So, jetzt die Fortsetzung, liebe Renate,
als frischer Neuling hier, die auch noch nicht die Stellung ihres Odins weiß, würde ich persönlich meinen Hund erstmal vorstellen, also wie ich ihn erlebe und was für Problemchen und so ich mit ihm habe. Einerseits sind wir hier natürlich schrecklich neugierig und nehmen gerne Anteil, aber vordergründig finde ich, wird man sich beim Schreiben selbst bewußter in senem Umgang und in seiner Wahrnehmung mit seinem Hund bzw. hier Odin bei Dir.
"Entschleunigung" heißt nicht, seinen Hund zu beruhigen, damit er net mehr so schnell rennt oder rumhüpft oder ruhiger wird und überhaupt, sondern Halter u-n-d Hund eine Beziehung zueinander finden.
Und das bedeutet, daß der Halter den Hund und auch sich selbst beobachtet - in aller Ruhe ohne Druck und Zwang und Leistungsdruck. Hunde sind so sensibel, sie reagieren sofort dankbar, wenn mensch versucht, auf sie einzugehen und sie verstehen möchte.
Sehr wichtig dabei ist, daß Du mit Deinem Odin redest, ganz offen und ihm alles sagst, was Dir auf der Seele liegt. Anfangs wird er vielleicht irrtiert gucken oder ausweichen oder Dich angeblich blöd angucken, aber nur deswegen, weil er es von Dir nicht kennt. Vertraue ihm, Deinem Odin, Renate. Du bist nicht seine Erzieherin o.ä., sondern ein Mensch, der gerne deswegen einen Hund haben möchte, um mit ihm gemeinsam adäquat für Hund und mensch das Leben teilen oder leben möchte.
Anfangen kannst Du, Renate, eigentlich schon damit, ihm ausfürhlich zu zeigen und zu erklären, wo er überhaupt zu hause ist bzw. lebt.
Ich phantasiere jetzt mal, da Du geschrieben hast, Du reitest mit Odin auf dem Arm, daß Du in einem Häuschen mit Hof und Pferden wohnst. Also darfst Du ihm alles erklären, wie Du wohnst. Nicht belehren !!!, sondern beschreiben, wie Du wohnst, über Wohnzimmer und Schlafzimmer und Küche etc. und falls Du einen Hof und Pferde hast, auch das. Warum das alles da ist, was das für einen Sinn hat - für Dich eben - und ihr alle eine Gemeinschaft seid.
Odin alles erklären, wie gesagt, nicht belehren, sondern erklären. Ihm auch sagen und anvertrauen ..., was Du gerade persönlich denkst und fühlst. Aus der Seele heraus reden und ihm mitteilen. Falls Odin plötzlich gähnen sollte oder sich wegdreht, würde ich mal eine Pause machen und es ihm auch sagen, daß Du das Gefühl hättest, wir machen mal eine Pause, sind doch viel Infos. Wenn ein Hund gähnt, ist er meist nicht müde, geschweige denn gelangweilt, sondern muß Infos verarbeiten. Auch wenn er sich wegdreht, bedeutet es nicht unbedingt Desinteresse, sondern zu viel Input, nach dem Motto, Ruhe jetzt.
Zum Anfang zurück: wenn Du mit Odin gemütlich an der Leine zu Fuß in der Natur spazierengehst und Dich und ihn wahrnimst und beobachtest, rede mit ihm, teile ihm Deine Gedanken mit, stelle ihm auch Fragen, wenn Du welche hast bzw. ihn z.B. nicht verstehst.
Und vorweg sage und erkläre ihm, was Du planst, also spazierengehen und so und was alles während des Spaziergangs da ist. und drumherum alles genau bedeutet. Alles erklären.
Vielleicht guckst Du irrtiiert oder schmunzelst. Nur als ganz kurzes Beispiel von mir mit NLH Loui, der damals noch im Tierheim war. Loui wiegt 30 kg und wenn wir im TH zusammen draußen spazieren waren, zuckte er zusammen, wenn ein Spatz aus dem Gebüsch wegflog und und und.
Diese gemeinsamen Spaziergänge sozusagen auf Entdeckungs- und Erkundungsresie sind in der ersten Zeit sehr anstrengend, wenn man sie nicht kennt, da die Sinne voll in Anspruch genommen sind. Aaaaber iiirgendwann entsteht keine Routine, sondern gegenseitiges Vertrauen und gemeinschaftlich gewonnene Sicherheit: in der Menschenwelt bin ich zuständig und ich weiß, mein Hund vertraut mir und kann entspannt sein - und ich auch - und außerhalb der Menschenwelt können wir beide gelassener umgehen und uns die Führung partnerschaftlich teilen. Okay, Loui ist ein NLH, also Leithund, da kommuniziert man partnerschaftlich. Ein Bindehund ist dankbar, wenn ihm Führung und Grenzen gesetzt werden, da er selbst nicht so entscheidungsfähig ist wie ein Leithund.
Ups, vielleicht doch ein bißl viel jetzt. Aber kannst Du ja in Ruhe durchlesen, Renate, wenn Du magst.
Guuuute Nacht zusammen!