ihrer Geburtsstellung beherrschen und dieses aktiv einbringen können, bezeichnet man als stellungsstark. Die → Professionalisierung im Welpenwurf fand statt und das Tier konnte in weiten Bereichen seines Lebens aus der Geburtsstellung heraus leben.

Stockarbeit

Bestimmte → Abläufe in der → Arbeit bzw. → Kommunikation sind zu einem großen Teil stellungsabhängig. So betrifft die → Führarbeit in der Regel die 2er (→ V 2 und → N 2), die Arbeit des → Wächters die 3er (→ V 3 und → N 3).
Die Stockarbeit sieht man dagegen meist nur in der Arbeit des → MBH mit den anderen → Bindehunden. Sie dient der Festigung der Gemeinschaft und der Führung der Bindehunde durch den MBH. Auch ganz bildlich zeigt sich dieser Sinn: Der MBH nimmt einen Stock auf und fordert den jeweiligen Bindehund auf, diesen Stock mit ihm zu tragen. Während es anfangs u.U. noch zu mehr oder weniger deutlichem Gezerre um den Stock kommt, wird sich der Bindehund zunehmend zurück halten und anpassen, um am Ende gemeinsam mit dem MBH im Parallellauf einen Stock zu tragen.
Dabei sollte diese Arbeit – ebenso wie die → Tabuarbeit – jedoch nicht als sinnentleerte „Freizeitbeschäftigung“ angesehen werden, sondern als Training für eine reibungslose Jagd. Um insbesondere größere Beute koordiniert fort tragen zu können, müssen sich die beteiligten Hunde über die Vorgehensweise einig sein, vor allem, wenn es darum geht, diese vor konkurrierenden Verbänden schnell in Sicherheit zu bringen.

Struktur

Bezeichnung für den Zusammenschluss mehrerer, hinsichtlich ihrer Stellungen zueinander passender Hunde (Duos, Teilrudel oder Komplettrudel). Innerhalb dieser Struktur kommt es regelmäßig zu bestimmten, sich auch wiederholenden → Abläufen in der → Einbindung, der → Arbeit und der → Kommunikation, die allesamt der Überprüfung und Festigung dieser Struktur dienen.

T-Stellung

Bezeichnung für eine bestimmte räumliche Aufstellung des Bindehundes zum Eckhund, der die Bereitschaft des Bindehundes signalisiert, die Sicherungsarbeit aufzunehmen bzw. aufrechtzuerhalten. Dafür nähert sich der Bindehund dem Eckhund, stellt sich quer vor ihn und wartet seine Bewertung oder Akzeptanz ab.

Es gibt jedoch einige Variationen dieses grundlegenden Ablaufs. Liegt z.B. der Eckhund, geht der Bindehund hinter den Eckhund in T-Stellung, mitunter fordert der Eckhund auch zusätzlich ein anschließendes Hinlegen (und hilft u.U. auch selbst mit dem Auflegen von Hals oder Pfote oder gar mit anschließendem Herunterdrücken nach).

Tabuarbeit

Neben → Korrekturen „erziehen“ die → Eckhunde ihre → Bindehunde auch über das Einhalten bzw. Aufrechterhalten von Tabus. Dazu belegt der Eckhund einen bestimmten Gegenstand mit einem Tabu, an das sich der Bindehund halten muss (auch der Eckhund selbst wird sich daran halten!). So werden beliebige Teile (Stöcke, Kauteile etc.) zum Tabu erklärt, das heißt, der Bindehund darf sich ohne → Freigabe diesen weder nähern noch sie berühren, sie nicht fressen (das gilt dann auch für den Eckhund), ja, sie mitunter nicht einmal ansehen.
Je nach Schwierigkeitsgrad bzw. Fortschritt in der Vergesellschaftung können solche Tabuarbeiten sich über mehrere Tage hinziehen. Als Mensch sollte man sehr genau darauf achten, diese Teile weder zu berühren noch zu verschieben (und wenn, nur in Absprache mit dem Eckhund), da eine solche „Einmischung“ der Bindehund sofort als Freigabe wahrnehmen und der Eckhund dies als Behinderung des Arbeitsprozesses empfinden würde.

Hat der Bindehund das Tabu zur Zufriedenheit des Eckhundes eingehalten, erhält der Bindehund das begehrte Teil in der Regel als abschließende Belohnung.
Über diese Übungen kann regelmäßig an die Disziplin des Bindehundes erinnert bzw. diese abgefragt werden, d.h. der Eckhund kann am Ende jedes Kauteil von seinem (selbst)disziplinierten Bindehund ohne dessen Widerstand einfordern.

Tabuzone

Die Tabuzone bezeichnet den Bereich um den Körper eines Hundes, in den ein Eindringen nicht bzw. nur unter bestimmten Umständen geduldet wird. Sie gibt den Hunden nicht nur die Möglichkeit, ihre innere Sicherheit aufzubauen und zu stärken, sondern stimulieren sie darüber hinaus, vorwiegend aus der Distanz heraus zu kommunizieren.
Die Tabuzonen sind aus der Geburtsstellung heraus unterschiedlich groß. So haben Vorrang- und Nachrang-Leithunde eine Tabuzone von ca. 10 Metern um ihren Körper, während diese bei Mittleren Bindehunden ca. 7 Meter und bei Bindehunden ca. 5 Meter beträgt.
Diese Abstände verringern sich, wenn die Tiere in strukturierten Verbänden leben, aber auch dort sind die Tabuzonen wichtiger Bestandteil der deeskalierenden Kommunikation; durch ihre Einhaltung bestätigen sich die jeweiligen Stellungen untereinander Achtung und Respekt.

Weitere Erläuterungen finden sich hier: Tabuzonen

Teilrudel

Unter einem Teilrudel wird eine Hundegruppe verstanden, die aus einem Leithund, dem Mittleren Bindehund und den zwischen ihnen stehenden Bindehunden besteht.
Somit gibt es ein Vorrang-Teilrudel, bestehend aus VLH – V 2 – V 3 – MBH, und ein Nachrang-Teilrudel, bestehend aus MBH – N 2 – N 3 – NLH.

Tiefenverknüpfung

Zwischen dem Nachrang-Leithund (NLH) und seinem Sicherungshund, dem nachrangigen 3. Bindehund (N 3), kann eine besonders innige, lebenslange Bindung entstehen, die als Tiefenverknüpfung bezeichnet wird; diese ist in der Regel nur bei Geschwistern zu beobachten.

Überkreuzarbeit

Unter diesem Begriff versteht man die Arbeit innerhalb eines → Teilrudels zwischen → Eckhund und dem eigentlich nicht passenden, zweiten → Bindehund (also z.B. VLH – V 3 und MBH – V 2). Sinn dieser Arbeit ist nicht nur, den jeweils anderen Eckhund bei der Disziplinierung und Führung seines Bindehundes zu unterstützen, sondern u.U. auch Korrekturen beim jeweils anderen Bindehund zu setzen. Korrekturen, die der jeweilige Eckhund in der Regel nur ungern setzt, um die letztlich freiwillige Gefolgschaft seines Bindehundes nicht unnötig aufs Spiel zu setzen.
Während der Leithund diese Arbeit – seiner Art entsprechend – eher mit Strenge und Disziplinforderung durchführt, arbeitet der MBH mit viel Geduld über sich wiederholende Übungen mit dem Bindehund.

vererbte Rudelstellung

Der Begriff „vererbte Rudelstellungen“ wurde von den Herren Werner als Bezeichnung für ein komplexes Erklärungsmodell der Kommunikationsstrukturen unter Hunden gewählt. Aufgrund ihrer jahrzehntelangen Beobachtungen unterschieden sie sieben Hundetypen, die optimal jeweils nur einen bestimmten Aufgabenbereich innerhalb ihrer sozialen Gemeinschaft – hier als „Rudel“ bezeichnet – ausfüllen können.
Da sich stellungstypisches, also wiederkehrend zu beobachtendes Verhalten aber nicht nur bei ausgewachsenen Hunden, sondern schon bei neu geborenen Welpen zeigt – wenn auch entwicklungsbedingt in anderer Form –, gingen sie davon aus, dass diese Stellungsmerkmale vererbt sein müssen. Nicht zuletzt, weil sie beobachten konnten, dass bei der Verpaarung bestimmter Stellungen der Elterntiere und unter Berücksichtigung des → Hausbestandes sich weitaus häufiger voraussagen lässt, welche Stellungen geboren werden, als es durch Zufall erklärbar wäre.

Sie verwandten den Begriff jedoch nur im umgangssprachlichen Sinne, also ohne überhaupt zwischen „vererbt“ und „angeboren“ und der damit zusammenhängenden wissenschaftlichen Problematik zu differenzieren. An eine Erforschung der Thematik „Hund“ auf diesem Niveau war zu dieser Zeit ohnehin nicht zu denken, weder in sozial- noch naturwissenschaftlicher Hinsicht, da Hunde – ganz anders als heute – nur als Arbeitstiere genutzt wurden.

Vergesellschaftung

Unter diesem Begriff versteht man die geplante Zusammenführung zweier oder mehrerer zueinander passender Hunde zur Bildung einer Lebensgemeinschaft. Je nach → Stellungsfähigkeit bzw. Wissen der Hunde kann diese Phase unterschiedlich lang sein. Während Hunde mit einem Vorleben ohne Berücksichtigung ihrer Rudelstellung oftmals deutlich länger brauchen, um sich an die einzelnen Abläufe und Rituale zu erinnern, sind in Struktur aufgewachsene Welpen oder gar Welpen aus einem perfekten Wurf von Geburt an in der Lage, das dafür notwendige Wissen anzuwenden. Aus diesem Grund sollte man bei einer geplanten Vergesellschaftung nicht nur auf die Stellung, sondern vor allem auch auf die Stellungsfähigkeit der Hunde, aber auch auf die Arbeitsweise und die Bereitschaft der Hunde achten, solch eine Verbindung überhaupt miteinander eingehen zu wollen.

Verknüpfungshund

Als Verknüpfungshunde werden jeweils ein → Eckhund und ein → Bindehund bezeichnet, die direkt aufeinander folgen (also VLH – V 2, V 3 – MBH bzw. MBH – N 2 und N 3 – NLH). Sie sind insofern miteinander verknüpft, als sie füreinander zuständig sind im Sinne von → Führung (Eckhund den folgenden 2er) und → Sicherung (3er den folgenden Eckhund).

Verschlusshund

Alternative (ältere) Bezeichnung für die beiden → Leithunde, die das Rudel von vorn (→ Vorrang-Leithund, VLH) bzw. nach hinten (→ Nachrang-Leithund, NLH) abschließen. Da der Begriff "Leit-" die eigentliche Funktion der beiden Verschlusshunde bildlicher umschreibt, hat sich der Begriff "Verschluss-" letztlich nicht durchgesetzt.

Vorrang

Bezeichnung für die drei vor dem MBH laufenden Hunde, also den VLH, V 2 und V 3. Die Bezeichnung sollte aber nicht zur Annahme verleiten, der Vorrang habe einen höheren Wert oder eine größere Wichtigkeit als der → Nachrang. Sinnvoll ist die Unterscheidung jedoch wegen einiger Unterschiede im Charakter/Auftreten. So haben vorrangige Hunde im Allgemeinen mehr „Power“, bewegen sich schneller, wirken dynamischer, sind eher extrovertiert und haben eine schnellere Auffassungsgabe.
Beim Stellungslauf sind die Abstände zwischen den vorrangigen Hunden etwas kürzer als bei den nachrangigen Hunden.

VLH Abkürzung für Vorrang-Leithund: Der VLH

V 2 Abkürzung für vorrangiger 2. Bindehund: Der V 2

V 3 Abkürzung für vorrangiger 3. Bindehund: Der V 3

Wächter

Wächter ist eine alternative Bezeichnung für die beiden 3er Stellungen → V 3 und → N 3, die sich auf ihre Funktion, nämlich Sicherung des jeweils nachfolgenden Eckhundes (→ MBH bzw. → NLH) bezieht. Auch im Rudel erfüllen die Wächter spezifische Aufgaben, so sind sie für die rechtzeitige Meldung von Außenreizen zuständig, die im unmittelbaren Umfeld ihres Lagers (Haus, Garten etc.) auftauchen, sofern die → Leithunde sich zurück gezogen haben. Man kann oft sehen, wie die 3er im so genannten Wächtersitz an Fenstern, Terrassentüren oder Gartenzäunen sitzen und die Umgebung über lange Zeit, ohne ihre Position zu verändern, genauestens im Auge behalten. Sofern sich ein Reiz nähert, geben sie mit einem Beller in ganz spezifischer Tonlage (→ Belltraining) den anderen Bescheid, woraufhin bei einem eingespielten Rudel eine Kaskade von Abläufen statt findet, in denen sich das Rudel zum Außenreiz hin positioniert und dann je nach Lage agiert.
Dieses Wächtern ist zwar typisch für die 3er-Stellungen in einem Rudel, wird aber – vor allem in Duos – auch von den 2ern (→ V 2 oder → N 2) übernommen.

Wurfkategorien

Alle Würfe können anhand der jeweils vorkommenden → Geburtsstellungen hinsichtlich ihrer „Qualität“ beurteilt werden, d.h. inwieweit die Zusammensetzung des Wurfes die notwendige → Professionalisierung der Welpen ermöglicht.
Für diese Unterscheidung hat Karl Werner drei Kategorien entwickelt und definiert:

  • Kategorie 1: perfekter Wurf
  • Kategorie 2: strukturierter Wurf
  • Kategorie 3: nicht strukturierter Wurf

Bei einem perfekten Wurf finden sich alle 7 Stellungen je einmal, die → Professionalisierung kann damit stattfinden. Bei einem akzeptablen Wurf finden sich die Stellungen ebenfalls je einmal, es gibt jedoch Lücken oder aber der Verband endet frühzeitig, der MBH ist jedoch vorhanden. Würfe, in denen der MBH fehlt, aber die Mutter ein MBH ist, werden ebenfalls als akzeptabel angesehen.
Nicht strukturierte Würfe sind vor allem solche, in denen → Doppel- und → Mehrfachbesatz identischer Stellungen vorliegt, der wichtige Eckhund MBH fehlt oder aber der komplette Vor- oder Nachrang-Bindehundebestand nicht vorhanden ist, bei gleichzeitigem Besatz des jeweiligen Verschlusshundes.

Weitere Erläuterungen dieser Kategorien finden sich hier: Wurfkategorien

ziehen

Ziehen bezeichnet ein Verhalten, durch das ein Hund einen anderen dazu bewegt, ihm zu folgen. Hierzu baut er sich körperlich auf, nimmt also eine aufgerichtete Haltung an, erhöht den Tonus der Muskulatur und „marschiert“ voran. Die dadurch entstehende innere Spannung überträgt sich auf die anderen Tiere, die dann folgen.
Dieses Ziehen ist sowohl bei den Leithunden (z.B. wenn der VLH in den Zug geht und die hinteren Hunde ihm folgen) als auch bei den eigentlichen Führhunden (in der → Führarbeit) sehr ausgeprägt, um die jeweiligen → Verknüpfungshunde (→ V 3 und → N 3) zum Folgen zu veranlassen.