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Thema: Stellungsschwacher NLH?
Quelle: Rudelstellungen.de
Datum: 05.03.12

mialour
Obwohl es nur eine Vermutung ist, dass mein Rüde ein NLH ist, lässt es mir keine Ruhe und meine Beobachtungen überschlagen sich.
Aufgrund der Verletzung dauert es ja leider noch etwas, ehe wir einen Workshop besuchen können.
Ich würde gerne einfach mal ein paar Situationen schildern und um eure (vor allem deine, Barbara ) Meinungen dazu fragen.
Im Moment betreibe ich einen Mix aus "N3 sein" und "herkömmlicher Erziehung", einfach weil ich ja nicht sicher bin, ob er tatsächlich ein NLH ist wenn ja, wie stellungsfähig.
Eines kann man ganz klar sagen, er ist kein leichtführiger Hund und aus diesem und anderen Gründen würde ich einfach mal behaupten, dass er schon mal kein Bindehund ist.
Sehr typisch für ihn ist zum einen das Fixieren bei Fremdhunden (und das extrem lange) und das "sich Ausklinken" aus Interaktionen (eher im Haus als draußen).
Er liegt gerne abwechselnd in dunklen Ecken (unter Tischen/hinter dem Sofa etc.) und neben dem Menschen. Er schläft gern im Bett. Er ist nicht gern allein, gar nicht gern. Er möchte im Haus tunlichst von allem anderen Getier in Ruhe gelassen werden. Wird er gestört, zieht er die Lefze und würde notfalls auch abschnappen (aber auch da ist seine Geduldsspanne hoch).
Er steht nicht so auf Sozialgesten (jedenfalls nicht von den Hunden, mit denen er bisher zusammen gelebt hat).
Menschen, die er mag, ist er sehr zugetan und auch verschmust.
Wenn er nicht weiter weiß, macht er den Clown oder verabschiedet sich (oder erst das eine und dann das andere).
Nun zu den Begegnungen draußen.
Ich schildere mal eine Begegnung von gestern.
Situation 1:
Von vorn kommt ein Hund.
Mein Hund legt sich hin und starrt den anderen an; ist keinen Millimeter weiter zu bewegen.
Ich hocke mich zu ihm und schaue mir mit ihm den anderen Hund an.
Dieser kommt näher (verlangsamt aber sein Tempo).
Ich schätze ihn als harmlos ein. Der Hund kommt langsam im Bogen näher und schaut abwechselnd ihn und dann mich an.
Entscheidet sich anschließend vorsichtig von der Seite Kontakt zu meinem Hund aufzunehmen.
Dieser steht nun auf und begrüßt den anderen freundlich.
Nachdem sie sich abgeschnüffelt haben, beginnt der andere Spielstellung zu machen und meiner steigt darauf ein (stellungsschwach?).
Ich trenne ruhig und gehe weiter, alles läuft problemlos.

Situation 2:
Mein Hund schnüffelt und es kommt ein wild kläffender Dackel von hinten angerannt.
Meiner baut sich nur auf und schaut ihn an (kein so deutliches Fixieren wie bei dem anderen Hund zuvor).
Der Dackel kommt bis auf ca. 3m ran und entscheidet sich dann abzudrehen.
Mein Hund dreht sich um und wir gehen weiter.

Situation 3:
Mein Hund riecht etwas, die Rute geht noch höher als sonst schon, der Gang wird aufrechter.
Er erblickt einen Junghund, der mit seinem Halter Ball spielt.
Meiner legt sich hin und fixiert.
Der Junghund kommt sehr unsicher an und weiß nicht, ob er lieber einen Bogen laufen soll.
Entscheidet sich dann doch, zu uns zu kommen.
In dem Moment steht mein Rüde auf und macht sich groß.
Der Junghund überschlägt sich vor Schreck und dreht ab.
Alles ganz ruhig und wir gehen weiter.

Situation 4:
Wir treffen einen Hund, der sofort anfängt zu fiepsen als er uns sieht und versucht einen so großen Bogen wie möglich zu laufen.
Meiner macht nichts, außer aufrecht stehen und schauen (nicht richtig fixieren wie er es tut, wenn er liegt).
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die zwei sich mögen.
Meiner schaut sehr interessiert aber macht keinen Mucks.
Der andere scheint verunsichert und interessiert zugleich. Er geht mit abgewandtem Blick an uns vorbei, um stehen zu bleiben, als er an uns vorbei war.
Mein Hund will zu ihm gehen, der andere scheint verunsichert aber neugierig.
Die Begrüßung fällt überaus freundlich aus und der andere Hund läuft uns ein ganzes Stück hinterher (was er laut Herrchen sonst nie tut). Er hatte Mühe, ihn einzufangen.
Wenn wir diesen Hund wieder sehen, haben beide Probleme, einfach so aneinander vorbei zu laufen, sie scheinen sich anzuziehen wie Magneten.
Unabhängig von den Stellungen würde ich diesen Hund als extrem höflich und angenehm distanziert bezeichnen.
Stellungsmäßig würde ich ihn rein vom Bauchgefühl her definitiv dem Nachrang zuordnen und auch eher kein Eckhund. Er läuft immer entweder hinter oder neben seinem Herrchen.
Entsteht unter zwei oder mehreren Hunden ein "Rennspiel", ist meiner grundsätzlich immer der Gejagte.
Er selbst jagt nie andere Hunde.
Mein Hund ist definitiv absolut kein ängstlicher oder schreckhafter Hund, im Gegenteil.
Auch unter Hunden behauptet er sich- allerdings ohne 'aggressiv' zu werden.
Insgesamt ist er sehr willensstark und auch irgendwie eigenbrötlerisch ohne dabei seine Sozialkompetenz zu verlieren.
Er hat dennoch den Drang zu anderen Hunden zu laufen.
Wenn ich das so beobachte und auch wenn ich es aufschreibe, kommt er mir (wenn er denn überhaupt ein NLH ist) eher stellungsschwach vor.
Was meint ihr?

Zerafina
Zitat von mialour:
„Entscheidet sich dann doch, zu uns zu kommen.
In dem Moment steht mein Rüde auf und macht sich groß.
Der Junghund überschlägt sich vor Schreck und dreht ab."

Würde mich interessieren, ob es auch bei anderen Stellungen vorkommt.

Kage
Ich bin mir nicht sicher - Eckhundeverhalten ja - aber dieses Hinlegen – kann nur stellungsschwaches Verhalten eines Eckhundes sein.
Das ist nicht normales Eckhundeverhalten.

mialour
Ja, ich weiß auch nicht was das ist.
Bisher habe ich es auf das Hütegen geschoben.
Habt ihr das denn auf den Workshops noch nie gesehen??
Ich sehe immer mal wieder Hunde, die das machen.
Er schleicht und wird immer "tiefer", bis er dann schlussendlich liegt.
Oder aber er schmeißt sich hin und starrt.
Beides aber dennoch eher selten.
Am häufigsten ist es so, dass er einfach so stur stehen bleibt und sich nicht vom Fleck rührt.
Eben hatten wir folgende Situation:
Ich bin mit beiden Hunden (angeleint) an einer Kreuzung.
Mein Rüde bleibt plötzlich stehen, als habe er einen Anker an Ort und Stelle geworfen.
Jegliches Weitergehen zwecklos.
Er wird immer größer und schaut den einen Weg entlang, wo ein kleiner Pekinese abrupt stehen bleibt, als ihn der Blick trifft.
Meine Hündin muss ich spätestens ab diesem Punkt in den Gehorsam nehmen, sonst dreht sie am Rad.
Sie also dicht neben mir und (noch) ruhig.
Mein Rüde immer noch wie angewurzelt (aufrecht stehend und hoch konzentriert).
Sie blieben sicherlich 3min genau so stehen- keiner rührte sich, es war eine Spannung in der Luft, so dass ich mich ebenfalls nicht bewegte.
Der Pekinese entschied sich zur Umkehr, doch plötzlich taucht der Halter auf und will den Hund holen läuft also in seine Richtung.
Das trieb den Pekinesen weiter zu uns (nach dem Motto "fein, Herrchen kommt mit!") und meine Hündin tillte aus, als der Hund schon fast bei meinem Rüden angekommen war.
Wäre ich mit ihr allein unterwegs, wäre ich einfach weitergegangen. ging ja aber nicht, weil mein Rüde am Asphalt klebte.
Es entstand ein lustiges "Fang mich Spiel" von Pekinese und Halter, welches
sich mein Rüde seelenruhig anschaute und meine Hündin zur Weißglut trieb.
So kann das also aussehen, wenn ich mit beiden unterwegs bin und er sich nicht hinlegt.

mialour
Hm... also es ist nur eine vage Vermutung von mir aber es ist. auffällig, dass mein Rüde das nur dann macht (mit dem Hinlegen), wenn die Hunde irgendwie in Interaktion mit ihrem Menschen sind.
Vielleicht es aber auch nur Zufall.
Entweder der Mensch ruft seinen Hund ran oder er spielt gar mit ihm, wenn mein Hund ihn entdeckt.
In der Situation mit dem Junghund hatte der Halter auch Ball gespielt (obwohl sein Hund gar nicht mehr so recht wollte).
Wie gesagt, da kann ich mich auch irren aber das würde mir jetzt zu dem Kontext auffallen.
Wenn wir 20 Hunde treffen, dann legt er sich vielleicht bei 2 oder 3 von ihnen hin.
Früher (als er zu mir kam), lag er fast bei jedem Hund und war dann nicht mehr vom Fleck zu bewegen.

kage
Mein Feedback fällt mir schwer, weil ich nicht genau weiß, wie stellungsstark Dein Hund wirklich ist.
Entweder reagiert er so bei Hunden, die er nicht mehr einschätzen kann, weil die Menschen diesen Hund aus seiner Stellung gebracht haben oder aber er selber weiß nicht genug mehr aus der Stellung.
Beides kann möglich sein. Aber ein Verhalten stellungsstarker souveräner Hunde ist das einfach nicht.
Weil um sich zu erkennen zu geben muss man sich als Hund klar positionieren und das geht im Liegen nicht.
Gilt übrigens für alle Stellungen.

Steinchen
Zitat von kage:
Ich bin mir nicht sicher - Eckhundeverhalten ja - aber dieses Hinlegen – kann nur stellungsschwaches Verhalten eines Eckhundes sein.
Das ist nicht normales Eckhundeverhalten.

Als ich mit MBH letzte Woche auf der Wiese die Rottihündin getroffen habe, hat er, als er sie erblicke, sich auch hingelegt. Die Entfernung der Beiden zueinander betrug gute 50 Meter. Er lag eine halbe Ewigkeit um sich dann zu erheben und ihr dann schließlich in Fixierstellung entgegen zu laufen. Bei ihr angekommen, wurde ein kurzes Rennspiel gestartet.
Ich habe das alles auch gefilmt, aber auf Grund der Entfernung sind die Hunde schlecht zu erkennen.
Nun ist MBH nicht stellungsschwach, aber es war auch keine Erstbegegnung.
Kann es sein das hier die Rasse mit reinspielt?

kage
Kann es mir nur erklären, dass der Fremdhund nicht eingeschätzt werden kann, weil er eben nicht eindeutig sich identifiziert mehr.
Warum soll es dem Hund anders gehen wie mir bei den Workshops.
Vielleicht sollte ich mich in Zukunft auch immer hinlegen, wenn ich so gar nichts mehr sehe bei den Hunden. Werde es mal ausprobieren, ob man dann eher was erkennen kann.