Hi,
nott schrieb: Wenn ich es richtig verstanden habe, ist man als Besitzer eines Eckhundes fein raus, will man sich einen Welpen anschaffen. Der Große zeigt dem Kleinen die Hundewelt. Der Mensch erledigt den Rest.
Genau. Hat man einen guten Eckhund und nimmt einen passenden Bindehund dazu, dann hat man meist keine Probleme und sofern der Eckhund selbst in der Menschenwelt souverän ist, zeigt er dem Kleinen alles was wichtig ist. Als Mensch mischt man sich wenig ein, man achtet nur darauf, den kleinen Bindehund immer wieder in die Gemeinschaft einzubinden.
nott schrieb: Habe ich jetzt aber einen Bindehund, müsste ich ja einen Eckhund dazunehmen, damit nichts kollidiert. Ist der Bindehund dann womöglich noch unsicher, weil er alleine gelebt hat, kann er dem Eckhund nicht so wirklich was erklären. Bin ich dann als Mensch gefordert, den neuen EckHund praktisch so zu behandeln, wie ich ihn als Einzelhund behandeln würde? Und werden die beiden Hunde sich, wenn der Welpe erwachsen wird, selbst richtig einordnen?
In diesem Fall ist es meistens sinnvoller, einen bereits erwachsenen Eckhund dazuzunehmen. Bindehunde, die noch keine Struktur, also kein Zusammenleben mit passenden Hunden, kennen, reagieren anfangs häufig erstmal abweisend auf den passenden Eckhund. Der Eckhund gibt dem Bindehund zwar sehr viel Stabilität und Sicherheit, aber er fordert auch absolute Disziplin. Einem Bindehund, der das nicht gewöhnt ist, hat damit erstmal Schwierigkeiten, auch wenn es für ihn auf Dauer viel besser ist, einen passenden Eckhund an seiner Seite zu haben.
Ein Welpe, der anfangs körperlich schwächer ist und noch nicht viel Erfahrung hat, tut sich damit sehr schwer und wenn man Pech hat, schwächt der eigene Bindehund den jungen Eckhund anfangs so sehr, dass er kein souveräner Eckhund mehr werden kann. Ein erwachsener, souveräner Eckhund ist da meistens die bessere Wahl.
nott schrieb: Ich frage, weil wir planen, in diesem Jahr einen Welpen zu Brego dazuzunehmen.
Ich finde es schön, dass ihr wieder einen zweiten Hund wollt

Diesmal könnt ihr darauf achten, einen passenden Hund dazuzunehmen, eine tolle Chance! Falls euer Brego ein Bindehund ist, solltet ihr mal über einen erwachsenen Zweithund nachdenken.
nott schrieb: Lea war, nachdem was ich hier gelesen habe, mit Sicherheit ein Eckhund. Aufgrund ihrer Erlebnisse als Welpe (wir bekamen sie erst mit vier Monaten und da schon einigermaßen verkorkst) kein stellungsstarker.
Stellungsstark und stellungsschwach hat nicht unbedingt etwas mit (aus Menschensicht) "verkorkst" zu tun. Es gibt wunderbar stellungsstarke Hunde, die aufgrund falscher Behandlung für den Menschen schwer ansprechbar sind. Und genauso gibt es stellungsschwache Hunde, die ihrem Menschen im Alltag wenig Probleme machen.
nott schrieb: Wie erkenne ich überhaupt in einem Wurf, wer welche Stellung hat?
Die Stellungen im Wurf können über Liegebilder der Welpen bestimmt werden. Es müssen nach bestimmten Kriterien Fotos von den Welpen gemacht werden, wenn die Mutter den Wurf kurz verlassen hat und die Welpen dann einschlafen. Das erste Schlafbild ist das wichtigste, aber auch danach sollten täglich zwei solche Bilder gemacht werden. Barbara kann diese Bilder analysieren und die Stellungen herausfinden.
nott schrieb: Soll Brego entscheiden, wen er möchte? Kann er das überhaupt?
Das ist nicht empfehlenswert. Du hast ja keine Garantie, dass in dem ausgesuchten Wurf die passende Stellung überhaupt vorhanden ist. Wir sehen leider sehr viele katastrophale Würfe, wo Stellungen fehlen und andere doppelt oder dreifach vorhanden sind. Fehlt der passende Welpe im Wurf, sucht sich dein Hund womöglich einen anderen Welpen aus. Haben wir schon erlebt bei einem N3, der sich einen VLH aus dem Wurf aussuchte. Wahrscheinlich war kein NLH vorhanden und nach dem Motto "Hauptsache ein Leithund" entschied sich der N3 für den VLH.
In einem anderen Fall haben wir es erlebt, dass sich ein MBH einen VLH-Welpen aussuchte. Warum? Wenn sich in der Natur ein neues Rudel formiert, finden sich zuerst VLH (meist Rüde) und MBH (meist Hündin). Danach füllen sie mit anderen, erwachsenen Tieren oder mit eigenen Welpen nach und nach die fehlenden Stellungen auf. Dieser MBH wollte also gerne ein Rudel gründen und entschied sich für den VLH und nicht für den V3, der ebenfalls im Wurf war...
Auch ist es schwierig, die Reaktion des eigenen Hundes auf die Welpen richtig zu deuten, wenn man wenig Übung hat. So mancher Bindehund wird vielleicht lieber mit den anderen Bindehunden des Wurfes herumkaspern, als sich für den Eckhund zu entscheiden, der wie gesagt anfangs auch sehr viel (ungewohnte) Disziplin vom Bindehund fordert. Die anderen Bindehund sind da im ersten Moment "leichter", können dem Bindehund dann aber auf Dauer nicht die Struktur und den Halt geben, den er eigentlich braucht.
Was man aber machen kann, ist nach Analyse der Schlafbilder die vermutete passende Stellung aus dem Wurf seinem eigenen Hund vorstellen. Macht man ja sowieso irgendwann, wenn der Welpe dann mit nach Hause kommt.
Stelle dich bitte jetzt schon darauf ein, dass die Suche nach einem passenden Hund zum Teil sehr langwierig ist. Viele Würfe sind so kaputt, dass man besser gar keinen Welpen aus einem solchen Wurf nimmt, wenn man ein stellungsfähiges/stellungsstarkes Tier möchte. Welpen, die bereits im Wurf mit einem Doppelbesatz konfrontiert waren, können sich oft nicht gut entwickeln. Auch wenn man im Tierschutz oder von privat nach einem Hund sucht, muss man erstmal die passende Stellung finden und die Stellungsstärke muss auch noch passen. Die Suche nach einem passenden Hund erfordert also oft viel Zeit und auch persönliches Engagement, aber am Ende wird es sich definitiv lohnen! Es gibt nichts schöneres für den Menschen und für die Hunde, als passende Hunde zusammen zu halten!