Liebes RS-Team, liebe RS-Interessierte,
Wow, diese ganze Internetgeschichte ist für mich (Ungeübte) ein echtes Abenteuer. Diesen Bericht schreibe ich zum zweiten Mal, beim ersten Mal ist er verschwunden, obwohl ich auf absenden gedrückt habe . Es kam eine seltsame Nachricht und dass ich mich nochmal anmelden müsste. Ich hoffe meine Vorstellung kommt jetzt bei euch an:
Mein Hund heißt Pinot, ist 4 Jahre alt und Mischling aus Collie, BorderCollie ,Schäferhund und Berner Sennehund. In meiner Lebensgeschichte - ich bin 64 Jahre alt- ist er unser 4. Hund. Als Pinot zu uns kam lebte Samy mit uns, eine 10 Jahre alte ostdeutsche Schäferhündin mit Rückenbeschwerden.
Heute, nachdem ich das Buch über Rudel-Stellungen zum 2. Mal gelesen habe bin ich sicher, dass es ein Fehler war eine so alte Hündin, mit ihrer Gesamtverfassung, mit Pinot zu vergesellschaften.
Pinot war als er zu uns kam von einer Art, die wir vorher bei unseren Hunden noch nie erlebt hatten: mit 8 Wochen war seine Rute immer hoch aufgerichtet und er trug seine weiße Schwanzspitze wie ein Laternchen durch die Gegend, er bellte, knurrte und klappte seine Zähne in der Luft hörbar aufeinander. Er stellte sich unter Samy’s Bauch und zwickte sie von unten; er war schwer zu maßregeln und zu korrigieren und akzeptierte keine Grenzen. Samy war ihm gegenüber sehr geduldig und wenn sie versuchte ihn zu maßregeln wuselte er gleich wieder davon und machte weiter. Samy war definitiv überfordert, ihn in seine Schranken zu weisen und vermutlich war es auch nicht ihr wirklicher Job und ihr fehlten die Kompetenzen dazu. Samy war ein ruhiger zurückhaltender, abwartender Hund, der mit 3 Jahren zum ersten Mal bellte - was für ein Unterschied zu Pinot. AlsPinot etwa 2 Jahre alt war schaffte Samy es ab und zu dass er sich auf einen klaren Wuff und Blick von ihr vor ihr auf den Rücken drehte und kurz blieb. Sie hatte zunehmend Ruhe vor ihm auch weil sie pflegebedürftig wurde . Samy starb vor etwa einem Jahr und seither lebt Pinot als Einzelhund bei uns.
Pinot brachte mich im Laufe unseres Zusammenlebens des Öfteren an den Rand und auch zu Tränen.
Ich hatte in 2 verschiedenen Hundeschulen komplette Durchgänge absolviert mit Konditionierung und viel Clickerarbeit. Das zeigte „Erfolg“, solange wir bei unseren Spaziergängen keine Ablenkung hatten durch Außenreize wie Menschen, Hunde, Autos….Jeder Spaziergang war ein Üben . Ich war gefordert immer aufmerksam zu sein und mit großer Vorrausicht meinerseits alles in der Umgebung - bevor er es tat – wahrzunehmen. Immer wieder hinterfragte Pinot ob heute nicht er die Führung übernehmen könnte;- sehr anstrengend.
Bei Hundebegegnungen zog er stark an der Leine drängte zu den Hunden hin und seine 30 Kilo waren für mich kaum zum Heben. Je mehr ich Hundekontakte unterband, umso mehr baute Pinot sich auf, später teilweise begleitet von Knurren. Später wurde mir klar, dass ich eine regelrechte Vorangst entwickelt hatte sobald ich einen Hund in unserer Nähe sah, meine Anspannung stieg, was Pinot entsprechend interpretierte und seine Reaktion wiederum verstärkte- es entstand ein richtiger negativer Kreislauf. Die Konsequenz: Ich verlegte den großen Spaziergang in die Mittagessenszeit und bin dann, da ich auf dem Land am Ortsrand wohne fast niemandem begegnet.- keine wirkliche Lösung -.
Am Gartenzaun raste Pinot hin und her, wenn jemand vorbei ging; blieb jemand stehen, um mit mir zu reden beruhigte er sich, aber wehe der Mensch ging weiter, dann fing er an zu toben; ebenso wenn ein Hund vorbeispazierte . 4 Mal sprang er über den Zaun, raste Mensch oder Hund nach und stellte sie – der Zaun wurde erhöht. Er machte Anstalten auch Autos oder Radfahrern nachlaufen zu wollen und sie am sich Entfernen zu hindern.- Beide Hundeschulen konnten uns nicht weiterhelfen.
Dann kam die Wende: als ich vor ca. ½ Jahr mit meiner Tochter (Tierärtztin) am Telefon meine Verzweiflung teilte, hatte sie kurz zuvor durch eine Patientenbesitzerin über Barbara Ertel und dem Wissen über Rudel-Stellungen erfahren. Ich kaufte mir das Buch und beim Lesen gingen mir einige Lichter auf. Pinot hatte so viele Aufgaben übernommen für die er keine Kompetenz hatte dass er ständig in Anspannung und im Stress war, weil er sich um alles kümmern musste aber nicht wirklich konnte.- Jetzt hatte ich die Wahl einige Aufgaben selbst zu übernehmen. Das bedeutete für mich ihm mit mehr Präsenz meinerseits und innerer Stärke ( - nach und nach erarbeitet -) klar zu machen dass zB was am Zaun geschieht , der Postbote, Menschen die an uns vorbeigehen … meine Arbeit sind. Das gelingt nicht immer ganz ,es kommt noch darauf an, wie es mir an dem Tag geht und wie sehr ich mit meinen Gedanken ganz in der Gegenwart bin, oder abschweife. Wir sind am Klären und reden noch mehr miteinander. An manchen Tagen gelingt es wunderbar und macht richtig Freude zu spüren wie er sich aus Aufgaben die erklärtermaßen meine sind rausnimmt und loslässt. Hundebegegnungen vermeide ich nach wie vor schon aus größerer Ferne.
Pinot hat sich viel mehr entspannt, öfter liegt er jetzt auch mal auf dem Rücken lässt alle viere ganz entspannt nach außen fallen und schläft. Heute bin ich dankbar für die vielen Herausforderungen vor die Pinot mich gestellt hat. Sie haben mir Möglichkeiten auch für meine eigene Entwicklung gegeben und sie herausgefordert –und es geht weiter.
Mir ist klar, dass wir erst einen Teil des Weges gegangen sind; was jetzt weiterhilft ist die Klarheit über seine wirkliche Rudel-Stellung um korrekt mit ihm zu kooperieren und weniger Fehler aus Unwissenheit zu machen. Deshalb möchte ich gerne mit Pinot zum WS im Januar kommen.
Ich danke euch für euer Begleiten bei der (langen) Vorstellung
Pinot und Lilie
Mix aus Collie, Border Collie, DSH, Berner Senne
August 2010
Rüde kastriert
VLH -fähig
Folgende Benutzer bedankten sich: calua, Karin, Minna, Westiemaus, Herr Hund, Mel11, lillifee, colliefan, Leni, katinka7 und 10 andere Leute haben sich zudem bedankt.
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