Jeder Hund hat eine Tabuzone. Sie bezeichnet den Bereich um den Körper eines Hundes, in den ein Eindringen nicht bzw. nur ungern geduldet wird.

Die Tabuzonen geben den Hunden nicht nur die Möglichkeit, ihre innere Sicherheit aufzubauen und zu stärken, sondern stimulieren sie darüber hinaus, vorwiegend aus der Distanz heraus zu kommunizieren.

Hundehalter, Trainer und Züchter sollten diese Tabuzonen auf alle Fälle immer berücksichtigen.

Erzieht man Hunden ihre eigene Tabuzone ab, werden sie auch die Tabuzonen anderer Hunde und vor allem anderer Menschen nicht mehr einhalten.

Die Tabuzonen sind aus der Geburtstellung heraus unterschiedlich groß.

So haben Vorrang und Nachrang Leithunde eine Tabuzone von ca. 10 Metern um ihre Körper, während sie bei Mittleren Bindehunden ca. 7 Meter und bei Bindehunden ca. 5 Meter beträgt.

Diese Abstände verringern sich, wenn die Tiere in strukturierten Verbänden leben, aber auch dort sind die Tabuzonen wichtiger Bestandteil der deeskalierenden Kommunikation und durch ihre Einhaltung bestätigen sich die jeweiligen Stellungen untereinander Achtung und Respekt.

Tabuzonenignoranz in der Welpenhaltung durch den Halter

Bei Welpen sollte man immer darauf achten, dass sie sich nie ohne ihren menschlichen Partner in unmittelbarer, körperlicher Nähe einem Fremdhund nähern.

Vielmehr sollte der Mensch selbst die Tabuzonen von Fremdhunden einhalten, um nicht dem Welpen zu vermitteln, er könne einfach Tabuzonen ignorieren. Betritt der menschliche Körper die Tabuzone eines Fremdhundes, ist dies nicht nur gegenüber diesem unhöflich, sondern bringt vor allem den eigenen Welpen aus seiner persönlichen, natürlicherweise vorhandenen inneren Tabuzone. Alle problematischen Folgehandlungen, die Welpen daraufhin zeigen, hat der Mensch verursacht.

Kennt man die Tabuzone nicht, beobachtet man seinen Welpen. Wenn er richtig groß werden durfte, ist ihm seine Tabuzone bekannt. Er setzt sich einfach hin. So lernt der Mensch die Tabuzone seines eigenen Hundes kennen und kann sie daraufhin bei Fremdhundebegegnungen berücksichtigen.

Tabuzone junger Hunde in geschlossenen Ortschaften

Wie kann der Mensch die Tabuzonen der Hunde in geschlossenen Ortschaften so berücksichtigen, dass ihre Tabuzonen nicht aberzogen werden und sie sich unauffällig in der Menschenwelt bewegen können?

Vorrang und Nachrang Leithunde lässt man immer so laufen, dass sie auf ihrer rechten Seite eine Hauswand oder ähnliches als Außengrenze haben. Der Mensch läuft auf Kopfhöhe oder vor der Kopfhöhe des Hundes so auf der linken Seite des Hundes, dass dieser durch den Körper des Halters von Fremdkörpern (entgegenkommenden Menschen und Hunden) abgeschirmt wird.

Grundsätzlich hält man einen Abstand von mindestens ca. 5m vor Fremdkörpern ein und achtet darauf, dass der eigene Hund nicht zu stark von fremden Körpern eingegrenzt wird.

Nachrangige Bindehunde führt man genauso, allerdings reichen hier ca. 2 m Abstand zu Fremdkörpern.

Bei vorrangigen und Mittleren Bindehunden dient die Fahrbahn als linke Außengrenze. Diese Stellungen brauchen mehr Weite, weshalb eine Hauswand ihnen Unwohlsein verursachen würde. Sie akzeptieren die Fahrbahn als Grenze, und lernen sofort, dass von dort nichts kommt, was ihre Tabuzone verletzen könnte.

Der Mensch verhält sich identisch wie bei den Nachrangtieren, nur spiegelverkehrt und läuft auf der rechten Seite des Hundes in Höhe seiner Körpermitte, so dass er ihn von sich auf dem Gehweg bewegenden Fremdkörpern abschirmt.

Stehende menschliche Knäule sollte man Hunden grundsätzlich nicht zumuten. Müssen sie inmitten einer solchen Masse zum Stehen kommen, verursacht ihnen dies Unwohlsein. Es wird Stress aufgebaut, der dann gerne bei der nächsten Fremdhundebegegnung wieder abgearbeitet wird.

Erkennt der Hund, dass der Halter auch in der Stadt immer dafür sorgt, dass sich fremde Tier- oder Menschenkörper ihm nicht direkt nähern können, wird er schnell lernen, seine eigene Tabuzone im Stadtbereich zu verringern ohne diese aufzugeben. So bleibt ihm diese wichtige Kommunikationsmöglichkeit erhalten, was unter anderem dafür sorgen wird, dass der Halter sich beim erwachsenen Hund nicht mehr um das Thema Fremdhunde Begegnungen kümmern muss.

Grundsätzlich gilt aber dennoch, dass der eigene Hund vor solchen Fremdhunden geschützt werden sollte, die keinerlei Wissen mehr aus der Tabuzonenkommunikation besitzen. Hierzu tritt man dem Fremdhund dominant entgegen, läuft gegen seine Brust und schickt ihn weg.

Merkt man als Halter, dass die bewegende Menge an Fremdkörpern in der Stadt dem eigenen Hund Unwohlsein verursacht, wechselt man die Straßeseite oder nutzt eine ruhigere Straße. Identisch verfährt man, wenn einem laufend Fremdhunde an der Leine entgegenkommen und die Breite des Gehweges keinerlei Tabuzoneneinhaltung mehr ermöglicht.

Macht man das konsequent bis die Hunde erwachsen sind, dann bewegen sie sich später von ganz alleine immer so, dass sie genug Raum um sich herum aufbauen. Aus diesem Grund sollte man vor allem den Eckhunden viel Leinenlänge in der Stadt zur Verfügung stellen.