Überblick der Tiergruppen innerhalb der Struktur

Auch wenn jede einzelne Stellung ganz spezifische, individuelle Merkmale aufweist, kann man anhand gemeinsamer Merkmale die Hunde auch verschiedenen Kategorien zuordnen. So unterscheiden sich Eckhunde (eine Bezeichnung für die beiden Leithunde und den mittleren Bindehund) von Bindehunden, Vorrang von Nachrang, und innerhalb der Bindehunde haben die 2er und 3er Stellungen unterschiedliche Kennzeichen.

Vorrang und Nachrang Bindehunde

Diese Hunde sind immer darauf angewiesen, einen Körper vor und hinter sich zu haben, unabhängig davon, ob sie in einem strukturierten Rudel, einem losen Verband oder in der Obhut des Menschen leben.

Jeder Halter sollte sich klar darüber sein, dass er das alleine das nicht schaffen wird, da er nur einen Körper hat. Es ist nicht möglich, einem Bindehund z.B. durch reine Eingrenzungskommandos wirklich innere Stabilität zu geben.

Helfen kann man als Mensch diesen Hunden, indem man sich, zusätzlich zu den Kommandos, jeweils mit Ausrichtung zum Außenreiz klar mit seinem Körper vor oder hinter oder seitlich um den Hund positioniert, so dass er dem Außenreiz nicht ungesichert gegenübergestellt wird. Das ist zwar aufwändig, aber Menschen lieben es anscheinend, großen Aufwand zu betreiben und sich nach ihren Bedürfnissen häufig die falschen Hunde anzuschaffen.

Macht man dies nicht, verselbständigt sich der Hund und seine natürlichen, innerlich angelegten Schranken öffnen sich. Und es ist immer nur mit Problemen verbunden, wenn sich diese Schranken einmal geöffnet haben. Man hat dem Hund damit etwas beigebracht, was überhaupt nicht zu seiner inneren Stellungsstruktur passt.

Je nachdem um welche Stellung es sich handelt, zeigen sich die Probleme in unterschiedlicher Weise.

Alle 2er Stellungen führen sich selber nach außen raus, Nachrang weniger weit als Vorrang.

Die 3er Stellungen beginnen – allein gelassen ohne Sicherung durch andere Körper – laufend zu flüchten und wenn sie stellungsstark sind, ihr natürliches Verteidigungsverhalten bei allen Dingen des alltäglichen Lebens schnell abzuspulen.

Sind sie stellungsschwach im Wurf groß geworden, weil der NLH und/oder der MBH fehlte, sind sie häufig auch die typischen Mobbingopfer in der Welpen- und Spiel-Schulstunde.

Beschäftigung von Bindehunden

Diese Hunde sind Arbeitshunde. Sie sind ebenfalls für viele sportliche Freizeitbeschäftigungen geeignet, die der Mensch gerne betreibt. Allerdings sind die meisten Freizeitbeschäftigungen nicht sehr effizient, weil sie für den Hund keinen Sinn ergeben und er mehr oder weniger wie ein Zirkuspferd einfach Abläufe abspult.

Seine hohe Intelligenz resultiert aus seinem Stellungswissen und aus diesem heraus sollte man Hunde beschäftigen. Sie lassen sich sehr gut über Fixierung führen.

Alle 2er Stellungen sind sehr gut geeignet für selbständig zu erledigende Aufgaben.

Alle 3er Stellungen sollten immer den menschlichen oder den passenden hündischen Körper in ihrer Nähe haben, der sie führt.

In der Natur gehen in einem strukturierten Rudel nur die Bindehunde auf Jagd, nachdem sie dafür gezielt vorher vom Mittleren Bindehund frei gegeben wurden.

Da führt dann der vorrangige 2. Bindehund den vorrangigen 3.Bindehund und der nachrangige 2. Bindehund den nachrangigen 3. Bindehund.

Befindet sich ein strukturiertes Rudel auf dem Weg zum Jagdgebiet kann man sehen, dass die Tiere klar wie auf einer Schnur aufgezogen hintereinander laufen. Hierbei ist der Abstand zwischen Vorrang und Nachrang klar zu erkennen, er ist so groß,  dass der Körper des fehlenden Mittleren Bindehundes darin Platz hätte. Wird gejagt, löst sich diese Struktur auf und die Positionen werden nur noch rein nach individueller Jagdbegabung verteilt.

Typische Verhaltensauffälligkeiten der einzelnen Vorrang und Nachrang Stellungen und warum sie entstehen.

Hat man Welpen aus einem akzeptablen Wurf, sind sie professionalisiert worden und bewegen sich um den menschlichen Körper genau so, wie sie ihn gerade benötigen um innere Stabilität aufrecht zu erhalten.

Beginnt der Mensch durch Werfen von Bällen, Frisbee-Scheiben oder Stöcken dem Hund beizubringen, dass seine eigenen, durch die Stellung aufgebauten Schranken und die damit verbundenen, disziplinierten Abläufe unkorrigiert übertreten werden dürfen, fangen die ersten Fehlverhaltensabläufe an und man beginnt, am Hund herum zu erziehen.

Dies wird er am Anfang gar nicht verstehen können, weil der Mensch doch die Schranke selbst erst geöffnet hat. So beginnt ein Missverständnis nach dem anderen.

Genau so schlimm ist es, wenn man die so genannte Sozialisierung ohne jede Berücksichtigung der Stellung des eigenen Hundes zwangsweise durchführt, indem man den Hund wahllos in Hundegruppen hineinsteckt, wie es z.B. in Welpenkursen oder auf den „Hundewiesen“ geschieht.

Der Hund wird den Menschen nicht verstehen und verselbständigt sich weiter, denn alle Hunde sind Bewertungsweltmeister. Um so mehr negative Punkte der Hund durch den Menschen erfährt, weil dieser einfach nicht erkennt, wen er da vor sich hat, um so schwieriger und aufwendiger fallen anschließend die menschlichen Korrekturen aus, wenn ihm das Endergebnis nicht gefällt.

Und es wird dem Menschen nie gefallen, was er selbst durch sein Fehlverhalten verursacht hat.

Grundsätzlich müssen natürlich diese Stellungen immer geführt werden, aber so, dass der Hund aus seiner eigenen angeborenen Stellung das auch positiv verarbeiten kann. Werden dem Hund ständig für seine Stellung sinnlose Abläufe abverlangt, wird das vom Hund dementsprechend bewertet und man benötigt noch mehr Druck, um das dann auch durchzusetzen. Also sollte man sich als Halter sehr eingehend mit der jeweiligen Stellung seines Hundes befassen und alles was man mit dem Hund machen möchte vorher daraufhin abklopfen: Wie kann der Hund das aus seiner Stellung heraus auch begreifen und verarbeiten?

Nimmt man darauf keine Rücksicht, wird man den Hund immer nervöser und auffälliger machen. Nimmt man Rücksicht darauf, beginnt der Hund selbständig die Menschenwelt zu verstehen, und er wird sich selbst korrigieren, damit in der häuslichen und menschlichen Struktur keine Probleme entstehen. Aber letztendlich muss er jede Anweisung vom Menschen verstehen und auch stellungsgerecht verarbeiten können, sonst macht es keinen Sinn für den Hund und er stumpft ab.

 

Eckhunde

Diese Stellungen sind mir ein großes Anliegen, weshalb ihnen besondere Aufmerksamkeit gewidmet sein soll. Zu den Eckhunden zählen neben den beiden Leithunden auch der Mittlere Bindehund.

Diese Hunde kann man nicht über Kasernenhofton und einer „ich bin der Chef“- Einstellung führen. Jeder, der das versucht, zerstört die wesentlichen Faktoren, die eine lebenslange Unauffälligkeit für die Menschenwelt garantieren würden. Diese Stellungen kann man ausschließlich über eine tiefe, innig verbundene Partnerschaft führen.

Dazu gehört, dass mein Körper einem Welpen den Schutz bietet, die die jeweiligen Bindehunde für die Eckhunde aktiv einnehmen würden. Darüber hinaus muss der Mensch gleichzeitig diesen Stellungen seine eigene hohe Kompetenz beweisen. Dazu gehört, dass man den jeweiligen Eckhund und das Regelwerk, nach dem er lebt, genau verstehen lernt und dass alle Eindrücke und Abläufe zusammen verarbeitet werden müssen.

Das heißt der Eckhundwelpe muss ganz viel beobachten können, während er erwachsen wird. Jeden Beobachtungspunkt des Hundes sollte der Halter mitverfolgen und dem Hund die dazugehörigen Erklärungen geben. Auch wenn der Hund die einzelnen Worte nicht versteht, begreift er sehr viel über die Gedankenwelt des Menschen und nimmt dessen Stimmung wahr. Das genaue Erklären hilft außerdem auch dem Menschen, mit den Gedanken bei dem Beobachtungspunkt zu bleiben.

Umgekehrt sollte der Mensch diesen Stellungen auch immer wieder die wichtigen Punkte der Menschenwelt durch Anfixierung des jeweiligen Beobachtungspunktes zeigen. Geht der Blick des Hundes auch genau auf diesen Punkt, erklärt man wieder, um was es dem Menschen dabei geht.

Wichtig dabei ist, dass es nicht um Kumpanei geht, sondern um eine in gegenseitiger Achtung geführte Partnerschaft.

Da man Eckhunde nicht durch Fixierung führen kann, muss man hier genau den Weg finden, der dem Eckhund erlaubt, dem Menschen eigene Lösungsvorschläge anzubieten. Durch die Bewertung der vom Hund angebotenen Lösung – „super, so wollen es die Menschen“ – oder „nein – lasse es bitte, gibt nur Ärger“, lernt der Hund selbständig sein Verhalten so zu korrigieren, dass er für Menschen unauffällig ist und seine hohen sozialen Fähigkeiten zum Tragen kommen.

Hier mit Druck zu arbeiten ist kontraproduktiv, weil der Druck erst dann angenommen wird, wenn die wesentlichen Elemente im Inneren des Hundes schon zerstört wurden. Hier ist buddhistisches Ausharren, Warten und auf keinen Fall vom Ziel abzukommen die viel erfolgreichere Methode.

Auf welchem Weg der Hund dann das Ziel erreicht, da sollte der Mensch bei Eckhunden einfach auch seinem Hund vertrauen einen für ihn verständlichen Lösungsweg zu erarbeiten. Eckhunde benötigen Zeit.

Eignung der Eckhunde als Einzelhund

Grundsätzlich eignen sich der Vorrang und Nachrang Leithund für ein Einzelhundleben, da sie sich sowieso in der Wurfbox separieren und sie dann auch alle Mechanismen für ein Einzelleben in sich tragen. Sie benötigen aber kompetente Halter, sonst landen sie im Tierheim.

Im Gegensatz dazu ist es sehr problematisch, einen Mittleren Bindehund als Einzelhund halten zu wollen. Da in ihm eine so hohe Entscheidungs- und Führungsfähigkeit angelegt ist, gleichzeitig verbunden mit einer der höchsten Sozialkompetenzen. Diese Kombination macht sie zum wichtigsten Hund, der wie ein Magnet für den Zusammenhalt des Rudels sorgt. So sollten diese Stellungen wenigstens immer die passenden Stellungen um sich haben. Haben sie es nicht, fangen sie an, die Menschen organisieren und führen zu wollen. Zerstört man diese Anlagen im Hund durch dauerhafte Unterbindung und Druck, dann wird dieser Hund zum seelischen Krüppel.

In allem was man macht bei Hunden ist es viel wichtiger seine eigene Persönlichkeit und Authentizität zum Tragen zu bringen, als irgendwelche gelernten Abläufe abspulen zu wollen. Auf welchem erzieherischen Weg man sich auch befindet, es zerstört mehr im Hund, als er verkraften kann, wenn er nicht versteht um was es wirklich geht. Die hohe Intelligenz aller Stellungen steht vielen Erziehungsangeboten einfach im Wege und erst wenn man den Hund stumpfsinnig bekommen hat, führt er dann auch für ihn sinnlose Handlungen aus.

Stumpfsinnigkeit entsteht automatisch, wenn ich nicht weiß, was für eine vererbte Stellung der jeweilige Hund hat und wie er aus dieser heraus handelt und versteht.

Stellungsfähige und stellungsstarke Hunde erkennen sofort was echt und was aufgesetzt beim Menschen ist. Dementsprechend fällt auch die Bewertung aus und die Spirale immer weiterer menschlicher Einwirkungen beginnt sich zu drehen.

Typische Verhaltensauffälligkeiten der Eckhunde und warum sie entstehen.

Die Eckhunde sieht man in zwei Extremverhalten häufig bei falscher Haltung. Entweder sind sie gegen sämtliche Erziehungsmaßnahmen herkömmlicher Hundeführung resistent und zeigen alle Varianten von renitent bis aggressiv. Hat der Mensch es geschafft und herkömmliche Erziehungsmethoden haben gegriffen, dann sieht man ein apathischen Hund, der kaum bis gar nicht mehr ansprechbar ist. Ausnahme bilden die Mittleren Bindehunde. Durch ihre hohe soziale Kompetenz versuchen sie, es allen Recht zu machen und arbeiten sich dabei körperlich und seelisch auf.