Ich war neulich auf einer Diskussionsrunde hier in der Lüneburger Heide, wo sich laut Aussagen von allerlei "Kennern" die Wölfe schon dramatisch vermehrt haben und keinerlei Scheu mehr vor dem Menschen zeigen. Es wurden drei Vorträge gehalten, einer von unserem CDU-Landtagsmitglied, einer von einem Mitarbeiter eines Naturschutzverbandes und als drittes einer von einer Besitzerin eines riesigen Reitgestütes mit FeWo etc. Und ich war höchst erstaunt, dass der einzige von den Dreien der CDU-Mensch recht sachlich und ausgeglichen über das Thema gesprochen hat. Er war zumindest im Resümee der Ansicht, dass man durch gute Aufklärung und gezielten Schutz ein Nebeneinander von Wolf und Mensch ins Auge fassen sollte. Und das in einem Saal mit ca. 200 Menschen, davon 199 die gegen den Wolf sprachen und ihn zum Abschuss freigeben wollten.
Die Diskussion, die keine war, weil alle Anwesenden (bis auf mich - gefühlt) ihre persönlichen Profite durch den Wolf gefährdet sahen, wurde durch genau solche Bilder angeheizt. Getötete Kettenhunde, angefressene Rehe, stehend und der Wolf war noch am Knabbern
, etc. pp. Die Dame mit dem Gestüt sprach sehr emotional und reißerisch (die sollte unbedingt in die Politik gehen, die hat's drauf...
) vom Mörder Wolf und der Mordlust, wenn er in eine Schnuckenherde einbricht oder auf ihrem Hof die Fohlen von der Weide "mordet". Das war dann sogar dem netten Bauern neben mir zu viel, der eigentlich wohl auch eher Contra war. In der Diskussion wurde natürlich auch das Kind rausgeholt, dass nun nicht mehr im eingezäunten Garten spielen kann, weil es ja dort vom Wolf geholt werden kann. Die Urlauber bleiben weg, weil sie Angst vor'm Wolf haben. Keiner will, dass sein Hund gerissen wird, wenn er mal alleine in den Wald rennt (Eigentor - Hunde haben nicht alleine in den Wald zu laufen. Die Gefahr, dass sie dort vom Jäger erschossen werden, ist um ein zigfaches höher
), etc. etc. So eine blöde Panikmache.
Ich habe einige Berichte gesehen, in denen Züchter ihre Herden sehr erfolgreich mit Herdenschutzhunden gegen den Wolf schützten - u.a. in der Schweiz. Statt dass man den Wolf wieder ausrotten will, könnte man doch z.B. (wenn schon) einen weiteren profitablen Zweig aufmachen, in dem man diese Hunde mehr züchtet und in der Nutztierhaltung verkauft. Diese Alternative scheint aber für viele gar nicht zu bestehen. Abschießen ist einfacher...
Gerade vorgestern berichtete mir ein Nachbar, dass er vor gut zwei Wochen "unseren" Einzelgänger zwischen unserer Siedlung und dem Dorf übers Feld hat laufen sehen. Geradeaus, ohne sich um die Häuser und die Menschen zu kümmern. Ich war, ehrlich gesagt, ein wenig traurig, dass ich das nicht gesehen habe. Ich habe auch keine Angst vor'm bösen Wolf, selbst wenn ich mit den Hunden im Wald unterwegs bin. Ich bin mir sicher, dass meine Hunde schon mal die eine oder andere Spur vom Wolf in der Nase hatten, wenn sie wirklich ungewöhnlich aufmerksam oder unruhig waren.
Und zum Film noch: wer lässt denn auch seinen Hund an der Kette auf einem Grundstück, das nicht durch einen entsprechenden Zaun geschützt ist. Wie soll sich der arme Hund denn auch verteidigen oder fliehen können? Gefahr geht doch nicht nur vom Wolf aus. Das ist schon echt unsinnig.
Wir Menschen sind doch das gefährlichste Raubtier, wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt (sagte schon Pippi L.). Es muss doch möglich sein, durch guten Schutz und saubere Aufklärung von echten Fachleuten, ein friedliches Miteinander mit dem Wolf zu erarbeiten. Denn eins ist doch klar, wenn der Wolf bei uns wieder heimisch werden will, dann scheint es doch mit unserer Umwelt gar nicht sooo schlecht zu stehen. Das ist doch auch was wert.