Hallo,
wir waren am Sonntag 12.10. in Lahnau und Nuka war der VLH Einzelgänger, der zur Sicherung der "Diagnose" vom Rudel überprüft wurde.
Ich möchte uns bewußt im öffentlichen Bereich vorstellen, da ich hoffe, auch anderen mit der Beschreibung seiner "Symptome" helfen zu können, die noch auf der Suche sind, woher diese oder jene Verhaltensweisen kommen könnten.
Nuka stammt aus einem Wurf mit insgesamt 13 Welpen, 4 davon totgeboren. Im Haus lebten insgesamt 4 Hunde, davon ein Rüde.
Er ist unser erster Hund und ich habe viele Hundebücher gelesen und mich auch im Internet informiert, um mich wirklich gut vorzubereiten.
Er kam mit 8 Wochen zu uns. Die Nächte habe ich mit ihm im Wohnzimmer verbracht bei offenen Türen. Er kam nachts zu mir um mich zu wecken, wenn er mußte, wir gingen raus, er erledigte sein Geschäft, wir gingen wieder rein und schliefen weiter. Er hatte wechselnde Schlafplätze, mal hier mal da, die Transportbox, die im Zimmer stand wurde ignoriert. Viele "Unfälle sind nicht passiert und er war nach ein paar Tagen absolut stubenrein.
Unser Garten war extra für ihn eingezäunt worden und dort durfte er bei gutem Wetter ohne Leine sein, die kurzen Spaziergänge mit Leine.
In den ersten Wochen kam es zu etlichen Mensch- und Hundekontakten, was auch daran liegt, daß ein gut genutzter Spazierweg direkt an unserem Haus vorbeiführt.
Wir gingen zur Welpen- und dann zur Hundeschule.
Ab und zu hatte er absolut verrückte Minuten, währenddenen er in Kreisen durch die Gegend raste, alle Hindernisse mitnahm, die auf dem Weg standen, egal wie hoch und wie weit, immer wieder an uns hochsprang, um dann irgendwann hechelnd dazuliegen. Erfahrene Hundehalter versicherten mir, das wäre ganz normal und das hätte jeder Hund mal.
Er hatte einen unbändigen Bewegungsdrang und lief viel zu früh viel zu weit. Er schien das aber zu brauchen.
Sah er Menschen und Hunde oder irgendeine schnelle Bewegung, lief er sofort und absolut undifferenziert darauf zu, war kaum zu bremsen. Mit Hunden kam es eigentlich immer zu schnellen Abläufen, hochsteigen, er wurde umgeworfen aufgeritten und es ging so ohne Einschreiten immer weiter, bis zur Erschöpfung. Die meisten Hundehalter informierten mich darüber, daß er ja Respekt lernen müsse vor Ranghöheren und er wäre ja noch jung und würde das schon lernen, die Hund würden das untereinander ausmachen, man müsse da nichts machen. Manchen aber wurde das Ganze zuviel und wir trennten die Hunde.
Der Tierarzt riet zur Kastration.
Irgendwann fing Nuka an, sich hinzulegen, wenn er einen Hund erblickte. Ganz selten blieb er noch stehen. Manchmal wartete er, bis der Hund bei ihm war, manchmal raste er aus dieser Stellung auf den entgegenkommenden Hund zu, manchmal kam es zu Hinlegen-Schleichen-Hinlegen-Schleichen, bis der Hund erreicht war. Dann aber war der Ablauf wieder derselbe, hochsteigen, in die Hälse beißen, Knurren der anderen Hunde wurde von ihm ignoriert, er ging immer wieder zu ihnen, bis eingeschritten wurde.
Wir haben letzten Winter viele lange Spaziergänge gemacht und der Hund wurde selten davon müde.
Er fraß viel und wog wenig. Laut Züchter müsse ich mehr füttern und weniger bewegen. Denn auch seine Verdauung war nicht so gut, es kam häufig zu breiigem bis dünnen Kot. Futterumstellung,Päppeln mit Bananen, Zwieback usw., Besuch beim Heilpraktiker und die Gabe von Globuli brachten nicht wirklich was, mein Eindruck war, daß ihm das alles nicht guttat.
Dann kam der Zuckerschock am ersten Januar.
Nuka ist Diabetiker und daher der Bewegungsdrang und die schlechte Futteraufnahme.
Er wurde eingestellt und fast alles wurde besser. Bis auf die Hundebegegnungen. Die Hormone kamen dazu, Hundschulbesuche wurden für uns zur Qual, denn es roch überall total und und die Damen waren interessanter als alles andere. Als er dann zuhause anfing, meine Tochter beim Spielen zu besteigen habe ich ihm einen Kastrationschip setzen lassen. Nach einigen Wochen fuhr sich runter und fast alles war gut.
Nur die Hundebegegnungen hatten sich nicht verändert.
Und jetzt kommt Ihr. Durch Maja Nowak habe ich von den Rudelstellungen erfahren und mir sofort das Buch bestellt. Etliche Kronleuchter sind aufgegangen. Einiges wurde sofort umgesetzt.
Nuka wurde ruhiger, als ich ihn bewußt beim Spazierengehen hinter mir oder maximal neben mir hielt, Knurren funktioniert bei ihm am besten.
Bei Außenreizen wurde er durch Knurren oder das konditionierte "Nein" gebremst und ich nutzte dazu dieLeine, um ihn zurückzuhalten, wenn beides nichts nutzte. Er lernte und es wurde besser.
Bis auf die direkten Hundebegegnungen. Ich fing an, Hunden aus dem Weg zu gehen. Manchmal konnte man das aber nicht vermeiden. Es gibt Hundebesitzer, die finden "Spielen" toll und so ließ ich ihn auch mal von der Leine und dann - s. o. .
Endlich - der Workshop.
Ich bin eigentlich froh über das Ergebnis, denn es zeigt mir, daß der Eindruck, daß Nuka Anschluß sucht und kein Hund was mit ihm zu tun haben will, richtig ist.
So wie es aussieht kann ich aber daran nichts ändern. Das ist schade.
Ich habe mittlerweile im Forum gestöbert und denke jetzt, daß ich auf einem guten Weg mit ihm bin und eine Mischung aus Disziplin (Kommandos), Partnerschaft (er wird hoffentlich ganz langsam lernen, ab und zu eigene Entscheidungen zu treffen, das wird spannend) und Schnüffelspaziergänge mit viel Umschauen ( es ist erstaunlich, wie lange man für 500 Meter braucht) ihm gut tut.
Hundeschule ist schon lange gestrichen und jetzt weiß ich, daß die Entscheidung, ihn da rauszunehmen, echt gut war.
Hinlegen bei Hundekontakt ist weder eine Aufforderung zum Spielen noch eine besonders tolle Sozialgeste (ich unterwerfe mich dir), sondern ein Ausdruck der fehlenden Stellung.
Hochsteigen und alles Schnelle bei Hundebegegnungen drückten das Unbehagen der anderen Hunde aus, ihm begegnen zu müssen.
Danke für alles, was ich auf dem Workshop erfahren durfte.
Ob Nukas Diabetes von Anfang an da war und es dadurch zu keiner Separierung kam (Krankheit =Schwäche) oder die Diabetes eine Folge dessen und der entstehenden Ausgrenzung der anderen Hunde war (Streß), wäre die Frage, die ich noch gerne beantwortet hätte. Aber da kann man ja nur vermuten. Durch seine Krankheit wird es noch spannender, mit dem neugewonnenen Wissen umzugehen.
Aber wir gehen es an.
Liebe Grüße
Heike mit Nuka VLH Einzelgänger, Elo, *03.2013