Zwei Spaziergänge heute morgen, mit einem Schritt pro Sekunde entschleunigt, morgens früh ohne Hunde- oder Menschenbegegnung:
1. Spaziergang mit Nick (?):
Die ersten Erfolge der Entscheunigung sind ein Hund, der sich nicht, wie früher, nur in die Leine hängt und meinem Entgegentreten hektisch ausweicht, sondert der sich bremsen lässt und hinter mich geht, indem ich stehen bleibe und ihn ansehe, oder indem ich ihn mit meinem Körper zurückdrücke. Dort bleibt er gerade so, solange ich mit einem Stock bei jedem Schritt neben mir aufstampfe. Aber er schummelt sich Zentimeter um Zentimeter wieder vor mich. Dann bremse ich wieder. Aber zwischendurch bleiben wir auch stehen, sehen uns etwas an und ich kommentiere das was mir auffällt. Dabei scheint ihn meine Erklärung nicht wirklich zu interssieren, denn er wendet sich schon etwas Neuem zu, obwohl ich noch nicht fertig bin.
Er schnüffelt nur ab und an, bevor er markiert. Wir sind ja hauptsächlich mit dem Ausbremsen beschäftigt.
Nach 5 Minuten sind wir an einem Feldweg angekommen, in den wir einbiegen. Ich befestige eine 8 m Ausziehleine an seinem Brustgeschirr. (Eine Schleppleine kann ich nicht handeln, denn Nick (?) ist so schnell, dass die Leine nicht in meiner Nähe ist, um darauf zu treten oder sie mir unter den Füßen durchrutscht.) Er schaut mich erwartungsvoll an, dann rennt er los. Mir dämmert, dass er vielleicht etwas von mir erwartet hat, darum rufe ich ihn zurück, er kommt eilig an. Sieht mich nochmal an und ich lasse ihn mit einem leisen "okay" laufen. Während er in die 8 m Leine rast, rufe ich noch hinterher "aber Langsam", doch diese Worte versteht er nicht. Am Ende der Leine frißt er hektisch Gras. So gehen wir weiter. Er schnüffelt wenig, rupft Gras, hängt in 8 m an der Leine, aber bleibt stehen und dreht sich zu mir um, wenn ich stehen bleibe, um wieder loszurasen, wenn ich weitergehe.
Ich versuche ihn mit irgendetwas abzulenken. Ein morscher Knüppel liegt auf dem Weg, auf den mache ich Nick (?) aufmerksam. Er schnappt ihn sich auch artig, lässt ihn aber beim nächsten Markieren achtlos liegen.
Dann biege ich nochmal in einen Nebenweg ab und animiere ihn zum Buddeln. Darauf lässt er sich gerne ein. Er schafft und schaufelt und prustet und beißt in die Grasnarbe und hat schnell alles flächig bearbeitet, während ich die Gegend beobachte.
Die Hälfte unserer Spazierzeit ist um, darum mache ich mich langsam im Rahmen der 8 m Leine auf den Rückweg. Ohne Zug versuche ich ihn anzusehen (oberhalb zwischen den Augen, wie ich das hier irgendwo gelesen habe) und nach ein paar Sekunden hält er inne und sieht mich direkt an. Ich sage ihm, dass wir zurück müssen, doch er wendet sich wieder seiner Baustelle zu. Ich rufe laut: "Hey" und er kommt sofort.
Ich probiere und versuche dies und das, was ich hier in Rudelstellungen lese, umzusetzen und weiß aber auch, dass es ein Mischmasch ist, dass ich meinen Hund manchmal wie einen Leithund, manchmal wie einen Bindehund behandele. Weil ich weiß ja weder seine Stellung, noch wie man denn explizit mit dieser Stellung umgeht.
Ich merke auch, dass alleine Anspannung oder Entspannung etwas bewirken, Lächeln, Wegsehen, Ansehen, Vorbeugen, Wegdrehen..... Ich bin so gespannt auf das Zusammenleben nach dem Workshop und habe tausend Fragen.
Auf dem Feldweg angekommen liegt ein undefinierbarer Haufen in der entgegengesetzten Richtung, der Nick sehr interessiert. Na gut, sehen wir es uns an. Der Haufen ist ein großer Erdklumpen, der einem Traktor abgefallen ist (hätte ja auch ein Hase sein können). Nick markiert ihn einmal an und wir gehen langsam Richtung Heimat. Jetzt ermuntere ich Nick, den morschen Ast wieder zu suchen, den er vorhin achtlos liegengelassen hat. Kein Problem, das ist eine leichte Übung. Ich habe irgendwo im Forum etwas von "miteinander Tragen" gelesen und versuche das, doch Nick (?) zerrt und schüttelt und der morsche Ast zerbröckelt.
Auf dem Rückweg ist er eher mal mit der Nase lose über dem Boden schnüffelnd unterwegs, guckt mal hier in einen Wechsel rein, markiert mal da. interessiert sich für ein Mauseloch. Am Ende des Feldweges wechsele ich wieder die Leine und bin am Ende zufrieden darüber, wir gut er geht und über die leise ruhige Kommunikation.
Viele Grüße von
Coramara
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