Beitragsseiten

Thema: Verhalten im Freilauf
Quelle:    Rudelstellungen.de
Datum:    30.12.2011 - 15.03.2012


Dreamcatcher
- Sehr aufmerksam und sensibel, was Außenreize betrifft

- Prüft bei unbekannten Objekten mit der Nase und wenn er sich nicht sicher ist, schaut er     mich an und lässt mich entscheiden

- Bei der Sichtung von fremden Hunden ist er sehr aufmerksam und verlangsamt seine Bewegungen, der Gang wirkt als wolle er sich anschleichen. Hier neigt er zum fixieren (bei Hunden, die frontal auf uns zukommen).
Er würde auch auf den anderen Hund zustürmen, und die Sache regeln, würde er von mir keine Begrenzung erfahren.

- Hunde die ihn ignorieren, die ignoriert er auch.

- Ansonsten ist er Feuer und Flamme, wenn wir etwas gemeinsames machen, zum Beispiel Steine umdrehen, nach Mäusen schauen, Bäume schubsen. Da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Er mag es, wenn wir raus gehen und die Umgebung erkunden.


kage
Klingt vieles identisch was ich über meinen NLH schreiben könnte. Viele Parallelen - bis auf das Losstürmen wollen, das passierte erst als mein NLH bereits im hohen Erwachsenenalter war. Vorher war gar nichts mit losstürmen wollen.
Eher hinter mir stehen , Kopf auf meinen Hüftbogen abgelegt und Dauerfixierung.


Shyla
Das auf Hunde zustürmen beschränkt sich auf die Hunde, die Augenkonntakt mit ihm halten oder alle die sich frontal auf ihn zu bewegen? Also auch Hunde mit weg gedrehtem Kopf oder sich ihm am Boden schnüffelnd nähern?


kage
Augenkontakt ist die Voraussetzung, damit der NLH aus seiner Starrheit sich löst.


Dreamcatcher
Zitat von kage:
"Klingt vieles identisch was ich über meinen NLH schreiben könnte. Viele Parallelen - bis auf das Losstürmen wollen, das passierte erst als mein NLH bereits im hohen Erwachsenenalter war. Vorher war gar nichts mit losstürmen wollen.
Eher hinter mir stehen , Kopf auf meinen Hüftbogen abgelegt und Dauerfixierung."
Das war damals eine Baustelle bei uns, die ich mir damit erklärte, dass er in der Welpenzeit die Erfahrung machen konnte, das alle Hunde toll sind. Es war früher noch schlimmer. Da ist er zu jedem Hund hingereannt und es war egal, ob der ihn ansah oder nicht.

Er hat dafür von anderen Hunden auch eins auf die Mütze gekriegt, was ihn trotzdem nicht davon abhielt. Heute bin ich ja froh, dass er so lange warten kann, bis wir den anderen Hund erreicht haben. Wenn ein Kontakt vom anderen Hund gewünscht ist, lasse ich ihn dann hin, ansonsten gehen wir dran vorbei.
Dreamcatcher
Zitat von Shyla:
"Das auf Hunde zustürmen beschränkt sich auf die Hunde, die Augenkonntakt mit ihm halten oder alle die sich frontal auf ihn zu bewegen? Also auch Hunde mit weg gedrehtem Kopf oder sich ihm am Boden schnüffelnd nähern?"
Ja. Heute zeigt er das sehr stark, wenn uns andere Hunde entgegen kommen. Oder bei Hunden, die ihn direkt anstarren.
Dreht der andere Hund seinen Kopf seitlich oder schnüffelt, wird Rammar vom Gang geschmeidiger und dreht leicht den Kopf nach innen, den Körper nach außen, um einen Bogen anzukündigen. Ich helfe und unterstütze ihn hierbei, sage ihn aber auch, dass er auf den fremden Hund nicht zustürmen soll, sondern sich Zeit lassen kann. Das hilft in der
Regel ganz gut.
Signalisiert der andere Hund, dass er keinen Kontakt möchte, dann ist dieser Hund für ihn weniger bis gar nicht interessant.

Gestern hatten wir eine schöne Begegnung mit einem stürmischen Junghund. Rammar wirkte sehr entspannt und erwachsen. Das hat mir sehr gut gefallen. Und der Junghund fand ihn wohl Klasse. Er war gar nicht aufdringlich, reagierte auf die feinen Signale vom Stinker und stupste ihn gegen die Lefzen. Ein "anspielen" seitens des Junghundes konnte ich nicht beobachten.
Rammar viel es schwer sich von diesem Junghund zu trennen (ansonsten sind ihm Junghunde nicht SO wichtig).
Als er zu mir aufholte, stupste er mir kurz in die Handinnenfläche.

Die zweite Hundebegegnung gestern war ebenfalls positiv: eine junge Schäferhündin hatte uns in einem Busch entdeckt und forderte den jungen Herrn zum Spielen auf. Rammar kam noch kurz zu mir und fragte mich ob er "denn darf" und ich gab ihn mein Okey. Also wetzten danach zwei durchgeknallte Schäferhunde mit viel Aktion über das
Feld.


kage
Wichtig wäre nur, dass Du merkst um was es dem Hund beim Anstupsen geht und es auch jedesmal quittierst.
Also war alles gut für Dich, dann streichst Du den Hund seitlich von der Backe zur Schulter ab. War es schlecht, kurz stehenbleiben, den Hund dabei ansehen, warten, sich hinhocken, damit der Hund sich auch entschuldigen kann, ihn wieder aufnehmen in die Gemeinschaft durch Schnäbeln.
Wenn Du willst, kannst Du alles genau kommentieren und auch erklären dem Hund, er versteht zwar die Worte nicht, aber die Schwingungen Deiner Stimme lassen ihn Dich begreifen.


Dreamcatcher
Ich nehme dieses Thema noch mal auf, da wir gestern eine Begegnung mit einem Hund hatten, die mich nachdenklich gemacht hat.
Rammar befand sich an der Leine und von hinten kam ein Hund. Wir sind aufs Feld ausgewichen, um den Hund vorbei zu lassen.
Jetzt passierte etwas merkwürdiges. Der schwarze Hund erkannte Rammar, Frauchen wollte, dass er zügig an uns vorbeiging. Der Blick des Hundes ruhte auf Rammar, wirkte gehetzter, als er an Rammar vorbeigehen sollte. Der Hund machte plötzlich trippelnde Schrittchen mit den Vorderläufen, duckte sich leicht. Es wirkte so, als wolle er sagen:
"sorry, aber ich muß mit meinem Frauchen jetzt an Dir vorbei, eigentlich will ich das gar nicht!"
Rammars Blick ruhte auf den Hund und er wirkte entspannt, prüfte die Luft und sah dem Hund hinterher, als er weiter weg war.

Jetzt passierte etwas, was ich manchmal bei ihm beobachten kann: er stürzte sich in die Leine (nicht aggressiv), und wollte an den Stellen schnüffeln, an denen der Hund hingepinkelt hat. Dabei zerrt er dann wie ein Ochse und wird immer schneller.
Es wirkt dann so, als wolle er dem fremden Hund hinterher und ihm einen Kontakt "aufzuzwingen".

In meinem Geist kam ein Gedanke auf.
Ich hab Euch ja von früher berichtet, dass Rammar fremden Hunden einen Kontakt "aufzwingen" wollte, über weite Distanzen auf fremde Hund zuraste und sie "stellen" wollte, kleine und mittelgroße Hunde bombte er dabei um.
Er muß ihre Stellungen erkannt haben und war sicher bemüht für "Ordnung" zu sorgen und die Hunde führen zu wollen bzw nach einem passenden Hund zu suchen. Ging dabei aber Kopf- und Planlos vor. Schließlich hatte er keinen an der Seite, der ihm die richtige Vorgehensweise vermittelte.

Gestern hat Rammar diesen Hund erkannt und ich schätze, dass es für ihn "mal gar nicht" ging, dass dieser Hund an ihm vorbei gelaufen war und er ebenfalls vorhatte, den Hund auszubremsen, um ihn zurück zu holen.
Wenn ich Hundebegegnungen von früher ins Gedächtnis rufe, ergibt das jetzt einen Sinn.
Ich weiß, warum sich mein Hund, damals als Junghund, so merkwürdig benommen hat.

Ich ging neben Rammar in die Hocke und entschuldigte mich für meine Blindheit und erklärte ihm, dass diese Hunde das nicht mit Absicht machen, sondern es an unseren Regeln liegt. Die Regeln, die die Besitzer ihren Vierbeinern vorgeben und an die sich die Hunde halten müssen. Dass dieser schwarze Hund ihn erkannt hat und sich sicher gerne
anders benommen hätte, er aber keine Wahl dazu hatte und eine ungesprochene Regel brach. Außerdem sagte ich zu ihm, dass es nicht gerne gesehen wird, von den Besitzern, wenn wir ihren Hund einfach "mitnehmen", sie über den Verlust extrem traurig sind, es Regeln und Gesetze gibt, an die wir uns halten müssen.

Rammar fiepte dem fremden Hund hinterher und sah mich an.
Ich strich ihn sanft ab und sagte zu ihm, dass er ein toller Hund sei und sein großer Wunsch, einen anderen Hund zu führen, bald in Erfüllung geht.
Rammar zog nach meinen Worten nicht mehr an der Leine, sondern ging normal weiter und beachtete den fremden Hund nicht mehr.

Noch mal zum Ergänzen: ich habe sein verhalten damals oft als "Provokation" empfunden, was es sicher nicht war.
Im Vortschreiten der Erziehung und als ich begann, Rammar Stabilität zu geben (mit Regeln), waren andere Hunde zwar interessant, aber nicht mehr so interessant, um sich an einem Hund mit Besitzer anzuschließen.

Rammar ging ja damals seine eigenen Wege, eigentlich hätte ich ihn mit 5 Monaten alleine ziehen lassen können, so wenig hat er sich für uns interessiert
Sollte meine Vermutung richtig sein, die mir gestern gekommen ist, erklärt das sehr viel.
Auch den "Ungehorsam" den er mir gegenüber zeigte, mit wegrennen und streunen.
Da fehlte absolut jemand, der ihn unter die Fittiche nahm und für Stabilität sorgte.
Das kann man sicher auf alle jungen Hunde übertragen, nur komisch, dass ich bei Rammar mit den gängigen Erziehungsmethoden in der Hundeschule auf Widerstand traf und das schon so furchtbar früh.

Wenn ich könnte, würde ich die Zeit am liebsten zurück drehen wollen.
Ich schäme mich für die Härte, die ich gegenüber diesem Hund habe walten lassen, dass ich so unberechenbar war für ihn und dafür, dass ich ihn die Schuld für alles gab und ihn nicht verstand.


mialour
Das was du da beschreibst mit Rammar und dem schwarzen Hund, passiert mir hier ziemlich häufig mit meinem Rüden.
Ganz extrem ist es bei zwei Hunden, denen wir immer mal begegnen.
Der eine traut sich nicht an uns vorbei, will aber irgendwie auch seinem joggenden Halter folgen.
Chaos steht dann immer ganz ruhig (untypisch für ihn bei der geringen Distanz) da und schaut den Hund nur an.
Der andere würde sich am liebsten ein Loch graben und versucht alternativ zu beschwichtigen was das Zeug hält.
Blick abwenden, ducken, Bogen laufen... höflicher geht es auf die Distanz kaum noch.
Wenn er vorbei ist, möchte Chaos auch immer Kontakt aufnehmen und anschließend an seinen Pinkelstellen schnuppern. Fiepsen tut er auch.
Also alles wirklich haar genau so wie bei euch.
Auch Chaos ist wirklich IMMER zu anderen Hunden gerannt und hat mich stehen lassen.
Es wird besser aber ich muss immernoch höllisch aufpassen.