Hallo,
ich möchte euch gerne noch unsere Hündin Tilla(?) vorstellen.
Sie kam vor 8 Jahren, ca.2jährig, über einen Tierschutzverein aus Istambul, eine ehemalige Straßenhündin also. Ihr fehlt gut die Hälfte einer Hinterpfote – wie das passiert ist, weiß ich nicht – damals hüpfte sie meist auf drei Beinen, inzwischen läuft sie meistens auf 4 Pfoten und man merkt ihr die Behinderung nicht an
Sie lebte zunächst 1 Jahr lang mit mir und 3 Katzen, wir wohnen am Dorfrand mit Garten.
Mein größtes Problem mit ihr war anfangs , daß sie eigentlich das Haus überhaupt nicht verlassen wollte und sich teilweise 24 Std. nicht gelöst hat - stubenrein blieb sie trotzdem.
Spazierengehen kannte sie von ihrer Pflegestelle (mit weiteren Hunden) - mit mir alleine wollte sie absolut nicht gehen bzw. suchte sie sich unterwegs ein Gebüsch oder grub sich eine Kuhle und ging keinen Zentimeter mehr weiter (legte sich hin, machte sich steif, zog sich aus dem Geschirr etc..).
Es scheint außerdem, daß sie eine traumatische Erfahrung im Zusammenhang mit Schüssen, Detonationen o.ä. gemacht hat - hört sie ein entsprechendes Geräusch (das ist nach wie vor so), ist sie wie gelähmt, duckt sich, kann sich kaum bewegen sucht sich fast kriechend eine geschützte Stelle und erholt sich erst, wenn man sie aus der Situation wegbringt (zurücktragen, Auto holen..)
Die Lautstärke des Geräusches spielt dabei keine Rolle, ein weit entfernter Schuß ist schlimm für sie, z.B. laute Baustellengeräusche in der Nähe kein Problem.
Spaziergänge in einer Menschen-Hunde-Gruppe waren damals für mich die Lösung – sie lief mit, wirkte auf mich fröhlich – entspannt (endlich mal anders als lethargisch-zurückgezogen) und ich beschloß, einen zweiten Hund aufzunehmen in der Hoffnung, ihr damit mehr Stabilität und Sicherheit vermitteln zu können. Pepsi zog also vor 7 Jahren bei uns ein, ein damals ca. 9 jähriger Mix-Rüde, ebenfalls aus Istanbul – gelassen, zufrieden, freundlich – die beiden schienen sich ok zu finden, Tilla ging jetzt manchmal mit – oder wenigstens freiwillig in den Garten – die beiden schienen sich jedoch nicht wirklich füreinander zu interessieren.
Unsere heutige Situaion habe ich im 1. Beitrag beschrieben:
Vor 3 1/2 Jahren kamen Annette und Momo dazu, Pepsi hat uns im März leider verlassen.
Tilla weigert sich immer noch, "normal" spazieren zu gehen, keine Chance, einfach mit ihr von zu hause loszugehen - mit dem Auto ein Stück wegfahren und den bekannten Weg zurück nach hause gehen klappt - sich mit unserem "Menschen-Hunde-Rudel“ treffen und dort spazierengehen klappt meistens.
Seit unserem Seminar bei Maja im vorigen Jahr hat sich vieles verändert – sie ist unterwegs ansprechbarer, in Kontakt mit mir und ich habe gerlent, sie aus Situationen, die sie lähmen und in denen sie sich verstecken will, vor allem durch bestimmte Körperarbeit herauszubringen.
Ich hatte immer das Gefühl, daß sie aus unterschiedlichen Gründen nicht mitgehen will – mal war sie schon zuhause eher zurückgezogen, hatte vermutlich etwas bestimmtes gehört – mal schien sie einfach zu entscheiden, daß sie eben nicht will.
In den ganzen Jahren war ich immer hin und hergerissen –dachte immer, sie braucht doch Bewegung und Beschäftigung, habe unzähliges ausprobiert – andererseits hat sie oft, wenn ich die Leine genommen habe, so deutlich gezeigt, ob sie mit will oder nicht.
Mein Dilemma ist, daß ich meine, sie kann zu den Zeiten, in denen ihr altes Trauma sie lähmt, nicht entscheiden, was ihr gut tut – in anderen Situationen aber vermutlich schon. Sie wirkt oft gestresst – hat Falten im Gesicht, knabbert die behinderte Pfote auf etc. - nach einem Spaziergang wirkt sie auf mich dann endlich mal müde und entspannt..
Wenn wir draussen sind, will sie sich entweder recht zügig bewegen oder gar nicht gehen – unsere Entschleunigungsversuche scheinen zu bewirken, daß sie immer unsicherer wird, je länger wir uns nicht bewegen – sie „klappt“ dann immer weiter ein.
Ich hoffe sehr, daß es möglich sein wird. Ihre Stellung zu bestimmen und dann angemessener mit ihr umgehen zu können, ihr ein glücklichers Leben zu ermöglichen.
So, jetzt muß es erstmal reichen, wer soll das denn alles lesen....
viele Grüße
Katharina