CanineChaos - (noch) ist der Name Programm

Tratatata: Hier ist also der erste Bericht - ist wieder ganz schön lang geworden.

Also, bevor wir heute auf die Wiese sind, habe ich mir eure Beiträge im Forum noch mal durchgelesen und - obwohl ich nicht denke, dass das Absicht von dir, Elbwiese, war - der Satz “Mit deinem Hiersein ist ein Anfang gemacht” hat mich danach nicht mehr losgelassen in der mehrdeutigen Bedeutung von Hiersein.

Also wie angekündigt mit bester Achtsamkeits-Yoga-Meditations-Tai-Chi-Stimmung, die ich derzeit habe, und dem Mantra “Hiersein” haben wir die Wohnung verlassen. Autofahren ist ja - ich denke aufgrund der sich schnell bewegenden Reize - nicht gerade das Highlight, aber in der gewohnten Box und mit Decke blickdicht gemacht, geht es schon.

Ja und dann standen wir auf der Wiese, mein “Quietschi” und ich. Es war anfangs das übliche Programm, aber er ist nie wie wahnsinnig in alle Richtungen gelaufen, sondern immer bei mir geblieben ohne an der Leine zu zerren. Schon bald begann er abwechselnd den Blick wild quietschend und auf der Stelle trabend herumschweifen zu lassen und dann mich zu fixieren, dann wieder schweifen und mich fixieren. Dann hab ich mich neben ihm auf eine Decke in die Wiese gesetzt (zuerst bin ich gestanden und dann gehockt) und hab mich einfach mal selbst auf der Wiese wahrgenommen und wahrgenommen, was so um mich war, ohne es zu bewerten oder mich drüber aufzuregen, weil alles gut war, so wie es war, und plötzlich hat das Quietschen aufgehört. Kein Witz. Magisch. Dann schau ich zu meinem Hund rüber und er macht Platz und quietscht nicht mehr, er schaut mich an, dann nimmt er einige tiefe schnauzevoll Morgenluft und legt seinen Kopf ab. Ich wiederhole: legt seinen Kopf a-b.

Also ich würde mich ja als spirituellen Menschen bezeichnen und auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt dann als Ober-Eso abgestempelt werde und niemand mehr auf meine Ausführungen antwortet: es war der friedlichste Moment seit langem, wenn nicht überhaupt in meinem Leben.

Da ich keine Uhr bei mir hatte, weiß ich nicht, wie lange das gedauert hat, insgesamt waren wir aber über 3 Stunden unterwegs (inkl. Autofahrt) - gefühlt war es eine Ewigkeit und anfangs meine Gedanken a la “ich hätte wenigstens ein Buch mitnehmen können” und “was ich nicht inzwischen alles schon hätte machen können”, aber ich dachte mir, so JETZT oder nie!

Wir sind dann noch etwas sitzen geblieben und er hat dann ziemlich schnell den Kopf wieder hochgenommen und EINEN Punkt in der Weite fixiert. Dabei war für mich jetzt nicht erkennbar, was er genau anschaut, aber ich hab mal das mitgeteilt, was ich wahrnehmen konnte. Danach ließ er den Blick schweifen und legte sich nicht mehr ab, aber es war kein hektisches Hin-und-Her mehr sondern ein den-Blick-wandern-lassen, fast schon majestätisch und erhaben. Wenn er irgendwo länger verharrt hat, habe ich das auch wieder erklärt. Was ich beobachtet habe ist, dass er seine Nase einsetzte und intensiv schnupperte nachdem ich erklärt hatte, was ich dort wahrnehme und erst dann hat er seinen Blick gelöst.

Dann hat er noch ordentlich gefrühstückt (Gras und Insekten) und wir sind wieder heim.

Jetzt mal herrlich jugendsprachlich, weil ich ja auch noch jugendlich bin: Wie geil ist das denn, bitte?

Mir ist natürlich klar, dass das jetzt eine idealtypische Situation war, da ich einfach keinen Zeitstress hatte und auch sonst alles gepasst hat, aber es war echt richtig wichtig für mich und meinen Hund. Ich weiß, der Weg ist lang und sicher werden nicht alle Tage so gut laufen, aber das erste Mal seit ich den Hund habe, fühle ich mich nicht wie eine miese und überforderte Hundehalterin, die ihren Hund besser gestern als heute abgeben sollte. Jetzt werden wir uns in sanften, langsamen, achtsamen Schritten aneinander annähern und uns - wie du Bellissima sagtest - gegenseitig in unsere Welten einladen. Ich kann und werde noch so viel lernen, von ihm, von mir, von euch. Danke dass ihr mich an eurem Wissen teilhaben lasst und mir eure Zeit geschenkt habt, meine Zeilen zu lesen und Ratschläge zu erteilen.

Auf die Wiese können wir sicher jeden Tag, nur für die Morgen- und Abendrunde zum Gassi gehen muss ich mir noch was überlegen, denn im Garten löst er sich nicht, aber da wird mir schon eine Lösung (kein beabsichtigter schlechter Wortwitz) einfallen. Für morgen möchte ich vielleicht mal ohne Decke probieren und mich dann (nicht morgen, aber in den nächsten Tagen) langsam auf die Schlepp arbeiten ohne dass er wieder in alle Richtungen davonflitzt - was haltet ihr davon?

Alles Liebe von einer zumindest für heute sehr gelassenen und anti-frustrierten Hundehalterin und einem sehr entspannten Hund, der auf seiner Decke schnarcht als gäbe es kein morgen

PS: Danke für den Tipp, Herr Hund, dass zwischendurch immer wieder Plätze in den WS freiwerden, dann hoffe ich, dass ich vielleicht so einen ergattere. Inzwischen arbeiten wir einfach weiter.

Na ist doch toll.

Wenn du weniger Zeit hast, was ja in der heutigen hektischen Welt öfter mal der Fall ist, besprich das mit deinem Hund, erkläre wieso und warum es nicht jeden Tag so sein kann.

Erkläre vor einem Spaziergang wo ihr hingeht, warum ihr wie lang nur gehen könnt und wenn er fiel seht und guckt, dann eben nur 100m ist egal, das ist zig mal besser wie in Hektik.

Dein Hund wird es dir danken.

WIE SCHÖN!
Ich glaube, du mußt jetzt keine großen Pläne schmieden. Macht so weiter, laß deinen Hund begreifen, daß er jetzt sitzen/liegen und schauen kann - ggf. zeitlich begrenzt, wie gweny beschrieben hat.
Viele Menschen und Hunde kommen gut mit Schlepp klar, für Yella MBH und mich war es entscheidend, nach 3 Jahren die lange Leine durch eine kurze zu ersetzen, um wirklich nah und miteinander unterwegs sein zu können.
Es geht jetzt um Miteinander und um Schutz - für beides ist Nähe recht gut. Aber das wirst du selbst spüren mit der Zeit, wie es für euch paßt.

Schön jedenfalls, daß es dir so gut getan hat (Buch mitnehmen wäre freilich nicht angebracht ). Und das war erst der Anfang

lich willkommen!
Schöner Bericht von heute, Danke dafür

es war der friedlichste Moment seit langem, wenn nicht überhaupt in meinem Leben.

Danke für den tollen Bericht!

Sei nicht zu "ehrgeizig", was die weitere Entwicklung angeht. Du hast schnell wieder den alten hektischen Zustand, wenn du etwas erreichen willst.
Du kannst ruhig ein paar Wochen auf der Wiese sitzen. Übrigens, wenn du ein Buch liest, bist du nicht bei deinem Hund.

kristinmitpodi schrieb: Übrigens, wenn du ein Buch liest, bist du nicht bei deinem Hund.

DAS kann ich nur bestätigen. Unser Carlino verfällt schon in seine alten Gewohnheiten, wenn ich nur mein Handy zücke, um die Süßen in Ruhe zu fotografieren. Er möchte volle innere Anwesenheit!!!!

Danke für euer Worte und schön, wenn euch das Lesen meines kilometerlangen Berichts nicht abgeschreckt hat!

Und ja, ihr habt recht, der hektische "Normal"zustand (das wäre jetzt eine gesamtgesellschafltiche Diskussion, die ich hier nicht vertiefen möchte, ob das jetzt überhaupt als Normalzustand angesehen werden sollte) ist absolut schnell wiederhergestellt.

Und ja, ihr habt auch recht, warum jetzt dieser Ehrgeiz? Mir ist schon klar, woher das kommt - muss das jetzt hier nicht ausbreiten - aber ihr habt das superschnell entdeckt und ich werde mich versuchen zu zähmen. Mein Hund wird es mir eh rückmelden.

Das mit dem Buch war nur ein Witz - hatte und habe schon verstanden, dass das nicht Sinn der Sache ist! Ich lasse sogar mein Smartphone im Auto (wir sind ansonsten praktisch per wireless-Nabelschnur verbunden) und nehme keine Uhr mit. Ihr kennt mich jetzt nicht, aber meine Freunde werden ungefähr so drein schauen, wenn ich ihnen das sage, dass ich ohne "etwas zu tun" auf der Wiese hocke:

Und wenn ich einmal begrenzt Zeit habe, werde ich es so machen, wie mir Elbwiese und gweny geraten haben und das einfach vorher erklären. Wir haben uns heute auch abgesprochen, wann wir wieder ins Auto einsteigen. Überhaupt werde ich jetzt mehr (und dabei gezielt, also nicht volllabern) mit dem Hund sprechen, bin ja sonst auch nicht gänzlich unkommunikativ.

Ich werde euch aber auf jeden Fall auf dem Laufenden halten - am besten wäre dafür wahrscheinlich ein Tagebuch im Forum anzulegen.

Ich werde euch aber auf jeden Fall auf dem Laufenden halten - am besten wäre dafür wahrscheinlich ein Tagebuch im Forum anzulegen.

Jo

Wie schön, ich freue mich für euch über diesen tollen Erfolg
Weiter so, in der Ruhe liegt die Kraft. Und ein Tagebuch wäre super!

caninechaos : Auszug aus Vorbeitrag von ihr.

Für morgen möchte ich vielleicht mal ohne Decke probieren und mich dann (nicht morgen, aber in den nächsten Tagen) langsam auf die Schlepp arbeiten ohne dass er wieder in alle Richtungen davonflitzt - was haltet ihr davon?

Antwort von kage:


So ein gut reflektierter Beitrag mit richtigen Startaktionen und dann dieser Abschlußgedankenmist. = zeitgeist homosapienchaos.

caninechaos schrieb: Danke für euer Worte und schön, wenn euch das Lesen meines kilometerlangen Berichts nicht abgeschreckt hat!

Und ja, ihr habt recht, der hektische "Normal"zustand (das wäre jetzt eine gesamtgesellschafltiche Diskussion, die ich hier nicht vertiefen möchte, ob das jetzt überhaupt als Normalzustand angesehen werden sollte) ist absolut schnell wiederhergestellt.

Und ja, ihr habt auch recht, warum jetzt dieser Ehrgeiz? Mir ist schon klar, woher das kommt - muss das jetzt hier nicht ausbreiten - aber ihr habt das superschnell entdeckt und ich werde mich versuchen zu zähmen. Mein Hund wird es mir eh rückmelden.

Das mit dem Buch war nur ein Witz - hatte und habe schon verstanden, dass das nicht Sinn der Sache ist! Ich lasse sogar mein Smartphone im Auto (wir sind ansonsten praktisch per wireless-Nabelschnur verbunden) und nehme keine Uhr mit. Ihr kennt mich jetzt nicht, aber meine Freunde werden ungefähr so drein schauen, wenn ich ihnen das sage, dass ich ohne "etwas zu tun" auf der Wiese hocke:

Und wenn ich einmal begrenzt Zeit habe, werde ich es so machen, wie mir Elbwiese und gweny geraten haben und das einfach vorher erklären. Wir haben uns heute auch abgesprochen, wann wir wieder ins Auto einsteigen. Überhaupt werde ich jetzt mehr (und dabei gezielt, also nicht volllabern) mit dem Hund sprechen, bin ja sonst auch nicht gänzlich unkommunikativ.

Ich werde euch aber auf jeden Fall auf dem Laufenden halten - am besten wäre dafür wahrscheinlich ein Tagebuch im Forum anzulegen.