Diese Frage wurde mir gestellt,
in Bezug auf einen Einzelhund NLH,
und ich schreibe kurz die Antwort hierher.
Hunde haben je nach ihrer Stellung verschiedene Motivationen, zu bellen.
Im Rudel sind die Wächter V3 und N3 dafür zuständig, durch bellen die anderen Stellungen zu warnen, wenn sich ein Außenreiz dem Rudel nähert.
Dazu wird einmal, zweimal kurz gewufft, bis alle Hunde es mitbekommen haben -
und mehr wird nicht gebellt.
Steht jetzt also ein Hund im Garten und bellt und hört nicht mehr auf,
dann hat dieser Hund wahrscheinlich einen trifftigen Grund, daß er so bellt.
Generell kann man nun wie folgt vorgehen:
es hilft jedem Hund,
wenn man zu ihm hingeht, und versucht, herauszufinden, warum er da steht und bellt.
Meistens sehen oder hören die Hunde etwas, was sie stört oder irritiert, oder was sie nicht richtig einordnen können.
Man kann sich neben seinen Hund hocken, und ihm dann klar und prägnant erklären, um was es sich da handelt.
Die ganze Sache wird erleichtert,
wenn man die Stellung seines Hundes kennt.
Ein Bindehund,
der sich auf diese eise "festbellt",
bekommt eine Erklärung, und dazu die klare Bewertung, daß er das nicht zu melden hat - es geht ihn nichts an, er soll es nicht verbellen.
Bellt der Hund trotzdem wieder, sollte man ihm zur Erklärung dazu deutlich zeigen, daß das ein Fehlverhalten ist und daß es unerwünscht ist.
Reagiert man auf solches Festbellen eines Bindehundes nicht, dann wird der Hund in Zukunft immer öfter selber entscheiden, was er wie meldet, und dann hat man womöglich Dauerbellerei.
Ich finde es auch bei Bindehunden wichtig, daß sie genug Zeit und eine Erklärung bekommen, um dann solche Reize für sich positiv abspeichern zu können, damit sie in Zukunft dann souverän damit umgehen können.
Auch einem Bindehund hilft das sehr, wenn man ihn nicht nur stupide abbricht und das Bellen verbietet,
sondern ihm die Welt erklärt.
Ein wenig anders ist es bei einem Eckhund.
Vor allem ein Leithund wird erst dann bellen, wenn er ratlos ist oder stark überfordert mit etwas, was er hört oder sieht oder anders wahrnimmt.
Man sollte keinesfalls versuchen, den Eckhund einfach durch zurufen zu stoppen oder einfach den Hund ins Haus holen,
ohne ihm den Reiz erklärt zu haben.
Ein Eckhund benötigt zum Verarbeiten eines Reizes meist deutlich mehr Zeit, als ein Bindehund.
Man geht also immer zum Eckhund hin,
und erklärt - genau wie einem Bindehund auch - diesen Außenreiz.
Ein Beispiel:
NLH steht im Garten und bellt.
ich gehe zu ihm, es ist ein Flugzeug, daß gerade am Himmel vorbeifliegt, was er nicht einordnen kann.
ich hocke mich neben NLH, lege fest meinen Hand um seine Brust - meinen NLH hilft das sehr, sich zu beruhigen, wenn er körperlich auch stabilisiert wird.
Erklärung in etwa: "das ist ein Flugzeug. es fliegt sehr hoch in der Luft. In dem Flugzeug sitzen Menschen. Sie fliegen mit dem Flugzeug in den Urlaub.
Das Flugzeug fliegt manchmal von da hinten nach Süden, manchmal fliegt es aber auch zurück.
Es kann in alle Richtungen dort oben in der Luft herumfliegen.
Es macht beim Fliegen Geräusche, das ist der Motor vom Flugzeug.
Hier im Garten bist du aber immer sicher vor dem Flugzeug, es wird niemals nah an dich herankommen. es fliegt immer nur dort oben über uns vorbei. Das Flugzeug ist für uns nicht weiter interessant, es fliegt ja nur vorbei." u.s.w.
Der Eckhund wird wahrscheinlich noch einige Male ein vorbei fliegendes Flugzeug bellend kommentieren -
das macht er solange, bis er für sich das Flugzeug als Reiz verarbeitet hat.
Man geht also immer, wenn der Eckhund bellt, zu ihm,
und bewertet auf´s Neue den Reiz.
Also in etwa: "Aha, siehst du, da ist wieder ein Flugzeug. ich habe es dir ja schon einmal erklärt,
daß Flugzeuge für uns völlig uninteressant sind,
sie fliegen hoch oben vorbei,
und wir müssen uns nicht um sie kümmern."
Jeder Stellung hilft es auch,
wenn man zur Beruhigung kurze Sozialgesten verteilt.
dazu kann man vorsichtig die Ohrmuschel innen massieren, während man versichert, daß der Außenreiz völlig harmlos und für uns nicht relevant ist.
Bellen beim Eckhund - bezogen auf diese "alleine im Garten-Situation" -
bedeutet fast immer,
daß er etwas wahrnimmt, was er nicht versteht.
Man sollte das immer ernst nehmen und versuchen, dem Eckhund eine Bewertung zu geben,
damit er es besser für sich verarbeiten kann.
Bricht man das Bellen einfach ab,
udn erklärt dazu den Reiz nicht,
dann kann der Hund den Reiz für sich nicht verarbeiten - er wird garantiert beim nächsten Mal wieder bellen.
Kommt dann noch ein neuer Reiz hinzu,
bevor er den ersten reiz verarbeitet hat, und man bricht wieder nur ab,
ohne das der Hund den Reiz verarbeiten konnte,
und fährt man so immer weiter fort,
wird der hund reizüberflutet werden.
Er reagiert dann immer verunsicherter,
immer unruhiger, die Bellerei wird zunehmen, manche Hunde beginnen dann auch und rennen umher, um den Stress abzubauen -
aber auf diese Art wird der Hund neue Reize eben nicht positiv für sich verarbeiten können.
Es ist gerade für einen Eckhund,
aber auch für Bindehunde,
absolut wichtig,
daß man auf ihre Unsicherheit = Bellen eingeht, wenn sie etwas wahrnehmen, was sie nicht einordnen können.
Erklären ist der einfachste und effektivste Weg, dem Hund dabei zu helfen, Reize zu verarbeiten,
Reize gemeinsam ansehen, bewerten und damit umgehen lernen.
"Geht in die Wälder und werdet wieder Menschen."
Jean Jacques Rousseau
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