Einzelner Welpe im Wurf

@ Mimmi

du beschreibst den gleichen Hund, den auch meine Nachbarn haben....
Sie sind beide schon Rentner und haben eine Appenzeller Sennenhündin (jetzt ca 3 Jahre alt). Sie war zwar nicht der einzige Welpe, aber meine Nachbarn erzählten, dass es immer sehr laut und hektisch innerhalb des Wurfes zuging.
Die Züchter sperrten die Mutterhündin weg, wenn Besuch für die Welpen kam und meine Nachbarn hörten sie dann im Haus rum randalieren und permanent bellen.

Die Hündin Nelly tritt als total hyperaktiver, distanzloser und für Außenstehende unerziehbarer Hund auf.
Eine Zeit lang bin ich mit meiner Nachbarin und Thea "spazieren" gegangen.
Meine Nachbarin stellte sich vor, dass die Nelly sich durch den Spaziergang "sozialisieren" lässt.

Diese Spaziergänge konnten nie mehr als 10 min dauern, denn die Nelly sprang die ganze Zeit bellend um Thea herum (die Lautstärke war ohrenbetäubend), wir konnten uns nicht unterhalten.

Thea hat sie die ganze Zeit ignoriert. Die Nachbarin, ich nenne sie mal Frau M., versuchte Nelly mehrfach aus dieser Situation heraus zu holen, indem sie sie zurück rief.....

Es blieb beim Versuch, denn Nelly kam vielleicht beim dritten Ruf, rannte auf uns zu, sprang an uns hoch (egal wie matschig sie aussah...) und rannte postwendend wieder auf Thea zu.

Das ging die ganze Zeit so, bis Thea auf dem Rückweg irgendwann mal so die Schna..... voll hatte, dass sie versuchte sie zu maßregeln, indem sie in ihren Nacken packte.
Das sah natürlich für Frau M. wie eine Beißerei aus und dann meinte sie, es wäre jetzt dann genug. Nelly geht der Thea wohl doch ein bisschen auf die Nerven.

Danach hat Thea nur noch kurz die Lefzen hoch gezogen, wovon sich Nelly aber kaum beeindrucken ließ.
Leider haben wir die Situation hier immer abgebrochen bzw ich weiß ja nicht, ob Thea sie hätte maßregeln können.

Beim letzten "Besuch" hat Nelly entnervt aufgegeben, nach einem Maßregelversuch von Thea, ist wie angestochen in den nahegelegenen Wassergraben gerannt und hat da an einer tieferen Stelle fünf Minuten lang wie irre im Wasser gescharrt.

Die Zunge der Hündin war schon leicht bläulich verfärbt, so hat sie sich in Rage gebracht...

Von ihrem Verhalten im Haus will ich gar nicht erzählen....bzw ist sie dort zwar körperlich ruhig, aber sie bringt sich durch welches Geräusch oder Geste auch immer, in den Vordergrund....
Einmal hat sie sogar aus Frust, dass sie nicht zum Besuch durfte, ihr ca 90 kg schweres Herrchen angeleint an seinem Stuhl fast durchs Wohnzimmer gezogen.

Nicht zu vergessen Theas Blick!

Heute weiß ich, es war ein dauernder Hilferuf, sie schaute sich verzweifelt nach mir um.
Dabei meist von unten nach oben mit abgesenkter Schnauze. Das weiße in ihren Augen war zu sehen.

Wir gehen natürlich nicht mehr spazieren.....

Das hört sich ja schrecklich an. Ok es geht dann wohl noch ne Stufe extremer.

Ganz so schlimm ist die Hündin meines Bruders nicht. Aber verdammt nahe dran.
Redaries, wie schaffst du es da emotional Abstand zu nehmen?

@Terry: ich beneide dich dass das Abstand nehmen bei dir schon ganz gut klappt. Ich übe noch. Ist nicht ganz so einfach. Vorallem in dem Fall nicht, da es mein Bruder ist.

Ich hatte dann einen Versuch gestartet und versucht von RS zu erzählen. Ich kann es jedoch nicht so gut rüberbringen da es ja so ineinander greifend und komplex ist. Er meinte nur seine Hündin will wohl Rudelchef sein und immer im Mittelpunkt stehen.
Da hat wohl alles reden keinen Sinn und ich muss lernen es so zu akzeptieren.

Tja Mimmi,
da das vor RS war, hatte ich auch noch die Illusion, dass Nelly sich durch Theas ausstrahlende Ruhe und permanenter Ignoranz doch noch runterfährt.....

Das Gegenteil war der Fall.
Wir waren vielleicht 5 oder 6 Mal zusammen los, für viele hier sicher mindestens viermal zu viel

Emotional konnte ich da gut Abstand halten, da ich Thea vertraue und auch wusste, dass Nelly sich nicht durch Beißen durchsetzen wird.

Beim letzten Mal habe ich Thea aber bereits mehrfach gesagt, dass es mir Leid tut. Damals war Yogi noch nicht da. Ich bin mir sicher, dass sie ihren aufgestauten Frust durch diese Begegnung an ihm ausgelassen hätte, so wie sie es heute tut......wenn ihr was nicht passt.

Die Mauer von Unverständnis beim Erklären von RS kenne ich.
Dadurch hab ich eine Freundin verloren, weil sie sich trotz mehrjähriger Erfahrung mit einem Aggressionsbeißer für dieses Thema nicht öffnen wollte.
Sie hat mit mir zusammen Yogi im Tierheim "ausgesucht".

Ich nehme aber inzwischen komplett Abstand von Menschen, die die gesellschaftlich anerkannten Erziehungsmethoden diverser Hundeschulen bevorzugen, denn die meisten verstehen nicht, dass RS NICHT! Erziehung ist!

Wenn sie es doch verstanden haben, tun sie es als Quatsch ab, denn man weiß ja, dass es bei den Wölfen ein Alphatier gibt, was dominant ist und alle anderen sich zu unterwerfen haben...

Bei der eigenen Familie ist es natürlich noch ein bisschen schwieriger!

Ich finde es immer wieder hilfreich hier zu lesen was ihr für Erfahrungen gemacht habt und macht. Ich stelle dabei fest, dass diese Erfahrungen sich mit meinen decken.

Es tut so gut endlich Gehör und Verständnis zu finden. Durch eure Erzählungen wird es mir leichter fallen, von denjenigen Abstand zu nehmen die diese Einstellung nicht teilen.

Ich hoffe ich werde noch lernen meine Gedanken besser hier rüberzubringen.

Auf jeden Fall möchte ich euch danken.