Allgemeines über die vererbte Rudelstellung der Hunde

Da das Regelwerk mit all seinen Kommunikationswegen, Disziplinabläufen, Aufgaben und Arbeitsabläufen im Hund rasseunabhängig angelegt ist, können alle Rassen auch untereinander leben. Man sieht nur in den Korrekturen Unterschiede aus der Rasse.

Wo beispielsweise ein Schäferhund oder ein Australian Shepherd länger über die Fixierung arbeitet und erst dann korrigiert, wenn der Hund wieder im jeweiligen Einflussbereich ist, wird ein Malinois oder Rhodesian Ridgeback kürzer fixieren und schneller manuell eingreifen, indem er den Hund einfängt. Aber alle erreichen das gleiche Ziel: Erziehung untereinander zu diszipliniert handelnden Tiere.

Menschliche Erziehung

Damit Hunde in der Menschenwelt unauffällig bleiben, ist ein gewisses Maß an Erziehung notwendig. Das gilt besonders für Einzelhunde und die jeweils vorrangigste Stellung bei Mehrhundehaltung. Sie sollte sich aber auf die Verarbeitungsfähigkeit der jeweiligen Stellung beschränken. Was ein Hund nicht versteht, verunsichert ihn nur. Was ihn verunsichert, quittiert er mit Auffälligkeiten, wenn er für den vielen Schwachsinn der Menschen häufig einfach keine Lösung weiß.

Am Anfang teilt er sich dem Menschen sehr deutlich mit, aber wenn die Bewertung dauerhaft negativ ausfällt, verabschiedet er sich innerlich von dem Menschen.

Das heißt nicht, dass er nicht über Kommandos zu führen ist. Aber wenn man sich heute die Körperhaltung, die Augen und die Abläufe von Hunden ansieht, sieht man einen Haufen psychisch zerstörter Hunde und die Halter wollen es einfach nicht erkennen. Viele Abläufe von Hunden, die von Haltern positiv bewertet werden, sind Ausdruck von Dauerfrust.

Fehler bei der Mehrhundehaltung

Was gar nicht geht, sind doppelt oder mehrfach besetzte identische Stellungen im eigenen Haushalt. Ähnlich katastrophal ist es für Hunde, wenn Vorrang und Nachrang Tiere ohne die trennende Sicherung eines Mittleren Bindehunde leben müssen.

Der Mensch kann hier zwar durch Erziehung eine Deckelung des am Anfang gezeigten Unbehagens erreichen, aber innerlich geht bei diesen Hunden der Kampf weiter. Es kommt untereinander zur Dauerfixierung und zur ständigen Bewertung jeder körperlichen Bewegung. Jeder Außenreiz kann zu Auseinandersetzungen führen. Häufiges Parallelgerenne und sich ab und zu gegenseitig am Hals hängen ist psychisches Mobbing untereinander und ein häufiges Symptom bei Fehlbesatz.

In der Natur könnten sich die Hunde wieder verabschieden, wenn sie aufeinandertreffen würden.

In der Wohnung oder im Haus ist man aber durch Zwang vergesellschaftet worden. Die Folge ist, dass sich ein Hund seelisch aufgibt und hat er sich einmal aufgegeben, dann folgen kontinuierliche körperliche Beschwerden.

 

Aber es gibt doch auch Meuten wo 20 und mehr Tiere zusammen arbeiten?

Ja, solche Meuten gibt es, aber um erfolgreich auf dem Markt zu bestehen, benötigt man auch hier Basiswissen aus den jeweiligen Stellungen der Tiere, um diese Meuten stabil zu halten. Sie sind immer ein komplexes, vom Menschen künstlich geschaffenes Gebilde.

Diese Meuten bestehen aus einer Grund-Struktur, wobei den in Struktur lebenden Bindehunden immer die identische Anzahl an 4-5 Monate alten Welpen identischer Stellung dazu gegeben wird. Alle in Struktur befindlichen Bindehunde benötigen die exakt gleiche Zahl an Welpen, es darf keiner der Bindehunde mehr oder weniger haben als die anderen. Auch da sieht man dann ein strukturiertes Laufbild. Die zu „Schattenhunden“ mutierenden Welpen laufen dann fächerförmig zum jeweiligen strukturiert lebenden Bindehund.

Aber das funktioniert nur, wenn die jeweiligen Eckhunde auch im Bestand sind, die arbeiten zwar nicht, müssen aber zu Hause vorhanden sein.

Alles andere, was man sieht, sind schlicht zusammengewürfelte Hunde, die alle negativen Abläufe zeigen, die auftreten, wenn der Mensch ohne Sinn und Verstand einfach Hunde zusammenbringt, weil sich angeblich Hunde immer zusammenfinden und miteinander arrangieren.

Natürlich tun sie das!

Für den Menschen am lehrreichsten: Sie bringen sich gegenseitig um oder verletzen sich so schwer, dass ein Hund sowieso verschwindet.

Für den Menschen am wenigsten lehrreich: Sie werden gedeckelt und die Abläufe finden im Inneren der Tiere statt.

Am schlimmsten ist es, wenn Menschen Dauerbewegungsabläufe nach immer dem gleichen Muster, als „die Hunde spielen den ganzen Tag so schön“ interpretieren.

Wer es nicht wahrhaben will, muss sich nur mal Hunde ansehen, die in passenden Stellungen leben und mit denselben Stellungen vergleichen, die nicht passend zusammengestellt wurden.

 

Kann man ältere Tiere wieder stellungsstark machen, und ist es möglich durch einen Korrekturbesatz hier wieder Verbesserungen zu erreichen?

Hier haben ich und die Workshopteilnehmer, die sich auf diesen Weg mit ihren Hunden bewegen, unterschiedliche Meinungen.

Was die Workshopteilnehmer als positive Erfahrungen werten, ist leider für mich immer noch ungenügend.

Ich habe mich nie näher mit stellungsfähigen oder stellungsschwachen Hunden befasst und immer nur mit stellungsstarken Hunden gelebt. Alles was ich seit Spätsommer 2011 an Hunden erlebe, empfinde ich persönlich als Katastrophe. Die Workshopteilnehmer empfinden das Gegenteil, wenn sie beginnen, sich ihren Hunden gegenüber stellungsgerecht zu verhalten.

Hier begegnen sich zwei unterschiedliche Arten von Hundehaltern. Wie die Zukunft aussieht und welche Erfahrungen aus all den Versuchen, das vererbte Wissen der Hunde wieder zu aktivieren gezogen werden können, steht noch in den Sternen.

Genauso wenig weiß ich, ob es gelingt, wieder vermehrt akzeptable Würfe zu produzieren oder ob es gelingt, den automatischen Abbruch der Professionalisierung bei Doppelbesatz oder Mehrfachbesatz aufzuhalten. Dazu laufen im Moment Überlegungen, die noch nicht in der Praxis durchgeführt wurden, da die Planungsphase noch nicht abgeschlossen ist.

Fazit

Es ist eine pure Freude und Erholung mit stellungsstarken Hunden leben zu können. Hunde brauchen Hunde – aber nur die zu ihnen passenden Stellungen. Egal ob man einen Hund, zwei Hunde oder noch mehr Hunde halten möchte, je nach Vorlieben an Temperament fängt man mit einem Vorrang- oder Nachrang-Leithund an und setzt die jeweiligen passenden Hunde dazu. Ideal sind Teilrudel bestehend aus den Enden Vorrang oder Nachrang-Leithund und Mittlerer Bindehund und den dazwischen gehörenden Bindehunden.