Was man als Züchter wissen sollte!

Kommunikation

Die vererbte Rudelstellung der Hunde und das Verhalten neugeborener Welpen in den unterschiedlichen Wurfbeständen.

Karl Werner hat die Qualität der Würfe in 3 Kategorien eingeteilt:

  • Kategorie 1 – perfekter Wurf
  • Kategorie 2 – akzeptabler Wurf
  • Kategorie 3 – nicht akzeptabler Wurf

Kategorie 1 - Perfekter Wurf

Dieser Wurf besteht aus 7 Tieren. Jede der 7 Rudelstellungen ist nur einmal im Wurf vertreten.                                                        

                                                                                   VLH

             perfekter-wurf-v1 

                           V2     V3      MBH    N2      N3           NLH

So ein Wurf ist leicht zu erkennen, da man schon im ersten Schlafbild eine klare Anfangsstruktur sieht, die der nachstehenden Skizze mit leichten Verschiebungen ähnelt.

Mit „erstem Schlafbild“ ist die Schlaf-Formation gemeint, die die Welpen in dem Moment einnehmen, wenn die Mutter das erste Mal die Wurfkiste verlässt, um sich zu lösen.

Alle Bindehunde liegen wie die Heringe – Kopf auf Poseite – zueinander. In der Mitte erkennt man den MBH Welpen, der hinten breit wie eine Flunder liegt. Oberschenkel rechts und links sichtbar. Sein Kopf zeigt in 90% aller Fälle zur Mutter.

Der NLH liegt in T-Stellung mit seinem Kopf auf dem N3.

Leicht in V-Form T-Stellung zum Verband liegt neben dem NLH mit dem Kopf abgewandt zum Rest der Hunde der VLH.

Wenn man die Wurfkiste genau nach den Lichtverhältnissen prüft, kann man den Nachrang vom Vorrang unterscheiden. Der Nachrang wird immer versuchen sich in Richtung dunkelster Stelle hinzulegen. Meistens ist eine Wand in der Nähe.

Kategorie 2 - Akzeptable Würfe

Unter akzeptablen Würfen versteht man alle Würfe, in denen keine natürlich angelegte Verbandsposition (vererbte Rudelstellung) mehr als einmal im Wurf vertreten ist.

Hierzu gehören also auch Würfe, in denen eine Stellung im jeweiligen Rang fehlt oder Würfe, die vorzeitig nach vorne oder hinten enden, wo aber der MBH (Mittlere Bindehund) vorhanden ist.

Als akzeptablen Wurf kann man auch solche Würfe zählen, in denen der MBH fehlt, alle anderen Stellungen vorhanden sind, aber dafür die Mutter diese Stellung besitzt.

Warum sind solche Würfe akzeptabel?

Grund für die Qualitätskriterien der Würfe ist, dass nur aus akzeptablen Würfen die Welpen ihre notwendige Professionalisierung starten können und diese dann auch gefestigt in ihr Leben mitnehmen werden.

Diese Voraussetzungen liegen nur dann vor, wenn die Struktur, in die der Welpe hineingeboren wird, keine zu großen Fehler aufweist.

Diese Welpen sind dann sowohl charakterlich wie auch aus der Stellung heraus bereits im Abgabealter sehr viel souveräner, gefestigter, weniger stressanfällig und körperlich stabiler. Darüber hinaus verfügen Sie dann auch bereits über die Fähigkeiten, sich selber zu korrigieren und haben eine innere Grunddisziplin und ein professionalisiertes Gemeinschaftsgefüge. Immer vorausgesetzt, die späteren Halter nutzen das Wissen und bringen nicht durch menschliches Fehlverhalten die Tiere aus ihrer Stellung.

Auch wenn eine Stellung im jeweiligen Rang fehlt, können die Tiere sowohl ihr Wissen aus der eigenen Stellung festigen als auch die fehlende Stellung überbrücken. Mehr als eine Stellung im jeweiligen Rang wird allerdings nicht bei der Professionalisierung repariert.

Je nachdem welche Stellung fehlt, sorgt der MBH Welpe dafür, dass die nächste Stellung diese Aufgabe mit übernimmt und trotzdem alles diszipliniert in ihrer Stellung bleibt. Die Reparaturfähigkeit der Welpen beschränkt sich ausschließlich auf ihre jeweilige Aufgabe und tangiert nicht die eigentlich Geburtsstellung. Ein Vorrang-3-Bindehund wird niemals ein realer Vorrang-2-Bindehund oder gar ein Nachrang-Bindehund. Er bleibt sein Leben lang ein V3-Hund und repariert nur, was er kann.

Während der ganzen Professionalisierung erledigen die Welpen die Arbeit alleine. Lediglich eine stellungsstarke Mutter ist in der Lage, den MBH Welpen in der wirklich harten Arbeiten zu unterstützen, einen VLH für einen Tag in die Separierung zu zwingen. Auch ist eine MBH-Mutter in der Lage, den fehlenden MBH im Wurf zu ersetzen, wenn sie diese Stellung selber innehat. Aber auch nur sie kann es. Keine andere Stellung besitzt die Fähigkeit dazu.

Kategorie 3 - Nicht akzeptable Würfe

Nicht akzeptable Würfe sind leider das, was man heute vermehrt in der Rassezucht sieht.

Doppel- und Mehrfachbesatz identischer Stellungen, Fehlen des wichtigen Eckhundes MBH und Fehlen des kompletten Nachrang- oder Vorrang-Bindehundebestandes aber mit Besatz des jeweiligen Verschlusshundes.

Was passiert in nicht akzeptablen Würfen ?

Fehlt der MBH, erfolgt keine Professionalisierung der restlichen Welpen.

Ist ein Doppel- oder Mehrfachbesatz identischer Stellungen im Wurf, wird der MBH die Arbeit für den Aufbau eines Stammverbandes in den ersten Tagen aufnehmen, bricht dann aber ab und der Wurf bricht im Gemeinschaftsgefüge auseinander. Eine Professionalisierung der Welpen in ihrer jeweiligen Geburtsstellung kann somit nicht stattfinden.

Stellungsschwache Mütter sind nicht in der Lage, solch ein „Chaos“ zu beheben. Stellungsstarke Hündinnen reparieren es zum Leidwesen des Züchters gewaltsam, wenn es sich nur um wenige Fehlstellungen handelt. Ich kenne aber auch Würfe wo die Hündin den kompletten Wurf vernichtet hat.

Wenn im Nachrang oder Vorrang die Bindehunde komplett fehlen, wird der jeweilige Verschlusshund sich vom Verband separieren und später im erwachsenen Leben viele Auffälligkeiten haben.

 

Warum ist es so wichtig, dass sich Welpen in ihrer jeweiligen Geburtsstellung professionalisieren können?

Alles was der Mensch eigentlich am Hund liebt, trägt der Hund bei der Geburt in sich: Bindungsfähigkeit, soziale Kompetenz und die Bereitschaft sich nicht nur umeinander zu kümmern, sondern auch den Mensch mit einzubinden und sich auch um dessen Wohlbefinden zu sorgen.

Disziplin aus Wesensfestigkeit und hohe Fertigkeiten zur Selbstkorrektur, verbunden mit hoher Intelligenz ermöglichen ihm das Leben mit dem Menschen für beide problemlos zu meistern, wenn der Mensch weiß, was er stellungsmäßig für einen Hund besitzt und aus diesem Wissen heraus den Hund nicht aus seiner Stellung bringt.

Unterbricht der Mensch dieses Wissen durch falsche Verpaarung Fehler in der Bestandshaltung, dann produziert er immer mehr infantile Hunde, die nach Abgabe nicht mehr viel Wissen in sich tragen und dann natürlich auch nichts mehr können – außer ihrer rassebedingten oder charakterlichen Begabung, und auch da haben sie oft Probleme, sie noch vernünftig einzusetzen. Sie können oft selber weder mit anderen Hunden richtig kommunizieren, noch mit dem Menschen.

Ihr Verhalten ist nicht mehr berechenbar und der Mensch muss dann so ein Wesen auch wirklich total führen. Dies mag gelingen und nach außen sogar gut aussehen, trotzdem ist es nie ein wirklich akzeptables Ergebnis für einen Hund. Wirkliche Kommunikation zwischen Mensch und Tier ist nicht mehr möglich.

Aber der Mensch erhält so das Gefühl, er sei gottähnlich der absolute Führer des Hundes, und einige Menschen bevorzugen ein solches Gefühl gegenüber dem Wohl des Hundes. Und so sehen dann auch diese Endergebnisse menschlicher Führung aus.

Ich persönlich habe mit solchen Tieren keine Probleme, würde sie aber nie im Leben noch als Hunde bezeichnen und somit sind sie für mich auch nicht interessant.

Nur wenn man dann diese Hunde als zufriedene Hunde bezeichnet, dann denke ich, sollten die Menschen es wenigstens wissentlich so falsch machen, wie sie es machen.

 

Was sollte der Züchter nach der Geburt im Umgang mit dem Wurf beachten?

Es ist nicht viel, was sie während der Blind-/Taubphase verändern müssen:

  1. Nehmen Sie die Welpen so wenig wie möglich aus der Wurfkiste und fassen Sie sie auch so wenig wie möglich an.
  2. Ist es unbedingt notwendig, machen sie ein Foto von dem Wurf bevor sie anfangen die Tiere herauszunehmen.
  3. Beim Zurücklegen der Tiere stellen Sie genau das Foto wieder in der Realität her. Genau auf Kopf und Postellungen der Tiere achten und kein Tier verwechseln, auch die ursprünglichen Liegestellen auf der Unterlage so gut es geht wiederfinden.
  4. Die Welpen sollten keinesfalls am menschlichen Körper herumgetragen werden.

Wenn die Tiere sehen und hören können, machen sie diszipliniert so weiter, wobei nicht mehr genau die Ablagestelle getroffen werden muss, die Zuordnung untereinander sollte aber stimmen.

Fotos helfen also auch in dieser Phase.

Stehen die Stellungen fest und hat der VLH die Separierung durchgeführt, können Sie die Tiere herausnehmen, sofern Sie darauf achten, dies entsprechend ihrer Geburtsstellung zu tun.

Das bedeutet, immer zuerst die Vorrangstellen (inklusive VLH) herausnehmen, dann, ihrer Stellung entsprechend - zuerst (wenn vorhanden) der VLH, dann der Reihe nach bis zum NLH. Beim Zurücklegen wird es genau so gemacht.

 

Was findet nach der Geburt in den einzelnen Phasen der Welpenprofessionalisierung statt?

- Akzeptable Würfe mit Fehlstellung

Positives Akzeptanzliegen

Unter bestimmten Voraussetzungen kommt es in Würfen zu Schlafsequenzen, bei denen vorrangige und nachrangige Bindehunde miteinander oder mit einem unpassenden Eckhund oder Eckhunde untereinander Körper an Körper schlafen.

 Dieses so genannte Akzeptanzliegen kommt nicht dauerhaft vor, ist aber eine wichtige, positive Maßnahme der real im Wurf vorhandenen Welpen, schon im Vorfeld Aggressionspotentiale abzubauen, die sich sonst aufgrund der Konstellation entwickeln würden.

 In der Regel findet Akzeptanzliegen nur in nicht perfekten Würfen statt. Kommt es in einem perfekten Wurf vor, ist oft ein körperlich geschwächter Welpe vorhanden, bei dem es sich meistens um einen der eigentlich passenden Verknüpfungshunde handelt.

 Positives Akzeptanzliegen findet nur statt, wenn im Wurf ein MBH vorhanden ist, kein Doppelbesatz vorliegt und der Wurf Fehlstellungen aufweist.

 Je nach Konstellation ist der Zeitpunkt hierfür unterschiedlich, da die unterschiedlichen Arbeitsabläufe der Welpen unterschiedliche Prioritäten haben.

 So erkennt man bei Vorhandensein eines MBH Welpen, das dessen erster Arbeitsablauf darin besteht, Vorrang von Nachrang zu trennen. Sollte ein VLH Welpe im Wurfbestand sein, wird der MBH Welpe im anschließenden Arbeitsablauf versuchen, den VLH Welpen daran zu hindern, sich dauerhaft im Wurf zu verstecken.

 Je nachdem, wie stark der VLH Welpe sich weigert, unterstützen hierbei alle Stellungen den MBH, und zwar umso mehr, je dichter sich der VLH gerade bei ihnen aufhält.

 Erst wenn diese Separation gelungen ist, beginnt das Akzeptanzliegen der unterschiedlichen Stellungen.

Ist kein VLH Welpe im Wurf vorhanden, wird das Akzeptanzliegen vorgezogen.