Hallo ihr alle,
ich bin absoluter Neuling auf dem Gebiet der Rudelstellungen, aber mir ist neulich durch Zufall das Buch in die Hände gefallen. Das hab ich dann direkt verschlungen und seit dem lässt mich das Thema nicht mehr los. Ich hab uns dann auch direkt für einen Workshop am 27. Juni angemeldet und kann es kaum erwarten. Jetzt sitz ich jeden Abend hier am Laptop und les mich langsam durchs Forum

Mit dem Termin scheinen wir ja echt Glück gehabt zu haben, wie ich das hier sehe, aber das wir uns gefunden haben ist eh ein einziger großer Zufall, mich wundert gar nichts mehr

Jetzt aber erstmal der Reihe nach: Wir, das sind Morla und Judith. Morla ist geschätzte ~acht Monate alt, kommt aus Griechenland und ist eine Griffon-Terrier-?-Mischlingshündin (45 cm), Judith ist 25 und studiert Ökologische Agrarwissenschaften. Zusammen wohnen wir im schönen Witzenhausen in der Nähe von Göttingen. Ein Team sind wir erst seit einem Monat, also noch ziemlich frisch, aber das hat ja auch den Vorteil, dass ich bisher noch nicht so viel Zeit hatte alles falsch zu machen

Über Morlas Vorgeschichte weiß ich so gut wie gar nichts. Tierschützer in Griechenland haben sie wohl von „Zigeunern“ weggeholt, die sie gequält und als Fußball missbraucht hätten.. Auf jeden Fall hat sie Narben am Hals, die aber so langsam überwachsen. Trotzdem ist sie eine lebensfrohe kleine Hündin die im Hier und Jetzt lebt.
Eigentlich klappt auch alles ziemlich gut mit uns beiden. Ich kann sie mittlerweile auch ohne Leine frei laufen lassen und sie bleibt normalerweise von sich aus immer in einem gewissen Umkreis von mir.. normalerweise… natürlich nicht, wenn hier in den Gärten oder auf dem Campingplatz abends gegrillt wird oder ähnliches Interessantes passiert. Wenn sie nah bei mir ist, an der Leine oder so, dann kann ich sie durch meinen Körper gut zum stehenbleiben bringen. So kann ich ihr auch sagen, dass sie warten soll bis ich durch die Tür bin und ihr das Zeichen zum folgen gebe. Das versteht sie wunderbar, auch das sie etwas nicht fressen darf klappt durch ein Stoppsignal sehr gut. Was immernoch oft ein Kampf ist, ist das hinter mir gehen. Am besten klappt das, wenn ich einen Stock mitnehme und ihn neben mich halte immer wenn sie an mir vorbei will (ich berühre sie mit dem Stock nicht). Ansonsten ist sie eigentlich immer damit beschäftigt alles auszukundschaften. Letztens waren wir zum Lagerfeuer, Grillen und Zelten an einem See eingeladen. Erst habe ich mich nicht getraut sie los zu machen, weil ich Angst hatte das sie weg läuft und ich einen schwarzen Hund im Dunkeln nicht wiederfinden könnte. Sie war dann aber natürlich super aufgeregt und hat mit der Leine ständig alle Leute eingewickelt und war überhaupt nicht zu beruhigen. Eigentlich wollte ich dann direkt wieder fahren, aber aus irgendeinem Grund habe ich mich dann doch dazu entschlossen sie einfach loszumachen und zu hoffen, dass sie wiederkommt. Dann ist sie immer weiter umher gerannt, hat jeden und alles begrüßt und kam so alle 10 Minuten an unserem Platz vorbei. Dann, nach bestimmt einer Stunde kam sie, hat sich neben mich gelegt und den ganzen Abend da völlig entspannt gelegen. Danach war auch der nächste Tag dort überhaupt kein Problem mehr. Ich glaub das war eines der schönsten Erlebnisse was wir bisher hatten, das war so ein erleichterndes Gefühl.
Auf jeden Fall ist sie kein Wachhund.. selbst wenn es klingelt oder jemand zur Tür reinkommt steht sie oft gar nicht auf. Sie bellt eigentlich hauptsächlich nur, wenn draußen andere Hunde bellen, das aber leider auch mitten in der Nacht. Dann krieg ich sie auch nicht davon abgehalten. Ich versuch das dann immer mit Stoppsignalen oder seit ich hier im Forum lese durch Erklärungen, dass das nur vorbeilaufende Hunde sind, die uns nichts tun und bestimmt nicht reinkommen usw. Aber irgendwie hilft das bisher alles nichts. Es ist aber nie ein agressives Bellen, trotzdem wär es toll, wenn wir das in den Griff kriegen könnten, denn in unserer WG wohnt auch noch ein kleines Kind und wenn die nachts aufwacht ist Terror angesagt. Ansonsten bellt sie nur, wenn sie ein Geräusch noch nicht kennt, wenn man ihr dann aber zeigt was es ist, ist die Sache meistens augenblicklich gegessen.
Hauptsächlich sind da zwei Sachen die mir Sorge bereiten: Sie hat von Anfang an in bestimmten Situationen ihren Schwanz gejagt. Fast immer macht sie das wenn wir rausgehen und ich nicht schnell genug meine Schuhe anziehe oder auch in anderen Situationen wo sie warten muss. Da hab ich das Gefühl, dass sie einfach einen Kanal für ihre Energie braucht, sobald wir losgehen ist die Situation dann auch vorbei. Aber sie macht das eben auch ganz häufig abends, egal ob wir vorher nur eine kleine Runde gedreht haben oder lange unterwegs waren. Dann steigert sie sich manchmal so da rein, dass ich sie zwar durch ein Stoppsignal unterbrechen kann, aber danach fängt sie direkt wieder an. Das Einzige was fast immer hilft sind Kaustäbchen, manchmal auch eine starke Massage. Bei den Kaustäbchen hab ich nur manchmal Angst, dass sie sich daran gewöhnt immer ein Kaustäbchen zu kriegen wenn sie anfängt ihren Schwanz zu jagen. Ich habe gestern Abend ein Video davon gemacht um es euch zu zeigen, ich versuch gleich mal es hier reinzustellen auch wenn die Qualität wegen dem fehlenden Licht leider nicht besonders toll ist. Ich bin manchmal richtig verzweifelt in der Situation. Wenn ihr da irgendwelche Ratschläge habt was ich ausprobieren könnte wäre ich sehr dankbar.
Sie zweite Sache die mich beschäftigt ist die, dass sie sowohl Hunden als auch Menschen gegenüber ziemlich distanzlos ist. Das wirkt überhaupt nicht schlimm wenn man sie draußen trifft, weil sie nie aggressiv sondern immer unterwürfig ist, sie „freut“ sich einfach nur über jeden. Aber ich hab da oft kein gutes Gefühl bei. Auf jeden Menschen der sie anguckt rennt sie direkt wedelnd zu und springt ihn auch noch meist an (vor allem Kinder, was dann noch blöder ist). Und auch auf jeden Hund rennt sie zu, und wirft sich dann normalerweise direkt auf den Rücken und zeigt ihren Bauch. Auch wenn die Hunde nur halb so groß sind wie sie. Ich habe jetzt manchmal versucht Hunden aus dem Weg zu gehen, aber wenn sie frei läuft entscheidet sie ja selber und sie rennt zu jedem Hund hin. Allerdings hat auch noch nie ein Hund negativ auf sie reagiert, bzw. ich habe noch nie eine für mich erkennbare Auseinandersetzung erlebt. Man könnte also sagen, alles kein Problem, aber irgendwie scheint sie ja dann gar keine Tabuzone zu haben und auch die von anderen nicht zu respektieren.
Hm, jetzt klingt das hier alles so negativ. Eigentlich wollte ich sagen, dass sie ein ganz ganz toller, wacher, freundlicher Hund ist

Ich bin total glücklich, dass wir uns gefunden habe. Und ich hoffe, dass ich durch RS lernen kann sie besser zu verstehen und sie so zu behandeln wie es für sie richtig ist.
Ich freue mich das Forum hier gefunden zu haben und wünsche euch allen einen schönen Abend und ein noch besseres Wochenende!
Judith & Morla