Gleich vorweg:
es geht in diesem Thema nicht darum,
in "besser" und "schlechter" einzuteilen.
Es geht lediglich darum,
aufzuzeigen,
wie unendlich wichtig es ist für die Welpen,
daß schon bei der Wurfplanung alles richtig im Sinne von RS gemacht wird.
Alles basiert auf der von mir selber gemachten Erfahrung.
N3 aus unstrukturiertem Wurf:
Mutter bekannt, vermutete N3
Vater unbekannt
2 Welpen: meine N3 und ein Bruder, vermuteter N2
Mutter: wild lebende Hündin, wurde erst mit den Welpen eingefangen, hochgradig bissig und extrem scheu gegenüber allen Menschen,
hat sich in kürzester Zeit an eine Pflegerin geheftet, alle anderen Menschen wurden weggebissen.
Die Welpen wurden im Alter von etwa 8 Wochen von der Mutter separiert.
Der Bruder war "normal" scheu, aber fasste relativ schnell Zutrauen zum Menschen.
Zur Welpen-N3:
Sie war die personifizierte Angst in einem Hundekörper - das ist die zutreffendste Beschreibung auf dieses kleine Wesen.
sie versteckte sich vom ersten Tag bei der Pflegestelle unterm Schrank.
Sie fraß unterm Schrank, schlief dort, verrichtete dort ihr Geschäft.
Sie ließ sich nicht hervorlocken,
als man die bei solchen Fällen leider propagierte Handfütterung versuchte, fraß sie nichts.
Es lebten 8 weitere verschiedene Hunde auf dieser Pflegestelle,
und nur ein Hund konnte sie unterm Schrank hervorlocken:
ein "schwer erziehbarer gegen Menschen leicht aggressiver wolfsähnlicher junger Mischling", der in dieser Hundegruppe "der Chef" war -
so wurde mir erzählt.
Die Welpen-N3 kam im alter von knapp 3 Monaten zu mir, weil man einen ruhigen Platz ohne Kinder mit einen souveränen Ersthund gesucht hatte.
Meine erste Hündin, V3, hatte sich gleich freundlich interessiert, und aus mir unerfindlichen Gründen schloß sich die N3 der V3 an -
also zog die N3 bei uns ein.
Beschreibung dieser N3:
Einen unsichereren und ängstlicheren Hund habe ich noch nie erlebt.
Sie versteckte sich bei uns unterm Regal, unterm Sofa, unterm Schrank in den ersten Tagen.
Als sie bemerkte, daß es absolut ruhig ist und keine Gefahr droht, und noch dazu meine junge V3 sich sehr bemühte, kam sie vorsichtig aus ihrem Versteck hervor.
Es reichte ein Blatt Papier, das zu Boden fiel, daß N3 mit lautem Schrei wieder unterm Schrank verschwand.
Sie beobachtete uns einige Tage.
dann hatte sie den Entschluß gefasst: ich sollte ihr NLH-Ersatz sein.
ich war immer da, war immer freundlich zu ihr, ich war der leicht verfügbare willige Körper,
den diese N3 so dringend brauchte.
Besser ein Mensch als garkein Körper, wenn schon kein NLH da ist.
Sie sprang in mein Bett eines Nachts, besiegelte ihren Entschluß damit, daß sie sich wie eine Mütze über meinen Kopf ans Kopfende des Bettes plazierte, und ab dieser Nacht schlief sie immer dort.
Sie wich mir plötzlich nicht mehr von den Fersen, wo ich war, war sie auch.
Vor meinem Lebensgefährten schrak sie weiterhin zurück,
keiner konnte sich ihr nähern, keiner durfte sie berühren, sie stellte sich dann geschickt hinter mich - ich war ihr Schutzwall, wenn auch unbewusst,
und wenn ich da war, war ihre Welt in Ordnung.
Erst ein halbes Jahr später konnte mein Lebensgefährte sie streicheln - ich erinnere mich noch genau daran, wir konnten es beide nicht fassen, daß N3 das endlich zuließ.
Draussen liefen wir einsame Wege, V3 immer vorneweg, N3 an meinen Fersen.
und schon bald nahm N3 dann draussen den Körper von V3, und so tappelte sie der V3 hinterher und fühlte sich durch V3s Körper und meinen Körper relativ gut abgesichert.
Ich habe diese N3 niemals angeleint, sie lief von Anfang an frei, denn sie dachte nicht daran, wegzulaufen.
ich hätte der Star jeder Hundeschule mit ihr werden können, denn sie lief wie eine eins "bei Fuß", ohne daß´ich es je geübt hätte.
sie kam angerannt, wenn ich "komm" rief, wo andere jahrelang dafür üben müssen, machte N3 das von Anfang an perfekt.
Warum?
weil sie eine ungesicherte N3 war. Das ist der einzige Grund.
Als ich dann im N3-alter von 3 Jahren einen jungen NLH-Welpen aufnahm,
um ihr diese Vergesellschaftung zu ermöglichen,
zeigte sie anfangs auch Ansätze und arbeitete mit dem unermüdlichen kleinen NLH.
doch immer, wenn eine Situation kam, wo sie ihn hätte sichern müssen,
ließ sie ihn im Regen stehen und kam zu mir gerannt.
(Damals fehlten uns hier in diesem Forum noch die Erfahrungen der Spätvergesellschaftung von N3 und NLH;
heute würde man anders an diese Sachen herangehen, z.B. von der Aufnahme eines Eckhundewelpen zu einem erwachsenen Bindehund abraten!!!)
Ich entschied, die N3 an einen Platz zu vermitteln, wo sie ohne andere Hunde als Einzelhund leben kann,
ohne arbeiten zu müssen.
(Zu dem Zeitpunkt hatte ich N2-MBH-V3 und NLH mit dieser N3. NLH wurde immer unruhiger und gestresster, weil er ungeschützt von N3 der MBh-Gruppe gegenüber stand - genaueres steht in meinem öffentlichen Tagebuch und kann nachgelesen werden.)
Sie hatte sich entschieden: sie wollte mit ihrem Menschen-NLH-Ersatz leben, und mehr nicht.
andere Hunde oder gar Arbeit in der Hundestruktur interessierten sie nicht.
Alle prophezeiten mir: das wird schiefgehen,
die N3 wird vom neuen Platz wegrennen und dich suchen, die kann nur bei dir leben, die klebt doch so an dir.....
ich wußte inzwischen, daß eine N3 nur einen Körper braucht, es geht da nicht um persönliche Zuneigung,
auch wenn das niemand lesen will, es ist so.
Bester Beweis: meine N3.
Auf ihrem neuen Platz nahm sie über Nacht die neue Besitzerin, ein mütterlicher Typ Mensch, als neuen Ersatz-NLH-Körper an, und dort lebt sie heute geliebt und sicher.
Der Wechsel hat genau einen Tag gedauert.
N3 aus perfektem Wurf:
Im Sommer 2013 zog dann eine Welpen-N3 aus einem perfekten Wurf zu uns ein.
Diese N3 hatte vom ersten Tag ihres Lebens an Struktur mit ihren 6 Geschwistern gelebt,
hatte sich in dieser kompletten Gruppe
NLH - N3 - N2 - MBH - V3 - V2 - VLH
perfekt professionalisieren können,
und hatte von der ersten Sekunde ihres Lebens an die Sicherung durch den anwesenden Eckhund NLH gehabt, bzw. hatte sie den NHL gesichert.
Sie lernte meinen NLH, der damals 7 Monate alt war, kennen, und absolvierte ein perfektes Begrüssungsmuster, rollte sich auf de Rücken und signalisierte ihm, daß sie an jetzt für ihn arbeiten würde.
Diese N3 hat mein bisheriges Bild einer N3 komplett auf den Kopf gestellt:
sie war mutig,
sie gliederte sich hervorragend in meine Hundegruppe ein und füllte nach der Vergesellschaftungszeit mit NLH perfekt ihren N3-Platz aus.
Sie ist unter den Hunden souverän und äußerst sozial,
arbeitet verbindend zwischen den Hunden.
Sie interessiert sich immer nur für die Gemeinschaft, und macht immer das, was die anderen Hunde machen.
Sie würde sich nie aus der Gemeinschaft ausklinken und eigene Ziele verfolgen.
Sie ist ein so selbstsicherer Hund, schreckt vor nichts zurück, verteidigt ihren NLH vor allen "Gefahren"
(was er als Gefahr wahrnimmt.....),
sie sichert ihn mutig, steht ihm immer zur Seite.
Vor kurzem lief sie in einem kompletten Rudel mit VLH und V2 zu meiner Hundegruppe dazu,
und sie verrichtete vermittelnde Arbeit zwischen VLH und NLH -
dazu gehört eine große Portion Mut, sich so einem fremden VLH als N3 zu nähern.
Menschen, das kann ich klar sagen, sind ihr egal.
sie nimmt mich als Teil der Gemeinschaft wahr, wir tauschen Sozialgesten in ritualisierten Abläufen, aber sie ist "zuhause" in ihrer Hundegruppe hier bei mir.
Die Hunde und die Gemeinschaft geben ihr alles, was sie braucht.
Ist der NLH da, ist sie zufrieden.
Abschließend ziehe ich folgendes Resümee:
N3 aus unstrukturiertem Wurf war ein unsicheres völlig haltloses Wesen,
das sich schon fast willenlos an mich, Körper, geheftet hat.
Sicher angenehm für Menschen,
aber denkt man mal kurz über den seelischen Zustand und inneren Halt eines solchen Hundes nach,
dann versteht man, wie arm und verloren ein N3 aus solcher Unstruktur OHNE NLH im Wurf wirklich ist.
N3 aus dem perfektem Wurf strotzt vor Selbstsicherheit,
ist mutig, ist manchmal ein wenig zu überzeugt von sich,
ist ein in sich ruhendes Wesen,ist immer souverän in ihrer Stellung, und
ist das krasse Gegenteil von meiner vorherigen N3.
Eine starke in sich ruhendes kleine Persönlichkeit.
"Geht in die Wälder und werdet wieder Menschen."
Jean Jacques Rousseau
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