Beschreibungen der einzelnen Stellungen im strukturierten Rudel bestehend aus 7 stellungsstarken, im Wurf professionalisierten Tieren mit den 7 unterschiedlichen Geburtsstellungen

 

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Der Vorrang Leithund - VLH

Der Vorrang Leithund ist ein ausdrucksstarker, sich aufbauender Hund, der seiner Stellung entsprechend den gesamten Verband führt, aber in jeder Aktion, die sich vor der Gruppe zeigt, defensiv ist. Er klärt hauptsächlich über Geruch und Gehör die Situation und trifft Absprachen mit dem MBH. Seine Ortungsfähigkeit um das Rudel herum reicht über 180 Grad bis zum MBH.

Er ist selbst am wenigsten aktiv und lässt das Rudel für sich arbeiten. Besteht die akute Notwendigkeit, so erteilt er dem 2. Vorrangigen Bindehund direkt die Freigabe. Diesen Hund führt er auch dominant. 

--- Entwicklung als Welpe

Im Wurf ist er von der ersten Stunde an der aktivste Welpe, da er meistens nach der Geburt beim NLH zu finden ist. Er wird erst wirklich aktiv für die weitere Professionalisierung, wenn er den Separierungsprozess aus dem Wurf hinter sich gebracht hat. Klar zu erkennen ist er daran, dass er nach dem ersten Schlafbild der neugeborenen Welpen einmal durch den Verband wandert und jeden Tag einen neuen Schlafplatz einnimmt, versteckt zwischen den anderen Stellungen. Ist der Separierungsprozess abgeschlossen, wird er wieder von dem MBH-Welpen in den Verband integriert. Kann dies nicht stattfinden, weil sich schon ein erwachsener VLH im häuslichen Altbestand befindet, dann wird er zum Einzelgänger.

--- Häufige Optik als Einzelhund oder mit Fehlbesatz:

Im Fehlbesatz oder als falsch verstandener, menschlich „erzogener“ Einzelhund fällt er durch apathische, desinteressierte Körperhaltung auf. Je nachdem, wie weit sein Zerstörungsprozess bereits fortgeschritten ist, baut er sich noch in Notfällen gegenüber Fremdhunden auf. Mental ist er wenig ansprechbar. In diesem Zustand hält er sich beim Spaziergang häufig ganz hinten auf. Dann ist es wirklich schwierig, ihn als VLH zu identifizieren und er wird häufig mit dem NLH verwechselt. In diesem Zustand gelingt die Identifizierung nur noch, wenn man ihm ein komplettes, stellungsfähiges Vorrang Rudel einschließlich MBH dazugibt. Auch dann gibt nicht er sich zu erkennen, sondern das sofortige Verhalten aller anderen 3 Tiere zu ihm und vor allem untereinander verrät den Menschen seine Stellung.

 

Der zweite vorrangige Bindehund - V2

Auch der vorrangige 2. Bindehund (V2) ist ein ausdrucksstarker Hund mit einem großen Vorwärtsdrang. Er orientiert sich ausschließlich am VLH, den er auch als Begrenzung unbedingt benötigt und von dem er, sollte es notwendig sein, bei Außenaktionen unmittelbar eingesetzt wird. (siehe Abb.1)

Der V2 holt sich dafür nicht zwingend zuerst die Freigabe des MBHs ein.

Für gewöhnlich aber erhält er seine Anweisungen vom MBH, der ihn gegebenenfalls auch korrigiert. Er hat keine hohe soziale Kompetenz für alles, was hinter ihm passiert. Bei Außenaktionen, z.B. zur Jagd, führt er den V3.

--- Der V2 als Welpe

Im ersten Schlafbild des Wurfes liegt er alleine an der Spitze und begleitet den VLH in die Separierung, wenn dieser sich vor den Mittleren Bindehund legt.

--- Häufige Optik als Einzelhund oder mit Fehlbesatz

Der V2 beamt sich selber gerne in die fehlende VLH Position. Er kann sie nicht ausfüllen und zeigt dadurch Verhaltensauffälligkeiten, reagiert dominant-aggressiv, und wird häufig mit einem VLH verwechselt.

Er spielt die Rolle VLH zu stark ausgeprägt und besitzt innerlich keinerlei Rüstzeug für die tatsächliche Führung. Als Junghund öffnet er sich selbst schnell die Disziplinschranke, bricht aus seiner Tabuzone aus und die Welt ist für ihn nach vorne grenzenlos offen. Er verliert als erster die Selbstdisziplin und kann sich deshalb auch nur schwer selber korrigieren.

 

Der dritte vorrangige Bindehund - V3

Obwohl er ebenfalls nach vorne orientiert ist, geht er eine tiefe Bindung zum MBH ein und dient diesem als Schutz. Er ist ein Wächter. (Abb.1) Seine ihm eigene, hohe, innere soziale Bereitschaft zur Schlichtung nutzt er, um den V2 daran zu hindern sich nach hinten zu orientieren. Er benötigt für alle Aktionen die Freigabe des MBHs und ist deswegen nach vorne gefestigter. Von sich aus geht er nicht über seine Kompetenzen hinaus. Der Schutz des MBHs ist seine Aufgabe und er hat deswegen eine geringe Beißhemmung.

--- Der V3 als Welpe

Sichert im ersten Schlafbild eines Wurfes bereits den Mittleren Bindehund und sorgt auch dafür, wenn der MBH noch blind und taub ist, dass der V2 Welpe im Wurf nicht in den Nachrang gerät.

--- Häufige Optik als Einzelhund oder mit Fehlbesatz

Trifft er auf Bindehunde, baut er sich dauerhaft stark ihnen gegenüber auf. Wenn Außenreize auf ihn zukommen, orientiert er sich im Radius von 15-20 m vor seinem Halter. Der V3 kläfft gerne und anhaltend. In der Hundeschule hat man über Kommandoführung einen guten Zugang zu ihm. Da er ein Vorwärtskämpfer ist, neigt er schnell zu aggressivem Verhalten, wenn er keine weiteren Körper zur Sicherung um sich hat.

 

Der Mittlere Bindehund - MBH

Der Mittlere Bindehund ist der soziale Anker und der Mittelpunkt des Rudels. Seine Hauptfunktion ist der dauerhafte Erhalt der Gemeinschaft. Der MBH hat deshalb die höchste Sozialkompetenz und fordert von allen anderen Tieren im Rudel dauerhafte Disziplin. Er hat das Recht, alle im Rudel vorhandenen Stellungen zu korrigieren. Der MBH schlichtet in Differenzen und trifft Absprachen mit den anderen Eckhunden. Er hält zu allen Stellungen dauerhaft die Kommunikation aufrecht und sorgt für die innere Stabilität des Rudels. Er trennt mit seinem Körper den Vorrang vom Nachrang, verteilt die Aufgaben und ist die Respektsperson für alle Hunde in einem strukturierten Rudel. Im Notfall handelt kein Hund ohne seine Freigabe. (Abb.1)

Als wichtigster und kompetentester Hund des Rudels wird er bei Gefahr am längsten beschützt. Ohne ihn kann ein Rudel auf Dauer nicht bestehen, da er alles zusammenhält. Trotz seiner sozialen Komponente verhält er sich für gewöhnlich distanziert und souverän. Er verfügt über eine große Ausstrahlung und hat oft auch eine große Individualdistanz wie alle Eckhunde.

--- Der MBH als Welpe

Als Welpe sieht man diesen MBH von der ersten Minute an arbeiten, wenn Menschen die Stellungen nicht künstlich durcheinander bringen. Schon da kann man seine hohe soziale Kompetenz und Durchsetzungsfähigkeit beobachten. Man sieht gut an dem Schlafbild der Würfe, wenn diese Stellung fehlt: der Wurf driftet jeden Tag weiter auseinander in den Schlafpositionen. Ist er dabei, hält er das Rudel zusammen, sofern keine Stellung doppelt oder mehrfach geboren wurde.

Ist das allerdings der Fall, hört er nach spätestens 48 Stunden auf den Wurf weiter zu professionalisieren.

--- Häufige Optik als Einzelhund oder mit Fehlbesatz

Als Einzelhund verliert er häufig schnell seine aufbauende Präsenz und setzt sie nur noch bei Fremdhundebegegnungen ein. Im Fehlbesatz versucht er laufend alle Aufgaben der fehlenden Stellungen mit zu übernehmen, arbeitet sich schnell auf und wird gesundheitlich früh desolat.

 

Der zweite nachrangige Bindehund - N2

Er unterstützt den MBH in allen Abläufen, die für den Nachrang angelegt sind und entlastet damit den Mittleren Bindehund. Wittert der NLH Gefahr und der MBH erteilt die Freigabe, führt er die nachrangigen Hunde bei allen Aktion, die nach hinten orientiert sind. (Abb.1)

Er verfügt über eine höhere soziale Kompetenz als der V2 und zeichnet sich für gewöhnlich durch defensives Verhalten und Sensibilität aus. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Sicherung des MBH gegenüber allen Gefahren die von hinten kommen. Er wird vom MBH auch korrigiert. (Abb.1)

--- Der N2 als Welpe

Im Wurf verhält er sich identisch wie der V3, nur dass seine Aktionen ausschließlich den Nachrang betreffen.

--- Häufige Optik als Einzelhund oder mit Fehlbesatz

Unter solchen Bedingungen baut sich der N2 nicht mehr auf und zeigt sich eher mit lang gezogenem Körper. Er bewegt sich häufiger schnell den Halter überholend, bleibt aber trotzdem in seinem Bereich.

Er beamt sich gerne schnell in die fehlende MBH Funktion und wird dadurch negativ auffällig, weil er keinerlei Kompetenz für diese Stellung besitzt. Rennt gerne und schnell zu allen Fremdhunden. Er korrigiert viel zu heftig und schnell den im Haus befindlichen Fehlbesatz und wird dadurch schnell zum Egoisten.

 

Der dritte nachrangige Bindehund - N3

Seine einzige Aufgabe besteht darin, den NLH beim Rudel zu halten, er fungiert für ihn als Wächter. Er ist der einzige Hund, der mit dem NLH Sozialgesten pflegt und mit ihm eine tiefe, lebenslange Verbindung eingeht (Tiefenverknüpfung); er ist dessen Lebensversicherung. (Abb.1)

Aktiv unterstützt er alle nach außen gerichteten Aktionen des N2 und wird auch von ihm geführt wenn der NLH für den N3 die Aktion freigegeben hat. (Abb.1) Er ist nicht in der Lage, eigenständige Entscheidungen zu treffen und benötigt die Führung und körperliche Sicherheit des NLHs, da er nicht dessen Sensibilität für Gefahren von hinten besitzt.

--- Der N3 als Welpe

Als Welpe sorgt er von der ersten Minute seines Lebens dafür, dass der NLH Welpe sich nicht komplett separiert vom Wurf und damit auch nicht für das Rudel arbeiten würde. Befindet sich diese Stellung nicht im Wurf und es ist aber ein MBH und ein N2 im Wurf, sorgt der MBH dafür, dass diese Aufgabe passiv vom N2 übernommen wird. Diese Reparatur hält aber nicht dauerhaft an sondern verzögert nur den Separationsprozess des NLHs.

--- Häufige Optik als Einzelhund oder mit Fehlbesatz

Wird der N3 nicht seiner Stellung entsprechend gehalten, tendiert er dazu, sich mit lang gezogenem Körper zu zeigen und sich ängstlich und hektisch zu verhalten. Er klebt immer irgendwo an den Füßen des Halters. Sehr frühe Verhaltensauffälligkeit durch Überbewachung des Halters. Er kann zum Dauerkläffer werden und ist schnell bereit, Menschen zu beißen. Wenn der Mensch ihn nicht körperlich sichert, wird er zum Dauermobbingopfer aller anderen Stellungen, die nicht zu ihm passen.

 

Der Nachrang-Leithund - NLH

Sensibilität ist die Eigenschaft, die diesen Hund mehr als alles andere auszeichnet. Er verfügt über eine ausgezeichnete Wahrnehmung und ein Gespür für alles, was hinter ihm passiert. Nach gründlicher Prüfung informiert er im Falle der Notwendigkeit den MBH, der dann die Freigabe zur Aktion erteilt. (Abb.1)

Ohne seine Lebensversicherung, den N3, ist er kaum überlebensfähig, da er keinerlei Handlungskompetenzen besitzt für das, was ihm von vorne begegnet. Aus diesem Grund geht er eine lebenslange, intensive soziale Beziehung zu seinem Wächter, dem N3, ein (Tiefenverknüpfung). (Abb.1)

Im Falle einer Auseinandersetzung mit Gefahr ist er der Hund, der notfalls geopfert, also zurück gelassen wird, um den Rest des Rudels zu retten. Das Wissen darum veranlasst ihn dazu, sich vom Rest der Gruppe zu separieren, was optisch gut erkennbar ist. Aufgrund dieser Tatsache nannte Karl Werner diese Rudelstellung auch liebevoll „Looser“.

Er ist ein in sich ruhender, mental starker Hund, der als Eckhund in der Lage ist das Rudel nach hinten abzuschließen und die nachrangigen Hunde zu kontrollieren. Er kommuniziert ausschließlich mit dem N3 und dem MBH.

--- Der NLH als Welpe

Im ersten Schlafbild neugeborener Welpen ist er, wenn der N3 fehlt, gut an der in T-Stellung zum Rest des Wurfes zu erkennen. Es zeigt sich ein identisches Bild, nur mit mehr Körperkontakt, wenn der N3 im Wurf ist. Man erkennt den NLH als Welpe am ehesten, weil er sich nie ohne seinen N3 innerhalb des Wurfes bewegt, ansonsten liegt er separiert, wenn ein MBH im Wurf ist.

--- Häufige Optik als Einzelhund oder mit Fehlbesatz

Ein in sich ruhender und aufbauender Hund, der als uninteressierter Individualist durch die Welt läuft. Der NLH ist schwer bis gar nicht über Kommandos zu erziehen. Auch wenn er wenig Aggressionsbereitschaft hat, kann er zum Beißer werden, wenn der Halter ihn dauerhaft vor sich laufen lässt und seine Tabuzone tangiert wird.