Hallo an Alle,
wir sind neu hier - und nach Allem, was wir bisher gelesen haben, die ersten Andalusier. Unser Hund James ist ein typischer spanischer Freigänger, von dem nur bekannt ist, dass er im Dezember 2012 im geschätzten Alter von 5 Monaten in einem Shelter abgegeben und zwei Monate später von uns adoptiert wurde.
Südspanien ist für uns hundemäßig eine völlig neue Erfahrung: wild lebende Hunde (die übrigens nicht alle gerettet werden wollen), unfassbare Grausamkeit von Menschen gegenüber Hunden, aber auch viel Hundeliebe und -aufopferung haben unsere Sicht auf das Thema Hund stark verändert. Auch das Halten von mehreren Hunden ist hier eher die Normalität, was uns natürlich viel Raum für Beobachtungen schafft. Wir leben in der Nähe eines Naturschutzgebietes und dort laufen alle Hunde frei, so daß Hundebegegnungen nicht immer so einfach zu beeinflussen sind wie evtl.nötig, wenn 5-10 Hund aufeinandertreffen. Aber zur Beobachtung ist diese Anhäufung gut geeignet.
Mit James´s Einzug kam natürlich die Frage nach aktueller Lektüre. Wir waren sehr skeptisch, da meine Eltern mehr als zwei Jahrzehnte Briards hatten und schon diese sich nicht wirklich in die "normale" Hundewelt einpassen liessen. Wir stießen auf Maja Nowaks erstes Buch, welches für mich - gefühls- und erfahrungsmässig - ein Augenöffner war. Über Frau Nowaks Website kamen wir dann mit dem Thema Rudelstellungen in Kontakt und fingen an, viel zu lesen (Barbara Ertels Buch und natürlich auch hier im Forum).
In die aktive Phase wurden wir allerdings durch ein Erlebnis der besonderen Art gebracht. In unserer Nähe praktizieren ehemalige Polizeihundausbilder aus Schweden in einer Hundeschule/-pension und mein Mann besuchte diese Trainer auf der Suche nach Kontakt und zum "Beschnuppern". James macht keine Probleme, ist sehr eng mit uns, wir kommunizieren viel mit Gesten und Augen, erklären ihm alles und es gibt einfach nur eine Regel: wenn wir etwas zum Tabu erklären, ist es Tabu (also z.B. der Spaghettiteller auf dem niedrigen Couchtisch

)
Mein Mann und James besuchten also den Trainer und dieser versuchte sich an ihm mit "Sitz" und "Platz". "Platz" wollte James nun aber partout nicht machen, der Trainer zwang ihn jedoch runter und vor allem hielt er ihn unten, da man dem Hund einmal zeigen muesse, daß er nicht immer seinen Kopf durchsetzen kann. James reagierte voellig verstört, wehrte sich wie verrückt und schrie. Es wurde abgebrochen und mein Mann verließ die Schule. Das war am späten Nachmittag, aber als ich Abends nach Hause kam, setzte sich James nach der Begrüßung vor mich hin und schaute mich unverwandt an - und ich traute meinen Augen nicht: im Dämmerlicht sah er aus wie ein Monster. Seine Augenränder waren geschwollen und blutunterlaufen und alles Weiße der Augen war blutrot. Offensichtlich waren überall die Adern geplatzt. Wir sind sofort in die Tierklinik, die als Ursache einen Schock diagnostizierte. Er wurde behandelt und nach ca. 10 Tagen waren die Augen wieder in Ordnung, aber für uns war damit eines klar: dieser Kerl muss wie bisher als Partner akzeptiert und behandelt werden.
Also haben wir weiter beobachtet, haben Vieles erfolgreich ausprobiert. Es bleibt jedoch eine Frage: welche Stellung hätte er in einem Rudel, was können wir noch besser machen? Und das Thema RS hat uns natuerlich verunsichert in Bezug auf die Adoption eines zweiten Hundes aus dem Tierheim. Wir waren uns immer einig, dass James den Zweithund bestimmen müsste, aber vielleicht können wir ihm da auch helfen?
So sind wird fuer den 28.12.14 zum Workshop angemeldet - hoffentlich bekommt James das Fliegen gut. Bis dahin ist er für uns ein VK - ein vorderer Kuschler
Grüße aus dem Süden
Daniela & James (Rüde, 1,5 Jahre, Stellung unbekannt)