Leo ging`s bals wieder gut mit seiner Pfote. Nun müssen wir abwarten, ob die Kralle nachwächst oder eben nicht.
Also kann ich von anderen Herausforderungen berichten: neue Hühner im eigenen Revier.
Das war spannend: Erst mal Stall bauen... Die Hunde waren meistens dabei. Und wenn ich etwas tat, sprach ich meine Gedanken laut für z.T. mitbauende Helfer, und die Hunde kooperieren auch gut, wenn man sich selbst mit Sprache sortiert.
Und dann kam DER große Tag. Als erstes stellte ich nochmal klar: Ich hab schöne neue Hühner mitgebracht. Erstens sind das meine Hühner, zweitens gehören sie jetzt zur Familie und drittens stehen sie unter Naturschutz wie Rehe. Also bitte gaaaaaanz vorsichtig, Männer. Die Hunde blickten mich immer noch aufmerksam an. Und wir gingen langsam los. Ich vorneweg, dann Jonno, dann Leo. Jonno sehr gespannt zwischen uns aufgefädelt.
Dann kamen die Hühner in Sichtweite. Wir blieben stehen und beobachteten sie: Die Hunde hinter mir, ich hatte Jonno und Leo schräg im peripheren Blick. Ich blickte leise redend gleichzeitig zu Hunden und Hühnern. Jonno pointete wie ein Pfeil. Leo beobachtete.
Nach einer knappen halben Stunde kam unisono Richtung in uns: Wir gingen ganz langsam in Richtung Hühner. Noch ca. 8m: Plötzlich parkte Leo NLH seinen Jonno N3, so dass Spurti den Anblick aushalten konnte ohne durchzustarten. (Ich finde sehr bemerkenswert, dass Leo es wirklich IMMER draufhat einzuschätzen, was Jonnos Nerven aushalten.) Wogegen Leo selbst sich mit mir langsam und vorsichtig bis auf einen Meter an die Hühner ranpirschte, um sie dann mit einem Mäuselsprung zu erschrecken. Er fand das toll. Die Hühner duckten ab. Er beschnupperte sie in ihrem Schreck. Jonno fiepte langgezogen, stand aber eisern. „Leo, die sollen Eier legen. Wenn Du die so stresst, können sie das nicht. Kein Druck, bitte. Kein Stress.“ Er schaute mich total enttäuscht an. Aber nachdenklich.
Wir sammelten Jonno wieder ein und gingen erst mal eine normale Runde.
Am nächsten Tag baute ich noch etwas hinter dem Hühnerstall, die Hunde befanden sich neben mir. Jonno sehr angespannt aber er beobachtete Hühner. Als Leo wieder Anstalten machte, sich näher an die Hühner anzupirschen, erinnerte ich kurz: „Kein Stress bitte für die Hühner, damit wir Eier von ihnen bekommen.“ Er blickte zurück wie:“Vertrau meinem Plan“ und legte sich ab. Zentimeter für Zentimeter näherte er sich, bis er hinter einem herabhängenden Ast gut getarnt liegend die Hühner wirklich nah beobachten konnte. Jonno blieb auf der Stelle stehen und beobachtete auch, brauchte aber mehrere böse Blicke von uns Entscheidungsträgern, damit er keine Aufregung unter den Hühnern verzapfte.
Es sind die ersten Hühner aus dem Brutkasten, die mir aus der Nähe begegnet sind. Und es ist wirklich besonders, sie zu beobachten: Z.B. fraßen sie zwar Körner, aber wenn man ihnen etwas anderes anbot, stellten sie sich im Kreis darum und beäugten den Apfel beispielsweise. Dann näherte sich das mutigste Huhn und pickte. Wenn es weiterpickte, machten die anderen mit.
Nach 3Wochen hatte Leo sich und die Hühner so weit, dass er die mutigen beiden Nase an Schnabel begrüßen konnte. Auch die restlichen zeigen keine Anzeichen von Panik, wenn er sich nähert.
Mit Jonno mussten wir richtig viel üben. Dem lagen die Nerven blank und er zitterte am ganzen Leib. Und dann kam mir eine Idee:
Bilder im Kopf
Ich startete einen Versuch, weil ich wissen wollte, ob und wie genau Leo NLH meine Infos als Bilder in meinen Gedanken mitkriegt.
Also bat ich ihn, mein Experiment mit zu machen. Er setzte sich aufmerksam vor mich und blickte mich tief an. Ich deutete das als :“Na los.“ und holte vor mein geistiges Auge das Bild von Jonno N3, wie er ins Zimmer kam und sich auf einen bestimmten Platz setzte. Dann fiel mir ein: Dort ist nicht gut, zu nah an der Tür und Sohn müsste gleich reinkommen (und ich wusste ja nicht, ob das Experiment länger brauchen würde). Also noch mal neues Bild mit neuem Ort des Absitzens. Dann nickte ich Leo zu. Und - so schnell konnte ich gar nicht gucken - wie taps – taps – taps mit seinem typischen harten Gang Jonno irgendwoher kam, sich genau auf Platz eins meiner Gedankenbilder setzte, sofort wieder aufstand und sich auf Platz zwei setzte. - „Gut gemacht. Super sehr gut alle Hunde! Experiment erfolgreich beendet.“ Und beide wanderten zu den Decken im Zimmer und legten sich ab.
Ich war sehr nachdenklich: Ich hatte die Exaktheit, mit der Leo meine Bilder aufschnappt, unterschätzt. Das heißt, dass ich an meiner inneren Geradlinigkeit und Konzentration unbedingt arbeiten muss, damit ich`s uns nicht schwerer mache als nötig. (wurde sofort in Arbeit genommen).
Also folgte Experiment Nr.2: Wie weit klappt das zwischen Leo und mir, also in beide Richtungen.
Dazu nahm ich als Trainingsobjekt unsere neuen Hühner. Das passte grade vom Trainingsstand. Ich bat Leo, mir als Bilder seinen Plan von Jonnos Training rüber zu senden. Es kam an: Wir gehen langsam, Jonno hinter uns mit Nase unten, im Zick – Zack über die Wiese, so dass wir uns den Hühnern seitlich nähern und bei Bedarf den Abstand wieder vergrößern können. Dann überholte mich Leo mit Nase unten mit Richtung auf die Hühner. Ich wiederholte vorsichtshalber die Sequenz mit fragendem Blick. Leo blickte mich aufmerksam, groß und zufrieden an. Und dann bat ich (immer noch in Bildern) um die Änderung, dass auch Leo maximal neben mich kommt und nicht vor geht. Es klappte wunderbar. Absolut exakt.

Spätestens seitdem weiß ich: Wenn bei uns was nicht einfach läuft, liegt es an meiner Konzentration und/oder Offenheit zu den Hunden. Aber es war wundervoll. Ich übe das! Nein: Wir üben das. Ich habe grade die wundervollsten Lehrer an meiner Seite.