Durchführung der Einschätzung

Der Verein „Vererbte Rudelstellung der Hunde e.V.“ lädt von Frühjahr bis in den Spätherbst zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen ein: Dazu gehören vor allem vom Verein organisierte Workshops und private Stellungstreffen. Diese finden an mehreren, relativ gleichmäßig über Deutschland verteilten, festen Standorten und in unterschiedlichen Intervallen statt. Auf diesen haben einerseits die Hunde die Gelegenheit, sich mit passenden anderen Hunden zu treffen und andererseits die Menschen, ihre(n) Hund(e) in diesen Treffen zu beobachten und sich über diese Treffen sowie ihre Hunde im Alltag auszutauschen.

Da es sich um reine Vereinsveranstaltungen handelt, kann man an diesen nur als Mitglied oder als Förderer und auch nur mit einem eingeschätzten Hund teilnehmen. Gäste sind - nach vorheriger Anmeldung - zwar herzlich willkommen, müssen ihren (nicht eingeschätzten) Hund jedoch zuhause lassen.

Will man seinen Hund jedoch einschätzen lassen, um ihn anschließend stellungsgerecht behandeln oder ihm sogar passende Hunde vorstellen zu können, muss man Vereinsmitglied auf Probe werden. Der dafür fällige Aufnahmebeitrag umfasst neben der Einschätzung des Hundes als Grundvoraussetzung für die Teilnahme an weiteren Treffen ein halbes Jahr (Probe)Mitgliedschaft. In dieser Zeit kann man sich - insbesondere im Forum im entsprechenden Bereich für Probemitglieder - intensiver mit der Thematik befassen.

Nach Buchung eines Workshops – nur auf diesen finden die Einschätzungen statt – und Begleichung des Auf- und Teilnahmebeitrags (zurzeit 160 Euro) erhalten die Interessenten eine Buchungsbestätigung sowie die Adresse des Veranstaltungsortes.
Ein Workshop läuft in der Regel über zwei Tage, wobei die Einschätzungen nur an einem Tag (meist am Samstag) stattfinden. Zur Einführung in die Thematik wird ein Mitglied einen knapp einstündigen Vortrag halten, bevor anschließend erst die Einschätzungen und später die Beobachtungen der Hausbestände stattfinden. Den Rest des Tages werden dann passende Einzelhunde aufeinander treffen und/oder verschiedene Teilgruppen zusammen geführt.

Zu diesem Zweck führen die Menschen ihre(n) Hund(e) auf ein eingezäuntes Areal. Bei der Vorstellung zur Einschätzung sind nur wenige Details zu beachten: Die Menschen bewegen sich - auf dem Platz angekommen - die nächste Zeit sehr langsam, ohne weiter auf ihren Hund zu achten, jegliche Anweisungen oder Kommandos sind zu unterlassen, selbst eine gedankliche Verbindung sollte eingestellt werden. Zurufe von außen sollten ruhig ausgeführt werden.
Auf diese Weise wird sich der Hund weitgehend unbeeinflusst auf der Wiese bewegen und den umstehenden Mitgliedern die Möglichkeit einer Einschätzung erleichtern. Denn aufgrund seines Gang- und Bewegungsbildes, seiner Reaktionen auf Umweltreize oder selbst seiner Positionierung auf dem Gelände, zu seinen Menschen und der angrenzenden Umgebung lassen sich (mehr oder weniger deutlich) seine stellungstypischen Verhaltensweisen erkennen. Zusätzlich werden sich Mitglieder unter Umständen dem Hund nähern, ihn ansprechen oder gar berühren, um weitere Standardtests durchzuführen (zum Beispiel die Probe auf Seitendruck zur Unterscheidung von Leit- und Bindehund oder die hintere Radarprüfung bei NLH-Verdacht).
Auch Beschreibungen der Halter, wie sich ihre Hunde in bestimmten Situationen verhalten, in welchen gegebenenfalls Problemverhalten auftritt, welche Reaktionen für sie typisch sind, helfen bei der Einschätzung.

Hat sich nach dem Lauf über den Platz ein Verdacht erhärtet, folgt die Gegenschätzung durch einen passenden Hund. Mitunter sind zwar die „Grund“-Stellungen selbst - also Leithund, 2er oder 3er - durchaus klar, die Frage, ob Vor- oder Nachrang, aber noch nicht hinreichend geklärt. Zur Absicherung werden dem jeweiligen Hund nun die möglichen Kandidaten vorgestellt - einem Leithund also ein V 2 und ein N 3. Je nach Reaktion - Ablehnung durch Desinteresse oder Bestätigung durch Sozialgeste (ein kurzes Schlecken der Zunge über die eigene Nase) - ergibt sich in der Regel schnell ein klares Bild.

Da bereits viele Vereinshunde keine so gennanten Altlasten mehr kennen (Unstruktur oder falsche Behandlung), sondern von Geburt an mit dem oder den passenden Partnern in Struktur leben, sie also die "Benimmregeln" unter Hunden kennen, sind die Reaktionen auf die einzuschätzenden Hunde oft sehr deutlich.

Dennoch kann es vorkommen, dass - insbesondere bei älteren Hunden mit langem Vorleben oder stellungsschwachen Tieren - oft nur noch rudimentäres Stellungsverhalten zu erkennen ist. Dies bedeutet unter Umständen, dass die Einschätzung zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal (kostenlos) wiederholt werden muss.

Nach bzw. mit der Einschätzung erhalten viele Hunde erstmals die Gelegenheit mit einem passenden Hund - „ihrem“ Gegenschätzhund - noch etwas länger auf dem Platz zu bleiben (sofern die Gegenschätzhunde dies nicht ablehnen, da die meisten ja bereits in Struktur leben). Diese wenigen Momente reichen sogar für den Halter oft schon aus, um eine deutliche Veränderung ihres Hundes hinsichtlich Selbstbewusstsein, Ruhe und selbst Körperhaltung wahrzunehmen.