Überall hier im Forum ist von der Entschleunigung zu lesen.
was genau das ist, kann man hier nachlesen:
www.rudelstellungen.eu/forum/228-verhalt...7622-entschleunigung
Bei den Workshops werden häufig Hunde vorgestellt, die sich rennend präsentieren, die "außer Rand und Band" sind, die unruhig und aufgedreht sind.
Manchmal sieht man auch Hunde, die sich wie "in einem Tunnel" bewegen,
und im Gespräch mit dem Halter erfährt man dann,
daß der - meist noch junge Hund - einfach von zu vielen Außenreizen überfordert wurde.
Manche (Binde-)Hunde haben sich ihre Schranke nach vorne geöffnet und laufen "aus ihrer Stellung heraus", agieren zu viel nach vorne, wozu ihnen aber die Kompetenz fehlt stellungsgemäß.
Oft erkennt man nur schwer noch ihre Stellung, weil sie nur noch wenig aus ihrer stellung heraus sich bewegen.
In solchen Fällen wird empfohlen,
den Hund erstmal zu "entschleunigen".
Der Hund soll durch die starke Reduzierung der (Außen-)Reize
wieder zur Ruhe kommen,
sich innerlich stabilisieren können und genug Zeit bekommen,
Erlebtes erstmal abarbeiten zu können gedanklich, bevor wieder neue Dinge auf ihn zukommen.
Man kann dann nach einiger Zeit dieses Vorgehens Verbesserungen bei den Hunden erkennen:
sie werden ruhiger,
sie drehen bei Außenrteizen nicht total auf,
sie nehmen sich Zeit und schauen sich Dinge genau an,
sie verändern sich in ihrer Körperspannung, zeigen sich sicherer nach außen,
sie denken erstmal nach, bevor sie handeln,
u.s.w.
Bei manchen Hunde dauert es länger, bei manchen geht es schneller -
man kann hier keine Regel aufstellen.
Es muss individuell nach dem Hund entschieden werden, wie lange man die Phase der Entschleunigung und Außenreizreduzierung aufrecht hält.
Diese Empfehlung zur Entschleunigung ist aber keineswegs ein "Allheilrezept auf Lebenszeiten"!
Man ist nicht verdonnert, das ganze Hundeleben lang nun nie wieder spazieren zu gehen,
man mus sich nicht für immer auf einer einzigen Wiese ohne jeglichen Außenreiz aufhalten!
Hier ist einfach ein gesunder Verstand gefragt.
Habe ich einen Hund, der wunderbar in seiner Stellung sich befindet,
der innerlich stabil ist,
der souverän in jeder Situation sich verhält,
der Außenreize für sich selber klar bewerten kann und
der dann Entscheidungen trifft, die in die richtige Richtung gehen,
der nicht in jeder kleinsten Situation den Kopf verliert und fassungslos wird,
der sich diszipliniert und überlegend verhalten kann,
u.s.w.,
dann kann man natürlich selbstverständlich auch mit seinem Hund wieder beginnen und spazieren gehen.
Es bedingt sich ja auch gegenseitig:
nur, wenn ich einem Hund diese Möglichkeit biete, Außenreize zu durchleben,
kann er hinterher dann innerlich alles abarbeiten und für solche Situationen für sich Lösungen erarbeiten.
Dioese Lösungen wird der hund dann beim nächsten Mal anbieten,
und ich als Mensch bewerte solche angebotenen Lösungen, und kann damit dem Hund über mein Feedback zur richtigen Lösungsfindung helfen.
So, daß der Hund sich dann immer für Lösungen entscheidet, die für die Menschenwelt akzeptabel sind.
Man darf solche Spaziergänge nicht von heute auf morgen, von null auf hundert,
übertrieben dann forcieren.
Mal geht man eben wandern , und erlebt zusammen mit dem Hund Dinge,
dann wieder macht man einen entspannten Gartentag,
oder man geht nur die gewohnte kurze Runde zuhause spazieren.
Hunde brauchen Außenreize, um sich weiter entwickeln zu können.
Aber eben in einem Ausmaß und erst in dem Moment,
wo sie auch bereit sind und aufnahmefähig,
und Erlebnisse müssen dann genug Zeit bekommen zu Verarbeitung,
damit der Hund seine Stabilität behält.
Also nochmal kurz gesagt:
Die Hunde, die wir auf Workshops erleben, sind oftmals reizüberflutet und aufgedreht.
Hier empfiehlt sich die Entschleunigung dringend.
Habe ich aber einen stabilen absolut in seiner Stellung gefestigten Hund,
dann ist es natürlich richtig,
diesem Hund auch Abwechslung zu bieten - im passenden Ausmaß.