Hallo an alle,
nun stelle ich uns doch einmal kurz vor. Ich lese schon sehr, sehr lange mit, habe Barbaras Buch gelesen und auch fast den gesamten öffentlichen Bereich hier. Fühle mich allerdings etwas unwohl beim öffentlichen Schreiben und Exponiertsein.
Mein Freund und ich haben vor vier Wochen ungeplant einen nun 4 Monate alten Golden Retriever Rüden von einer älteren Dame im Bekanntenkreis übernommen, die mit ihm überfordert war.
Ich wollte eigentlich erst im nächsten Jahr wieder einen Hund haben, nur einen eingeschätzten, am liebsten eine Hündin, eher klein... jetzt ist alles anders.
Mein letzter Hund ist vor vier Jahren gestorben, da war er 16, ich hatte ihn auch, seit er ein Welpe war, das ist also insgesamt 20 Jahre her, meine Welpenroutine. Und ich muss sagen, dass ich es sehr als Herausforderung empfinde, einen Einzelhund-Welpen nach Rudelstellung großwerden zu lassen.
Es fällt mir so schwer, im Kopf, von den konditionierten Gehorsamsgeschichten abzulassen. Es ist wohl eine Unsicherheit, die richtige Balance zu finden, Regeln klar zu machen und gleichzeitig dem Hund gerecht zu werden, so mit ihm zu kommunizieren, dass er es versteht und auch umsetzen kann.
Alles langsam zu machen, finde ich auch schwierig. Rocky ist super darin, er kann extrem lang an einem Grashalm schnuppern. Hundebegegnungen haben wir selten. Wenn es welche gibt und ich Rocky hinter mich bringe oder dicht an meiner Seite halte, möchte er leider grundsätzlich wie wild zu dem Fremdhund. Das geht so weit, dass er schon nach mir geschnappt hat, während ich neben ihm saß und ihm erklärte, dass der andere Hund null an ihm interessiert ist (eine ballsüchtige Bulldogge). Er zappelte wie wild im Geschirr wie ein Kind, das sich im Supermarkt auf den Boden wirft. Das Schnappen ist schon etwas besser geworden, seit ich ihm klar gemacht habe, dass das absolut inakzeptabel ist.
Es gibt Erklärungen und Bitten, die sofort zu guten Handlungen führen. Zum Beispiel, dass er bitte die Schrubb-Bürste der Dame aus dem Erdgeschoss im Garten liegen lassen soll, weil wir sonst Ärger bekommen, wenn er sich die schnappt und kaputt macht. Er hat kurz geguckt, nachgedacht, die Bürste liegen lassen und ist mit reingekommen ins Haus.
Andere Sachen sind schwieriger. Zum Beispiel laborieren wir immer noch an der Stubenreinheit. Ich erinnere mich, dass das bei unseren vorherigen Hunden meist innerhalb von zwei, drei Wochen erledigt war. Mit Rocky gehe ich inzwischen alle 1,5 Stunden runter, und trotzdem landen noch Bäche in der Wohnung, im Treppenhaus. Nachts schläft er komplett durch, 8-9 Stunden, ohne dass was passiert.
Dann frage ich mich, wie ich es mit meinem letzten Hund geschafft habe, dass er nie an der Leine gehen musste. Ich habe das wirklich vergessen. Es kommt mir unvorstellbar vor, Rocky einfach von der Leine zu lassen, so lange er noch so jung und unerfahren ist. Nur wie bringe ich ihm bei, bei mir zu bleiben, ohne Gehorsamsübungen? Es interessiert ihn wenig, wenn ich ihn darum bitte und ihm erkläre, dass er zu schnell für mich ist und ich ihn besser schützen kann, wenn er langsam macht und bei mir bleibt. Abgesehen davon, dass er beim ersten Wittern eines Fremdhundes auch gern losdüst.
Ich gehe mal davon aus, dass er stellungsschwach ist, weil ich mir bei einem Golden Retriever alles andere einfach schlecht vorstellen kann. Was ich mich frage ist, wie erkennen es die Gegenschätzhunde bei den Workshops? Wenn ich es richtig gelesen habe, haben die auch Schwierigkeiten damit, stellungsschwache Hunde zu erkennen. Oder habe ich das falsch gespeichert?
Leider misslingt mir hier gerade das Hochladen bzw. Einfügen eines Fotos, ich probiere weiter.
Erstmal viele Grüße
Lucy mit Rocky (RS?) Rüde, intakt, *3. Juli 2014