Ich möchte uns gerne vorstellen, nachdem wir das Buch gelesen und schon einige Zeit im Forum gestöbert und den regen Gedanken- und Erfahrungsaustausch verfolgt haben.
Wir sind zwei Schwestern, die gemeinsam in einem Haus in der Schweiz (Kanton Zürich) wohnen. Jede von uns hat einen Hund. Kaja (?) ist jetzt bereits seit acht Jahren bei uns und nach anfänglichen Startschwierigkeiten (sie ist oft erst zur Ruhe gekommen, wenn wir sie angebunden hatten – und sie war während den ersten zwei Lebensjahren sehr selbständig unterwegs, sehr oft ohne mit mir Kontakt aufzunehmen) haben wir uns gefunden und das Zusammenleben ist mehrheitlich entspannt – ausser wenn sie gerade eine Katze erblickt hat.
Meine Schwester Lydia hat seit drei Jahren einen katalanischen Schäferhund Miro (?), der uns in diesen drei Jahren bis auf’s Äusserste beschäftigt und gefordert hat.
Sehr schnell merkten wir, dass Miro (?) als Welpe anders war, als unsere früheren Hunde. Er war die Unruhe in Hundeperson, bellte bei jedem kleinsten Geräusch und bei „jedem Blatt, das sich bewegte“, frass nur schlecht, schlief wenig und nur oberflächlich, konnte kaum einen Moment allein bleiben, scheute vor Menschen zurück. Also ein sehr erregter und gestresster Hund. Für uns Menschen war es sehr anstrengend diese Atmosphäre von Stress und massiver Erregung zu ertragen, geschweige den für Miro (?). Es vergingen etwa 1,5 Jahre, bis er anfing tiefer zu schlafen und sich im Haus zu entspannen. Draussen war er nach wie vor sehr erregt, oft kaum ansprechbar und wenn er Hunde nur schon auf eine Distanz von 20 oder 30m sah, bellte er und geriet völlig ausser sich.
Immer wieder überlegten wir uns, was der Grund für sein Verhalten sein könnte und wie wir mehr Ruhe und Entspannung in Miro’s (?) und unser Leben bringen können.
In der Schweiz ist es obligatorisch – im Sinne der sogenannten Sozialisierung - mit dem Welpen mindestens vier Welpenspielstunden zu besuchen. Im Wissen darum, dass die Welpen durch die andern Welpen oft überfordert werden (aber noch ohne RS-Wissen) versuchten wir Miro (?) so gut es ging zu schützen, indem wir uns z.B. weigerten Miro (?) zum Abschluss der Stunde nochmals mit den andern Welpen spielen zu lassen etc. (Jetzt, mit dem zusätzlichen Wissen der RS können wir erahnen wie verwirrt und überfordert Miro (?) in dieser Situation war.)
Leider ging es noch weiter, indem wir die zehn ebenfalls obligatorischen Stunden für Junghunde besuchten. Wir suchten nach einer kompetenten Trainerin, die Miro (?) und uns unterstützen würde und mussten im Verlauf der Stunden feststellen, dass die Trainerin mit unserem Hund ebenfalls überfordert ist ... und so weiter, und so weiter ... Die verschiedenen Trainer, selbst wenn sie darauf achteten, mit Ruhe und Distanz gegenüber andern Hunden zu arbeiten, konnten uns keine wirksame „Methode“ vermitteln, um die Erregung und den Stress von Miro (?) reduzieren zu können.
Irgendwann stiess Lydia auf die TV-Sendungen von Maja Nowak und wir waren begeistert, wie ruhig und entspannt sie ihre Hunde führte. So meldeten wir uns zu einem Workshop am Dog Institut an und fuhren nach Berlin. So nebenbei erzählte uns Kerstin, die uns während dem Workshop vor allem betreute, dass sie mit ihren Hunden die Rudelstellungen von Barbara Ertel kennen gelernt hat und davon sehr beeindruckt ist. Wir nahmen die geübten Verhaltensweisen mit und versuchten sie umzusetzen. Der Literaturhinweis veranlasste uns das Buch von Frau Ertel zu kaufen, aber vorerst blieb es (leider) ungelesen liegen.
Als Maja Nowak diesen Frühling in die Schweiz kam ergriffen wir die Gelegenheit und besuchten das Führungsseminar bei ihr. Zu unserem Glück – andere waren da anderer Meinung – hat Maja in den drei Tagen auch die Rudelstellungen nach Karl Werner vorgestellt. Ihre Informationen und Präsentationen zum Thema RS haben uns so überzeugt, dass wir uns noch am gleichen Abend zu einem Workshop bei Barbara Ertel angemeldet haben.
Die Zwischenzeit haben wir nun, wie gesagt mit Lesen und Diskutieren, Video’s und Fotos anschauen verbracht und natürlich mit Rätseln, welche Stellung unsere Hunde haben könnten. Auch das Entschleunigen und unseren Hunden die Dinge erklären wurde umgehend versucht umzusetzen.
Das Zusammenleben mit Miro (?) ist in der Zwischenzeit zum Glück etwas ruhiger geworden, dies vor allem im Haus. Draussen sind Hunde“sichtungen“ (Distanz von 20m) in der Regel immer noch Anlass zu höchster Erregung. Also von Normalität sind wir doch noch ziemlich weit entfernt.
Dank RS habe ich gelernt feiner auf die „Aussagen“ der Hunde zu achten. Dazu habe ich ein für mich sehr eindrückliches Erlebnis zu erzählen.
Als ich mit Miro (?) auf einem unserer „einsamen“ Spazierwege unterwegs war, legte er sich in den Schatten eines Baumes. Er liebt die Sonne und Wärme nicht so sehr. Ich setzte mich im Abstand von ca. 5 m ebenfalls hin und erzählte ihm, was ich sehe. Nach einigen Minuten stand Miro (?) auf, kam zu mir, berührte mich ganz sanft mit seiner Schnauze und ging dann wieder zurück in den Schatten. Ich interpretierte sein Handeln als Aufforderung, stand auf, ging ebenfalls in den Schatten des Baumes und setzte mich wieder, diesmal direkt neben ihn. Gemeinsam blieben wir so noch eine Weile, bis wir dann den Heimweg antraten. Es hat mich sehr gerührt und gefreut, dass Miro (?) so fein mit mir kommuniziert hat – und ich es sogar verstanden habe!
So für’s erste genug. Wir freuen uns auf den Workshop in knapp vier Wochen und sind natürlich sehr gespannt auf die Einschätzungen.