Ich will mal helfen, mit meinem Blick von außen ein paar kleine Denkanstöße zu liefern, wo Du vielleicht selbst dahinterkommst, warum das alles nicht so ganz stimmig ist. Aber es ist immer besser, selber zu erkennen, deshalb will ich nur mal aufzeigen:
Beuteldieb schrieb: Hallo,
-ja, genau das, was in Deiner Antwort steht,Aquene, macht mich so neugierig auf RS und ich habe zwar noch wirklich keine Ahnung wie, aber ich möchte genau DA hin – ich möchte mit meinem Räuber Intensität und Zusammenhalt leben, ohne nonstop Plan A ..B ..oder C parat halten zu müssen. Ich habe eine Menge Rüstzeug gelernt, was Caspars Aufmerksamkeit zwar bindet und was unsere zwei festen Gastmädels ganz spannend finden ( die uns übrigens seit über einem Jahr an 4 festen Tagen die Woche begleiten), aber ich möchte auch draußen mal Ruhe teilen können mit ihm und nicht nur Aufregung, Programm und Abenteuerspielplätze mit Juchuh einrichten.
Hunde sind grundsätzlich sehr energieeffiziente Tiere. Grundsätzlich ist Energieverschwendung in der Natur nicht vorgesehen. Mit übermäßig viel Bewegung konditioniert man sich auch einen "Leistungssportler", der dann Entzugserscheinungen bekommt, wenn das übliche Programm nicht abgespult werden kann.
Er ist mittlererweile eh sehr aufmerksam und schenkt mir viel Blickkontakt und ich übe oder versuche mich darin, ihn dann ohne riesen Gesten zu schicken.
Hunde im Rudel achten sehr auf Gemeinschaft. Für das Überleben ist die Gemeinschaft essentiell. Deshalb ist es für einen Hund auch völlig unverständlich, aus der Gemeinschaft "geschickt" zu werden. Andererseits musst Du wieder dagegen arbeiten, wenn er sich selbst z.B. für einen Jagdausflug freigibt. Also Gemeinschaft mit dem Hund erreicht man nicht, indem man ihn aus der Gemeinschaft, aus der sicheren "Rudelzone" schickt.
Ich habe für mein Gefühl oft viel zu heftig eingewirkt, begrenzt, geschickt, etc. und ich wünsche mir echt leiser werden zu können, feiner. Er war so ein Hansdampf die ersten zwei Jahre- das steckt mir noch drin irgendwie und ich bin so in Dauerhabacht wegen seines Jagdtriebes, aber wir sind halt auch schon ein gut Stück Weg zusammengegangen und ich glaube schon, daß es da noch viel mehr Feinabstimmung gibt, für die man sensibel werden kann und wenn sich das lernen läßt, werde ich das tun. Bin ich dem Großen schuldig.Hansdampf hat nie gelernt, alles in Ruhe anzusehen, zu bewerten. Mensch hat das bis jetzt auch nie eingefordert. Ich spreche aus Erfahrung, ich erarbeite das mit MBH jetzt. Er ist wie ein Kind, das viel zu viel Input hat, keine Zeit, in Ruhe alles auf sich wirken zu lassen und zum Zappelphilipp wird. Dann wird es bespaßt, um seine überschüssige Energie loszuwerden ...
Aber, wie praktisch gesehen fängt man an?? Ich glaube, ich würde mir tatsächlich „nackt“ vorkommen, wenn ich alle Dummys und Futterbeuten wegließe, ich muß gerade lachen, weil vermutlich sowohl Caspar als auch meine zwei Gastmädels ganz verdutzt aus der Wäsche gucken würden so ohne „Partyzubehör“ loszuziehen. Keine Suchspiele? Hä?
Nimm mal nichts und niemanden mit auf die Runde. Nimm Dir auch nicht vor, eine bestimmte Strecke in einer bestimmten Zeit zu absolvieren. Geh dahin, wo es ruhig ist und keine anderen Hunde sind. Nimm Deinen Hund an die Schleppleine, gerne erstmal auch ne längere und stelle Dich auf eine Wiese oder einen Waldweg. Dort gibt es für die nächste Stunde im Umkreis von 50m für den Hund genug zu schnüffeln und zu erforschen. Beginne, Dich dafür zu interessieren, was Deinen Hund interessiert. Kommt zur Ruhe. Hund soll sich wieder auf seine Sinne besinnen. Wie gestaltet ihr eure Runden ?
Für Caspar, der extrem schnell auf alle Außenreize ansprang, springt.., ist die gelernte Struktur mit dem Apportieren oft so eine Art Gerüst gewesen glaube ich, es hat ihn dann haarscharf davon abgehalten zu überpesen, er konnte irgendwohin mit seinem Dampf in dieser Sekunde. Es war irgendwie ein „Notnagel“, oder eine Ar t Ersatzhandlung zum Abspulen.
Vor allem gab Dir dieses Konstrukt Sicherheit, oder zumindest ein Gefühl von Sicherheit. Hunde brauchen die vom Menschen erdachten Spiele definitiv nicht. Wenn sie jedoch keine strukturierte Gemeinschaftsarbeit mit den passenden Hunden machen können, geben sie sich eben Ersatzbeschäftigungen hin, die angeboten werden. Das wird dann auch im Übermaß mitgemacht, weil Hunde ja auch nach diesem zufriedenen Erschöpfungszustand streben, den sie aber so nie erreichen werden. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass sich Süchte entwickeln, auch mein MBH ist/war ein Balljunkie. Wenn man Hund genau beobachtet, wie er von Dummy, Ball und Co. hypnotisiert wird und rundherum seine Umwelt nicht mehr wahrnimmt nur in der Erwartung, dass das Ding bald fliegt ... das macht mich nur noch traurig.
Zur Erklärung:- er hat -ich glaub, mit einem halben Jahr war das am ärgsten, aus Anspannung und Aufregung echt Attacke gesprungen und hat Beissen angedeutet. Nie ernsthaft und nie bedrohlich, aber völlig durchgeknallt in seiner Aufregung und wirklich immer mit Schmackes, es gab kein Halten, für nichts. Gemeinsame Runden mit Kind und Hund gingen nicht, ich mußte im Wechsel in Garten oder nach draussen, oder meinen Lütten bitten, auf dem Klettergerüst zu bleiben. Der Tag fing um halb 5 mit Caspar im Garten an, damit ich um 7 für den Lütten da war und wenn der im Kindergarten war, war wieder Casparzeit..dann kam der Kleine heim, schlief der mittags, bin ich mit Caspar in den Garten üben.. so ging das immer im Wechsel anfangs. Das erste Jahr blieb die 5m Leine auch zu Hause immer dran um ihn notfalls zurückhangeln zu können. Wir hatten plötzlich die Kindergitter wieder in den Türen, nicht für den Zwerg, sondern um dem Lütten auch mal einen sicheren Bereich zum Spielen zu schaffen, bin ich mal 2 min ins Bad oder zur Wäsche mußte der -damals noch- Kleine halt mit.
Besser händelbar wurde Caspar erst, als ich begonnen habe Fährten zu legen, ihn im kleinen überschaubaren Bereich/ teilbegrenzten Waldstück Beuten versteckt habe, mit ihm zusammen gesucht habe, er mal ein bißchen Freiheit kriegte und ich ihm Vertrauen geschenkt habe und gleichzeitig Blut und Wasser geschwitzt habe, ob diese Granate mal eben den nächsten Jogger oder Spaziergänger abcheckt und umnietet oder sich an mir orientiert. Das ist zwar zum Glück kein Thema mehr, aber daher rührt, daß ich so ausgerüstet losmarschier mit unserem Rucksäckchen voll Plunder. Und ich würde gerne einfach mal so loswandern und loslassen, aber das wird wohl noch ein Stück Weg.Nimm einfach nichts mit, außer deinem Hund. Es wird sicher schwer, denn es kann sein, dass der Große "Entzugserscheinungen" zeigt, rumfiept, ausflippt, hektisch wird. Da bist Du gefordert, als Ruhepol Sicherheit auszustrahlen.
Das Thema zur Entschleunigung werde ich lesen, Danke! Das finde ich sehr spannend!
Ich bin gespannt, wie es mit Euch weitergeht. Ich wünsche Euch viel Durchhaltevermögen. Aber seid gewiß: es lohnt sich.